Kurs auf Groß-Sparkasse in Vorpommern

Am 17. Juni soll der Kreistag Vorpommern-Rügen die Fusion der Sparkasse Vorpommern und Rügens beschließen. Und das rückwirkend zum 1. Januar 2013. Damit würde das größte Geldhaus in Mecklenburg-Vorpommern entstehen. Mit einer Gesamtbilanzsumme von 3,1 Milliarden Euro würde sogar die Ostseesparkasse Rostock (2,87 Milliarden) überflügelt werden. Am Montagabend gaben bereits drei Ausschüsse des Kreistages dem Zusammenschluss ihre Zustimmung. Die Linken beteiligten sich nicht an der Abstimmung, weil sie noch Beratungsbedarf sehen, wie Fraktionschefin Christiane Latendorf sagte. Grünes Licht für den Zusammenschluss hatten bereits die Verwaltungsräte beider Geldhäuser gegeben. Von enormen Herausforderungen an die Sparkassen, die vor allem durch veränderten Wettbewerb gekennzeichnet sind, sprach Christian Große von der Berliner Unternehmensberatung Zeb, die im Auftrag beider Häuser die Fusion vorbereitet. Internetbanken gewinnen auch bei uns immer stärker an Gewicht. Aber auch die demografische Entwicklung neben der allgemeinen Situation auf den Geld- und Kapitalmärkten seien Faktoren, die zunehmend Einfluss aufs Geschäft hätten. Hinzu kämen Niedrigzinsen und immer strenger werdende aufsichtsrechtliche Anforderungen, so der Berater. Noch stehen beide Geldhäuser wirtschaftlich potent da, betonte er. Sie könnten aus der „Position der Substanzstärke“ agieren. Aber vor allem für kleine Sparkassen würde die Situation immer schwieriger. Eine Fusion hätte zu diesem Zeitpunkt mittel- und langfristig deshalb den größten Nutzen, versuchte Landrat Ralf Drescher (CDU) die Abgeordneten und berufenen Bürger zu überzeugen. Das Kreditinstitut auf Rügen verfügt derzeit über eine Bilanzsumme von 500 Millionen Euro, hat 155 Mitarbeiter und 16 Geschäftsstellen. Bei der in Greifswald ansässigen Sparkasse Vorpommern liegt die Bilanz bei 2,6 Milliarden Euro. Sie beschäftigt 567 Mitarbeiter und hat 69 Filialen. Das Verhältnis beider Häuser zueinander ist 1:5, erläuterte Große. Trotzdem seien die Verhandlungen stets auf Augenhöhe verlaufen, betonten sowohl der Landrat als auch Rügens Sparkassen-Vorstandschef Herbert Ostermoor. Verhehlt wurde nicht, dass eine Fusion insbesondere für die Insulaner herbe Einschnitte hat. So werden 30 Mitarbeiter künftig nicht mehr in Bergen, sondern in Greifswald arbeiten. Die Sparkasse Vorpommern will diese Veränderungen mit einmaligen Umzugsbeihilfen beziehungsweise Fahrkostenzuschüsse abmildern. Betriebsbedingte Kündigungen soll es bis 31. Dezember 2016 nicht geben. „Kein Kunde muss künftig wegen eines 30 000 Euro-Kredits von der Insel zum Sparkassensitz fahren“, versuchte der Unternehmensberater mögliche Ängste auch bei Sparkassennutzern zu zerstreuen. Wohl aber wird die Stadt Bergen neben dem Verlust von Arbeitsplätzen künftig auch mit niedrigeren Gewerbesteuereinnahmen leben müssen. Aber auch das soll abgemildert werden, indem diese Zahlungen auf Grundlage des Durchschnitts der letzten fünf Jahre bis zum Jahr 2017 festgeschrieben werden. Der Name des fusionierten Geldhauses steht mit Sparkasse Vorpommern fest. Ebenso sind auch die drei Posten im künftigen Vorstand verteilt. Dessen Chef wird Uwe Seinwill. Der gebürtige Bonner hat das Amt bereits seit 22. November 2011 inne. Er betonte, dass die Sparkasse Vorpommern gute Erfahrungen mit Zusammenschlüssen habe. 1992 war sie aus den damaligen Kreissparkassen Greifswald und Grimmen entstanden. 1999 kamen Anklam, Wolgast und Ribnitz-Damgarten dazu. Am 1. Januar 2005 wurde die Stralsunder Sparkasse in den Verbund aufgenommen. Nie habe es einen rechtlichen Streit mit Mitarbeitern gegeben, so Seinwill. Großer Arbeitgeber 3,1Milliarden Euro würde die Bilanzsumme des fusionierten Kreditinstitutes betragen. Damit überflügelt man die Ostseesparkasse Rostock (2,87 Milliarden Euro) und würde größtes Geldhaus im Land sein. 700Mitarbeiter wären künftig bei der Sparkasse Vorpommern tätig. Sie hätte 85 Filialen in einem Geschäftsgebiet, das rund 5500 Quadratkilometer umfasst. 400 000 Menschen leben hier. Zusammen käme das neue Geldhaus auf 446 000 Konten. Die neue Sparkasse Vorpommern wäre wie die jetzige Zwecksverbandssparkasse. Im Zweckverband sind die Landkreise Vorpommern-Rügen und Vorpommern-Greifswald sowie die Hansestädte Greifswald und Stralsund vereint. Allerdings würden sich deren Anteilsverhältnisse verändern. Reinhard Amler

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