Barhöft - Lütter Hafen — großer Andrang

Der Oststurm drückt das Boddenwasser ins Barhöfter Hafenbecken. Durch die Masten der Boote, die im Hafen festgemaht haben, surrt der Wind. „Wir liegen seit zwei Tagen an der Kaikante. Anfang Juli sind wir hier erstmals vor Anker gegangen, als wir den Törn nach Danzig begannen. Wir wollen die östliche Seite der Ostsee kennenlernen und sind erstmals hier. Nun sind wir auf schon der Heimreise“, erzählt Gerhard Reindl. Der Skipper steuert das hochseetüchtige Schiff der Kategorie A seit neun Jahren durch die See. Gebaut wurde die ,La Sueca‘ (die Schwedin) in Schweden. Segelt aber unter spanischer Flagge, da die Skipper den Winter über in Spanien leben und im Sommer auf dem Boot. Es hat einen extra Generator für den Verbrauch an Bord, einen 750 Liter fassenden Trinkwassertank und einen 450-Liter-Dieseltank. Das 13,75 Meter lange Schiff hat einen Tiefgang von 2,10 Metern. „Da können wir nicht überall in den Häfen anlegen. Das Barhöfter Hafenbecken hat eine Tiefe von 4,60 Metern. Der Wind kommt aus Osten mit 33,5 Knoten oder acht Beaufort“, erzählt der Österreicher und zeigt auf die Messgeräte in der Plicht. Für das nächste Jahr ist zunächst die große Ostseerunde angesagt. Seine Frau Walburge Fürst aus Trier schreibt das tägliche Bordtagebuch. „Als wir im Juli hier ankamen, wollten wir die Weltkulturerbestadt Stralsund anseh‘n und haben unsere Freunde weiter segeln lassen. Zu der Zeit herrschte ein kräftiges Gewitter. Mir gefiel das Hafenpanorama mit den Speichern gut. Mein Mann hingegen fand den Marktplatz mit dem Rathaus toller“, so die Schiffsfrau, die seit 24 Jahren mit zur See fährt. Nebenan wird ein Angelboot mit Angelguide Andreas Schütt auf der Slipanlage zu Wasser gelassen. Es war in der Werkstatt beim Bootsservice von Ralf Marquardt, der mithalf, das Fahrzeug fit zu kriegen und jetzt eine Proberunde mitdreht. Hafenmeister Sven Marquardt beobachtet die Szenerie. Er hat an diesem Abend alle Hände voll zu tun. Eigentlich wie an all den anderen Tagen zuvor. „Wir hatten schon einige kleine Unfälle zu verzeichnen, wenn die Boote beim Festmachen gegeneinander stießen. Aber bei Windstärke fünf aus Ost ist das nicht verwunderlich“, so der 28-Jährige. Er betreut gemeinsam mit Toni Reimann das Hafengelände und die ankommenden Segler. Auch mit Fischer Jan Wienholz und Azubi Marc Richter, pflegen die Jungs ein freundschaftliches Verhältnis und helfen, wenn‘s nötig ist, mit Radlader aus. Die Gristower sind zurzeit die einzigen Fischer, die im Barhöfter Hafen liegen und Fisch verkaufen. „Wir fangen im Moment Flunder, Scholle und Dorsch. Aber nur wenn der Wind nicht so stark ist. Sonst bleiben wir im Hafen. Neben Frischfisch bieten wir auch Räucherflundern frisch aus dem Rauch an“, so der 23-jährige Marc Richter. Gerade laufen Claudia und Gordon Rotthoff aus Kiel mit ihren Segelboot ein und machen am Schwimmsteg zwischen zwei anderen Seglern fest. „Wir sind heute mit dem Zug in Stralsund angekommen. Wir wollen morgen weiter nach Kiel. Der Wind dazu ist optimal“ so der Skipper, der erstmals im Hafen von Barhöft weilte. Nachbarskipper Norbert König nahm die Leinen, um das Fahrzeug am Steg zu befestigen. Der Hamburger kennt Barhöft seit 1990. Legte in der Zwischenzeit ein paar Mal hier an und freut sich, dass der Hafen und das Angebot sich positiv verändert haben, wie die neuen Duschen im Triogebäude. „Kann ich mein Zelt hier irgendwo aufstellen“, Hafenmeister und Skipper werden aus dem Gespräch gerissen. Iris Richter aus Wismar war an diesem Tag von Zingst aus nach Barhöft geradelt und hatte kräftig gegen den Wind zu strampeln. Sämtliche Ferienwohnungen waren belegt, so bleibt der erschöpften jungen Frau nur, im Barhöfter Hafen anzufragen. Sven Marquardt hat Erbarmen und gibt der 29-Jährigen gleich hinter dem Hafenmeistergebäude für eine Nacht ein Zeltquartier. Bis zu 60 Boote können im Barhöfter Hafen festmachen Die Seglersaison begann in diesem Jahr erst in der Junimitte. „Es ist zu merken, dass der Nothafen Darßer Ort wieder geöffnet hat. Insbesondere aber, dass sich in Kloster ein neuer Seglerhafen befindet, den sich viele ansehen wollen“, weiß Sven Marquardt. Seit fünf Jahren arbeitet er als Hafenmeister in Barhöft. Etwa 50 bis 60 Boote liefen im Juli täglich in den Hafen ein. Jetzt Ende August wird es langsam weniger. 60 können im Barhöfter Hafen festmachen. Platz finden Schiffe mit einer Länge von bis zu 25 Metern. Das ungewöhnlichste Schiff kam aus den Niederlanden. Das war eine schwimmende Werkstatt, die Reparaturen auf See an großen Schiffen durchführte. „Die hatten einen Werkzeugschrank an Bord und ihren Pkw“, erzählt der Hafenmeister schmunzelnd. Großsegler kamen aus Lübeck, Warnemünde und Holland. Ines Engelbrecht