Malermeister will Speicher flott machen

„Das sind schon ‘n paar Wochenenden Arbeit“, sagt Bernd Adams grinsend und mit unüberhörbarem norddeutschen Dialekt. Der Malermeister aus Hamburg hat sich in Grimmen einen großen Brocken geleistet — den seit langem verwaisten ehemaligen Speicherkomplex inklusive einer Lagerhalle, gelegen zwischen der Stoltenhäger und der Stralsunder Straße. Die Gebäude will der Handwerker wieder schick machen und dann vermieten. Für 6500 Euro bekam der 71-Jährige den Zuschlag für die Immobilie während der Frühjahrsversteigerung der Norddeutschen Grundstücksauktionen AG in Rostock. Für das rund 6500 Quadratmeter große, bebaute Gelände hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Eigentümer zuvor ein Mindestgebot von 2500 Euro festgelegt. „Es gab noch andere Bieter“, denkt Adams zurück. „Als bei 6500 Euro schon Schluss war, war ich verblüfft. Dabei wäre ich noch bis 50000 oder 60000 Euro mitgegangen“, verrät der Investor, der weiß: „In Hamburg würde ein solches Grundstück vier oder fünf Millionen kosten.“ Er mag solche alten Gebäude und zudem, sie wieder flott zu machen, sagt Adams. Auf Auktionen habe er „schon ein paarmal was gekauft“. Dazu zählen auch drei Mietshäuser in Sachsen, die ihm gehören. „Ein Jahr nach der Wende hätte ich ganz Sachsen kaufen können“, berichtet Adams von den Verhältnissen vor 25 Jahren im Osten Deutschlands. Den Grimmener Speicher habe er nicht nach Katalog gekauft, sondern kurz vor der Versteigerung vor Ort angesehen, auch von innen: „Die Gebäude sind trocken, kein Schwamm“, weiß Bernd Adams. Sonst hätte er nicht mit geboten, versichert der Geschäftsmann. Erste Arbeiten auf dem Gelände begannen Anfang Juni. „Das Gras stand hier zwischen den Betonplatten so hoch“, erzählt Adams und hält die Hand auf Brusthöhe. Das Kraut musste ebenso mühsam entfernt werden wie wild gewachsene Bäume, die sich im Lauf der Jahre breitgemacht hatten. Als nächstes ziehe er einen hohen Zaun um das ganze Gelände, mit Tor am Ende des Grundstücks, an der Straße. Jugendliche würden das Areal als Abenteuerspielplatz nutzen, befürchtet Bernd Adams: „Wenn ich hier einen Schraubenzieher liegen lasse, ist er am nächsten Tag weg.“ Der Malermeister, der in seiner Firma drei Mitarbeiter beschäftigt, will vieles an dem alten Bau selbst sanieren. „Ich habe mir extra eine Hubwagen gekauft.“ Bevor es jedoch an das Ausbessern von Putz und um frische Farbe geht, sollen kaputte Fenster und Dachrinnen erneuert werden. Ansonsten wolle er „das Haus so erhalten, wie es ist“, versichert Adams, wobei das Gebäude nicht denkmalgeschützt sei und es somit keine besonderen behördlichen Auflagen gebe. Für eine Lagerhalle aus Betonelementen, die auf dem Grundstück steht, habe er schon einen Mieter, eine Gerüstbaufirma mit Sitz in Polen. „Es sind nur vier Kilometer bis zur Autobahn“, benennt der Hamburger einen Grund für Grimmen als Standortwahl. Auch der Speichertrakt mit 5000 Quadratmetern Nutzfläche soll vermietet werden, wohl als Lager, vielleicht ab Frühjahr 2016. „Aber auch Büros sind möglich“, sagt Adams. Der Bau verfüge sogar über Fahrstühle, die aber erst dann funktionieren, wenn der Stromanschluss wieder hergestellt ist. Kopfzerbrechen bereiten dem Investor zwei Gebäude, die auf dem Areal stehen und nicht zum ersteigerten Los gehören. Eigentümer waren ehemalige DDR-Betriebe. „Die Gebäude möchte ich unbedingt dazuhaben.“ Darüber wolle er mit einem Insolvenzverwalter verhandeln. Nicht zuletzt will Bernd Adams in einem alten Backstein-Flachbau auf dem Grundstück, in dem sich einst Garagen befanden, „ein Restaurant oder eine Kneipe einrichten, damit hier Leben reinkommt. Ich habe schon jemanden aus Grimmen, der das betreiben würde.“ Industrieanlage mit eigenem Bahnanschluss Im Jahre 1922 wurde die Industrieanlage zwischen Stoltenhäger und Stralsunder Straße für den Grimmer landwirtschaftliche Ein- und Verkaufsverein erbaut. An dem Standort befanden sich unter anderem eine eigene Mühle mit einer Tagesleistung von 70 Tonnen, eine Kartoffelflockenfabrik mit einer Tagesleistung von 1200 Zentnern und sogar eine Bäckerei. Der Betriebsort hatte zudem einen eigenen Bahnanschluss. Zuletzt war der Speicher von einem Baustoffhandel genutzt worden, bevor der Bau jahrelang leer stand. Peter Franke

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