Nach 30 Jahren heißt es für „Winni”: Adieu Kulturhaus

Gerade in diesen Tagen, wenn am Wochenende der große Nachtwäscheball im Grimmener „Treffpunkt Europas” bevorsteht, zieht es Techniker Winfried Zarnke noch häufiger in den Regieraum des Stadtkulturhauses. „Dies war schon immer mein Lieblingsraum. Besonders die richtige Lichteinstellung verleiht einer Veranstaltung ihren besonderen Charme”, findet der heute 64-Jährige und tüftelt bereits wieder an den optischen Highlights für die närrische Wochenendveranstaltung. Es ist das vorletzte Event, welches der Grimmener so akribisch vorbereitet, denn nach der PS-Party geht er in den wohlverdienten Ruhestand. „Ich glaube, dass habe ich mir nach drei Jahrzehnten redlich verdient“, sagt „Winni”, wie er von seinen Kollegen und vielen Gästen liebevoll genannt wird. Am 1. Januar des Jahres 1986 begann Winfried Zarnke seine Arbeit im Stadtkulturhaus. „Ich habe den Beruf des Elektrikers beim Grimmener Betrieb für Leichtzuschlagsstoffe gelernt und später beim VEB Bau auch in diesem Beruf gearbeitet”, beschreibt er. Als bereits 1985 die Anfrage vom damaligen Kulturhausleiter Dietrich Wordoff kam, überlegte Winfried Zarnke nur kurz und wagte den beruflichen Wechsel ins Grimmener Stadtkulturhaus. „Damals waren wir ein zehnköpfiges Team”, erinnert er sich und erklärt: „Vieles war einfach viel aufwändiger und körperlicher. Mit einem Knopfdruck einen Scheinwerfer in die richtige Position zu bringen, davon war natürlich nur zu träumen.” Doch der Grimmener findet schnell Gefallen an der Arbeit. „Von Anfang an gefielen mir die Veranstaltungen, die von Kindern organisiert wurden. Ich habe immer sehr gerne die Weihnachtsfeiern der städtischen Schulen technisch begleitet”, sagt der 64-Jährige. Schnell wird aber auch klar, dass auch die Tätigkeit als Techniker in einem Veranstaltungsgebäude ihre schwierigen Momente hat. Weihnachten, Silvester und unzählige komplette Wochenenden verbrachte er im „Treffpunkt Europas”. „Wer in solch einem Beruf arbeitet, braucht eine sehr verständnisvolle Frau”, hat „Winni” schnell gelernt und betont: „Mit meiner Monika habe ich solch eine Frau.” Während er als Techniker unter den Kulturhausleitern Dietrich Wordoff, Eckhard Becker und Morten Kabisch arbeitete, veränderte sich auch der „Treffpunkt Europas” zunehmend. „Früher wurde oftmals wochenlang an Bühnenbildern und der richtigen Einstellung der Technik gearbeitet. Heute ist aus der körperlichen Belastung eher eine geistige geworden”, findet Winfried Zarnke und verdeutlicht: „Durch die digitale Steuerung muss man während einer Veranstaltung unglaublich konzentriert arbeiten.” Doch auch wenn vor ihm im Regieraum hunderte Knöpfe zur Auswahl stehen, “Winni” behält die Ruhe und den Überblick. „Das ist wirkliche eine Frage der Routine”, ist er sich sicher und beginnt schmunzelnd zu erzählen: „Kurios ging es nämlich häufiger mal zu.” Beispielsweise damals, als der Moderator Andy Borg ankündigte, Winfried Zarnke den Scheinwerfer bereits in die richtige Position gebracht hatte und bereit war, die Musik mit einem Knopfdruck zu starten. Aber der angekündigte Stargast war plötzlich verschwunden. „Wenn der Saal dann gerammelt voll ist, geht einem schon die Düse”, gibt er zu. Glücklicherweise fand „Winni” den Schlagerstar aber auf der Toilette hinter der Bühne und holte ihn mit einem Brecheisen aus der Misslage, denn Borg hatte den Drücker abgebrochen und war im Raum gefangen. In 30 Jahren arbeitete er mit unzähligen Showgrößen, TV-Stars, Schauspielern und diversen Künstlern zusammen. „Es war eine große Ehre für mich, so viele Stars auch vor und nach dem Auftritt kennenzulernen”, sagt er und erzählt: „Dadurch habe ich einen Eindruck bekommen, dass auch Roland Kaiser beispielsweise vor einem Auftritt vor 1000 Besuchern in Grimmen noch aufgeregt ist und das selbst hinter den größten Stars ein ganz normaler Mensch steht.” Winfried Zarnke freut sich auf seinen Ruhestand, wird die Zeit im Kulturhaus aber als eine unglaublich ereignisreiche und schöne in Erinnerung behalten. „Ich hoffe, dass es dieses schöne Haus noch ganz lange geben wird und danke wirklich allen Leuten, die mich immer so tatkräftig unterstützt haben. Für mich war es immer das Größte, wenn die Besucher mit einem Lächeln zufrieden den Treffpunkt Europas wieder verlassen haben.“ Wenn die Besucher mit einem Lächeln das Haus verlassen haben, war ich glücklich.“Winfried Zarnke, Techniker im „Treffpunkt Europas“ Raik Mielke

Grimmen - Nach 30 Jahren heißt es für „Winni”: Adieu Kulturhaus