Kommandeur Möding: Die schwere Tat war ein Einzelfall

Der am Wochenende öffentlich gewordene Kamera-Skandal an der Marinetechnikschule (die OZ berichtete am Sonnabend) ist ein harter Schlag für die militärische Einrichtung in Parow. „Ja, es hat uns schon massiv getroffen“, sagte gestern gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG der Kommandeur der MTS, Kapitän zur See Michael Möding. Der Fall liegt inzwischen sieben Wochen zurück. Am 2. Februar hatte ein Rekrut in der Dusche einer Soldatenunterkunft, in der sechs Männer wohnen, eine Kamera entdeckt, die unter einer Deckenverkleidung versteckt war. Das hatte er sofort seinem unmittelbaren Vorgesetzten gemeldet. Daraufhin wurden umgehend Ermittlungen aufgenommen. Schnell stand fest, wer die Kamera installiert hatte. Gegen den Mann, der zudem ein Stralsunder Kommunalpolitiker ist, ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft. Und auch marineintern läuft ein Ermittlungsverfahren. Seit der Fall ins Rollen kam, der für einen „Schock“ gesorgt hatte, so Möding, seien zahlreiche lange Gespräche mit den betroffenen Rekruten geführt worden. Und auch mit den Eltern der Kameraden, die möglicherweise unter der Dusche gefilmt wurden. „Es kam vor allem darauf an, das Vertrauen der Soldaten in ihre Ausbilder — so es verloren gegangen war — wieder herzustellen“, sagte Möding. Seiner Ansicht nach gebe es aber derzeit keine Anzeichen, dass durch den Kamera-Skandal ein generelles Misstrauen gegenüber den Vorgesetzten bestehe. Ein entsprechendes Feedback hätte er inzwischen auch von verschiedenen Eltern der Soldaten bekommen. „Es handelt sich um einen schweren, sehr, sehr bedauerlichen Einzelfall“, betonte Möding, der darauf verweist, dass die Bundeswehr eben auch ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Die MTS ist ein großer Arbeitgeber, wo Dinge passieren, die eigentlich nicht passieren dürften, wo Menschen auf merkwürdige Ideen kommen würden, die sich nicht vermeiden lassen. Einzeltäter würden leider in allen Bereichen der Gesellschaft vorkommen. Möding selbst hat so einen Fall wie diesen in seiner 34-jährigen Dienstzeit allerdings noch nicht erlebt. Besonders schlimm wäre es, da es sich um einen Menschen handele, von dem man eine hohe Meinung hatte, zu dem ein Vertrauensverhältnis bestand. „Damit rechnet man einfach nicht“, so Möding. Wegen der schwere des Vergehens habe die MTS auch umgehend dafür gesorgt, dass der Mann die Kaserne nicht mehr betritt, also nicht mehr im direkten Kontakt mit den Lehrgangsteilnehmern eingesetzt wurde. „Wir haben alles zur Aufklärung getan und die Strafverfolgung eingeleitet“, sagte Möding. Wie es nun weitergeht, liege jetzt bei der Stralsunder Staatsanwaltschaft beziehungsweise beim Wehrdisziplinaranwalt, der entscheiden muss, ob der Fall vor das Truppendienstgericht kommt. Laut Oberstaatsanwalt Ralf Lechte sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Von den Ergebnissen hängt am Ende ab, ob Anklage erhoben wird. Marlies Walther

Stralsund - Kommandeur Möding: Die schwere Tat war ein Einzelfall