Letztes Gebäude am Hafen Damgarten ist zwangsgeräumt

Monatelang wollte der letzte Mieter im ehemaligen Gebäude der Handelsgenossenschaft am Damgartener Hafen nicht ausziehen. Drumherum hat ein Abrissbagger inzwischen alles platt gemacht. Mit Ausnahme des letzten Hauses. Gestern rückten nun Gerichtsvollzieher, Gebäudewirtschaft und Speditionsunternehmen an, um das Haus mit dem Ledergeschäft zu leeren — eine Zwangsräumung. Rückblick: Die Gebäudewirtschaft Ribnitz-Damgarten hatte allen Mietern zum 31. Dezember 2014 gekündigt. Denn die Häuser am Hafen sollten abgerissen werden. Der Abriss erfolgt mit Hilfe von 130 000 Euro Fördermitteln aus der Stadtsanierung. Ein Mieter blieb aber. Das Problem: Wenn die Arbeiten nicht fristgemäß abgeschlossen werden sollten, würde die Stadt auf einen Teil der Abrisskosten sitzen bleiben. Es folgten Räumungsklage und gestern die Zwangsräumung. Doch die Speditionsmitarbeiter und Angestellten der Gebäudewirtschaft hatten nicht damit gerechnet, was sie in dem Haus, das sie leeren wollten, erwartet. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel ist“, zeigte sich Ullrich Balke, Geschäftsführer der Gebäudewirtschaft GmbH, sichtlich überrascht, als er den ersten Rundgang mit Kollegin Martina Krause beendete. Zwei Dutzend Kleiderständer, voll behangen mit Lederjacken, sowie etliche Kartons mit Taschen standen noch im ehemaligen Verkaufsraum. Und das war erst der Anfang. In den hinteren Räumlichkeiten stapelten sich die Sachen bis unter die Decke, es war unübersichtlich und dunkel, denn Strom hat das Gebäude seit Monaten nicht mehr. „Wir dachten, wir kommen mit 20 Kisten und sechs Kleiderboxen aus, aber das wird nicht reichen“, bemerkte Speditionsmitarbeiter Ralf Andreas. Zusätzlich zum Einpacken und Abtransportieren aller Waren, die nicht Sperrmüll oder Altpapier sind, musste er zusammen mit seinem Kollegen Uwe Jaster alle Schäden an den Sachen dokumentieren. Bei geschätzt mehreren 100 Jacken, Taschen, Portemonnaies, Schuhen und anderen Lederwaren. Das Ausmaß der Zwangsräumung konnte auch Ullrich Balke im Vorfeld schlecht abschätzen. Den Zutritt zum Gebäude habe ihm Geschäftsführer Ijaz Ahmad beim letzten Besuch nicht gewährt, sagte er. Der Lederwarenverkäufer hatte zuletzt gegenüber der OZ behauptet, er habe keine Kündigung erhalten. Ahmad wollte sich gestern dazu nicht äußern, als er morgens Werbetafeln aus dem Gebäude holte. Mit Dokumentation war auch Martina Krause am Vormittag beschäftigt. Alle Waren, die der Lederwarenverkäufer hinterlassen hatte, mussten gezählt, notiert und fotografiert werden. Anschließend werden die Kartons für zwei Monate eingelagert. Sollte Ijaz Ahmad sein Eigentum bis dahin nicht ausgelöst haben, werde es versteigert, informierte Balke. Zudem müssten noch ausstehende Forderungen der Gebäudewirtschaft ausgeglichen werden. Allein 6000 Euro seien bisher an Mehrkosten durch die Bauverzögerung entstanden, sagte Balke. Weniger Minuten später kam er mit einer weiteren „Überraschung“ aus einem der hinteren Räume. Er hatte ungeöffnete Briefe gefunden. Absender: die Bernsteinstadt und das Finanzamt. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel ist.“ Ullrich Balke, Gebäudewirtschaft Paula Mittermayer

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