Knöllchen: Grimmen zeigt sich kulant

Warum darf man in der Grimmener Innenstadt überall kostenlos parken? Werden Anwohner bald gar nicht mehr auf ihre Grundstücke kommen, weil die zugeparkt werden? Immer wieder ist das Parken in der Grimmener Innenstadt Diskussionsthema. Kostenfreie Parkplätze in oder nahe der Grimmener Altstadt, von denen man den Markt zu Fuß schnell erreichen kann gibt es in der Stralsunder Straße, Strohstraße, Knochstraße, Am Schwanenteich (Rewe), Am Bahnhof. Dabei scheint es im Vergleich zu den nahen Hansestädten recht unproblematisch: Es gibt insgesamt fünf kostenfreie Parkplätze in oder nahe der Innenstadt, die zusammen genügend Stellflächen bieten. Zwischen den Stadttoren weisen gekennzeichnete Stellflächen außerdem einige, ebenfalls kostenfreie Kurzzeitparkplätze aus. Aber Anwohner, die nach Feierabend kaum einen Platz für ihr Fahrzeug direkt vorm Haus finden, Gewerbetreibende, die Stellflächen für ihre Kunden fordern und Arbeitnehmer, die tagsüber Parkflächen beanspruchen, haben unterschiedliche Interessen. Die einen wollen, dass regelmäßig kontrolliert und Falschparker bestraft werden, andere fordern Großzügigkeit. „Wir haben seit Jahren keine Politesse, die sich ausschließlich mit der Parksituation beschäftigt“, sagt Bürgermeister Benno Rüster (CDU). Das habe mit der Personalbesetzung zu tun, aber auch mit der Einstellung der Stadt zum Parken generell. Rüster: „Es war immer unser Wille, die Kontrollen nicht zu überziehen. Das würde zu unserer Stadt nicht passen.“ In der Stadtverwaltung gibt es jedoch Kolleginnen, die in ihrer Stellenbeschreibung die Kontrolle des sogenannten ruhenden Verkehrs enthalten haben. Und es würden selbstverständlich Kontrollen in der Langen Straße und der Hafenstraße, besonders freitags während des Wochenmarktes, durchgeführt. Dann nämlich gebe es meist ein Parkchaos, erzählt Fara Fischer, eine der Ordnungsamtsmitarbeiterinnen. Anwohner kommen nicht mehr auf ihre Grundstücke und sind frustriert. Auch in Zeiten von angekündigten Straßenreinigungen und in der Bahnhofstraße sind die Mitarbeiterinnen regelmäßig anzutreffen – oft nach Hinweisen aus der Bevölkerung, wenn zum Beispiel große Lkw Fuß- und Radweg versperren. „Die Straßenreinigung bezahlen die Bürger mit ihren Steuern, deshalb haben sie auch ein Recht darauf, dass sie durchgeführt wird und nicht falsch abgestellte Autos das verhindern“, sagt Rüster. „Wir achten darauf, das unsere Kurzzeitparkplätze nicht durch Mitarbeiter von Firmen dauerhaft blockiert sind“, informiert Ordnungsamtsmitarbeiterin Steffi Willmer. Feuerwehrzufahrten, Zufahrten für andere Rettungsfahrzeuge und Behindertenparkplätze werden außerdem genau unter die Lupe genommen. „Das ist aber nicht neu, das haben wir immer so gemacht“, sagen die beiden Frauen. Rüster will Zustände wie in anderen Städten, wo man gerade sein Fahrzeug abgestellt hat und schon das Knöllchen an der Scheibe prangt, in Grimmen nicht haben. Denn wenn die Stadt weiterhin relativ moderat mit den Parkern umgehe, bleibe sie sympathisch, ist er überzeugt. Nicht verstehen kann er deshalb, warum seine Mitarbeiterinnen wie jüngst in der Quebbe wüst beschimpft wurden. „Auch dort waren sie auf Bürgerwunsch aktiv und sie tun nur ihre Arbeit“, hofft Rüster darauf, dass es mehr Verständnis für die Mitarbeiterinnen gibt und anerkannt wird, dass das Parken in der Stadt meist großzügig behandelt werde. Als Bürgermeister müsse er in solchen Fällen seine Mitarbeiter schützen, deshalb könne auch mit Anzeigen von Seiten der Stadt gerechnet werden. „Wer Nachfragen hat oder sein ’Knöllchen’ nicht nachvollziehen kann, kann sich immer gern bei uns im Ordnungsamt melden“, sagt Steffi Willmer. Aber warum ist das Parken generell kostenlos? Die Stadt verzichte nicht großzügig auf Einnahmen. „Aber wir haben die Erfahrung gemacht, das Unterhaltung und Instandsetzung von Parkscheinautomaten um einiges teurer wären als an Einnahmen herein kämen“, sagt der Bürgermeister. „Es kann doch nicht richtig sein, wenn man bei den Parkgebühren als Stadt Geld dazu legen muss!“ Almut Jaekel

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