Krankenhaus Grimmen: Streiks deutlich ausgeweitet

Zum dritten Mal in diesem Jahr – und diesmal wesentlich länger – wird am DRK-Krankenhaus Grimmen in Bartmannshagen gestreikt. Immer noch geht es um einen Tarifvertrag für alle Beschäftigten im Haus des Deutschen Roten Kreuzes, um die Gleichbehandlung aller nichtärztlichen Mitarbeiter. Drei Tage Streik: Nachdem es ab August bereits zwei Warnstreiks mit jeweils sechs beziehungsweise zwölf Stunden Arbeitsniederlegung gab, wird der Streik jetzt ausgeweitet: „Wir streiken drei Tage lang, um unseren Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen“, sagt Verdi-Mitarbeiter Johannes Brücker. Ein Notdienst ist gewährleistet, aber sämtliche geplanten, verschiebbaren medizinischen Maßnahmen werden in dieser Zeit abgesagt. Der aktuelle Grund für diesen erhöhten Druck der Mitarbeiter: „Es gab keine für uns angemessene Reaktion seitens des Geschäftsführers Jan Weyer auf das erneute Gesprächsangebot Mitte September“, sagt Brückner. Der Geschäftsführer habe sich wieder darauf berufen, dass ein Tarifvertrag für alle nichtärztlichen Mitarbeiten im Haus nicht finanzierbar sei und es aufgrund der aktuellen Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst für das DRK keine Planungssicherheit gebe. Er wolle sich einem Gespräch nicht verschließen, machte aber auch kein Angebot für ein solches. Mitarbeiter nehmen Sache sehr ernst: In seiner einzigen Reaktion an die Gewerkschaft hatte der Geschäftsführer außerdem erklärt, dass der „weit überwiegende Teil“ der Beschäftigten „sehr zufrieden mit den Arbeitsbedingungen“ sei, berichtet Brückner. „Unsere Mitglieder sehen in dieser Antwort nichts als eine Ablenkung.“, erklärt er die Stimmung unter den Beschäftigten. „Herr Weyer führt als Beleg für seine Behauptung ein anonymes Schreiben an. Das können wir nicht ernst nehmen.“ Verdi-Mitglieder hatten sich zuvor in betriebsöffentlichen Petitionen mehrheitlich mit Namen und Gesicht zu ihren Forderungen bekannt. „Wir haben ein starkes, demokratisches Mandat“, sagt Johannes Brückner. „Wir Kollegen im Haus nehmen die Sache sehr ernst und haben uns die Entscheidung, erneut zu streiken, nicht leicht gemacht“, sagt Mitarbeiterin Christiane Bremer stellvertretend. „Wir hoffen jetzt umso mehr auf ein Einlenken der Geschäftsführung und darauf, dass die Verhandlungen aufgenommen werden“, ergänzt sie. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist Träger des Krankenhauses Grimmen in Bartmannshagen. Das Haus verfügt über 106 Betten und hat in der Region einen sehr guten Ruf. Jährlich werden etwa 5800 Patienten stationär und 6400 Patienten ambulant von insgesamt rund 235 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern behandelt und betreut. Etwa 70 Prozent aller nichtärztlichen Mitarbeiter sind gewerkschaftlich organisiert. Sie fordern einen Tarifvertrag für alle, der alle Rechte und Pflichten regelt. Nächstes Ziel: Wieder an den Verhandlungstisch: Der Arbeitgeber hat nach anfänglichen Verhandlungen – ohne die Mitarbeiter zu informieren – im Sommer mit dem Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen. Danach bekommen zwar die Beschäftigten in der „Pflege am Bett“ Entgelte auf dem Niveau des bundesweit geltenden Tarifvertrages. Alle anderen Berufsgruppen erhalten jedoch nur minimale Steigerungen und bleiben damit durchschnittlich 20 Prozent unterhalb des üblichen Niveaus. Falls es während der Streiktage bis einschließlich Freitag eine Reaktion der Geschäftsführung gebe und beide Parteien an den Verhandlungstisch zurückkehren können, würde der Streik abgebrochen werden“, erklärt Brückner. Allerdings sollten die Verhandlungen dann zeitnah aufgenommen werden, beispielsweise in der nächsten Woche. Mitarbeiter in Grimmen und Schwerin: Danach entscheide die Verdi-Tarifkommission, wie die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter – in Bartmannshagen sind es etwa zwei Drittel der gut 200 nichtärztlichen Beschäftigten – weiter vorgehen. Brückner: „Auch ein unbefristeter Erzwingungsstreik ist möglich, dafür ist aber eine Urabstimmung, bei der 75 Prozent dafür sein müssen, Voraussetzung.“ Am Donnerstagvormittag von 9 bis 11 Uhr werden die Krankenhausmitarbeiter auf dem Grimmener Marktplatz präsent sein und dort auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Wer möchte, kann dort mit ihnen über die aktuelle Situation ins Gespräch kommen. Bereits am Mittwochnachmittag machten sie sich auf den Weg nach Schwerin, wo die Enquetekommission „Zukunft der medizinischen Versorgung in MV“ tagte. „Das ist eine öffentliche Sitzung, bei der auch der DRK-Landesverband geladen ist“, sagte Brückner. Dort wollen wir ebenfalls für unsere Ziele eintreten.“ Lesen Sie auch DLRG Grimmen: 2000 Stunden in der Ausbildung Ab 13. Oktober : A 20 am Loch bei Tribsees voll gesperrt – mit diesen Umleitungen Vorpommern: So stellen sich Veranstalter der Corona-Krise Von Almut Jaekel