Neun verschiedene Pilz-Arten wachsen in Wittenhagen

Herbst-Zeit ist Pilz-Zeit! Und dies gilt auch für Pilze, die nicht in der Natur, sondern in eigens dafür angelegten Indoor-Räumen wachsen. Wo einst in Wittenhagen Parkett unter anderem für die Mailänder Scala und den Kreml in Moskau hergestellt wurde, züchtet und verkauft Andreas Elsholz inzwischen seit zwei Jahren Edelpilze aus eigenem Anbau und von Hand geerntet. Kräuterseitlinge, Rosenseitlinge oder Shiitake sind inzwischen in Edel-Restaurants begehrt. Doch Elsholz ist experimentierfreudig: Inzwischen hat er sogar eine Bulette aus Pilzen und ohne Fleisch kreiert, mit der er in Zukunft in die Supermärkte der Region will. Zudem sollen noch in diesem Jahr die verschiedensten Öle herstellt werden. Die OSTSEE-ZEITUNG schaute sich im Pilzhof Wittenhagen um und sprach mit Andreas Elsholz über die Entwicklung in Corona-Zeiten und weitere Pläne für das Unternehmen . Das große Aufräumen in der Parkettfabrik: Im Jahr 2008 ersteigerte Andreas Elsholz das 75 000 Quadratmeter große Areal mit den größtenteils verfallenen Gebäuden. Ideen, was er mit dem Gelände anfangen sollte, hatte er damals viele: „Ich hatte ein gut laufendes Unternehmen im Ruhrgebiet. Aber ich hatte immer Wünsche im Leben, die ich mir nun erfüllen wollte.“ Pläne waren eine eigene Pferde- oder Fischzucht oder eben der Pilzanbau. Zuerst stand aber das große Aufräumen der heruntergekommenen Parkettfabrik auf dem Plan. „Ich hatte von Beginn an drei Angestellte. Insgesamt ging es in den ersten neun Jahren darum, das Grundstück in Ordnung zu bringen und zu entkernen. Vor drei Jahren begann dann der Wiederaufbau“, berichtet er. Die Halle an der Dorfstraße mit klimatisierten Kammern wurde als Erstes aufgebaut. Hier wachsen inzwischen verschiedene Edelpilze unter hoher Luftfeuchtigkeit auf Stroh- beziehungsweise Holzgemischblöcken heran. Dieses Substrat, aus dem die Pilze wachsen, stellt Elsholz in sogenannten Mycobags inzwischen selbst her. „Es hat länger gedauert, als ich dachte, aber seit drei Monaten mischen wir das Granulat hier am Standort in Eigenarbeit. Pro Woche werden rund 500 Tüten abgefüllt“, sagt der gelernte Fleischer. Schon nach zwei Wochen können erste Pilz-Sorten geerntet werden: „Wir wollen weiterhin keine Massenproduktion, sondern unseren Kunden hohe Qualität anbieten“, sagt Andreas Elsholz. Deshalb sei ihm auch die Biozertifizierung enorm wichtig gewesen. Etwa zwei Wochen, nachdem das Substrat fertig ist, können in den Räumen bereits die ersten Pilze geerntet werden. Und dies ganzjährig. „Im Sommer ist es etwas ruhiger. Jetzt im Herbst steigt die Nachfrage wieder deutlich an“, erklärt der Pilzhof-Betreiber. Momentan bemüht sich Elsholz um das QS-Zertifikat für Lebensmittel. „Ich bin in guten Gesprächen und möchte meine Produkte in naher Zukunft auch in Einzelhandelsmärkten der Region anbieten“, verrät er. Inzwischen besonders beliebt sind die Buletten. „Davon machen wir an Markttagen derzeit bis zu 180 Stück. Sie bestehen nicht aus Fleisch, doch geschmacklich merkt man dies überhaupt nicht“, freut sich der 60-Jährige. Noch im Herbst sollen Öle gepresst werden: Zudem soll in wenigen Wochen ein weiteres Projekt starten. „Ich habe eine Ölpresse angeschafft. Die Idee besteht darin, dass Leute beispielsweise mit Walnüssen zu uns kommen und aus diesen ihr eigenes Öl pressen. Dazu werden dann passende Flaschen bereitstehen“, sagt er und meint: „Mein Ziel ist, dass der Pilzhof in Wittenhagen in den nächsten Jahren auch ein Erlebnis-Standort wird. Die Fertigungshalle ist so konzipiert, dass Besucher durch riesige Glasscheiben unseren Mitarbeitern bei der Herstellung zuschauen können.“ Die neun angebauten Pilz-Sorten sind auch im Hofladen direkt auf dem Gelände in Wittenhagen erhältlich. Der Verkauf findet von Montag bis Mittwoch in der Zeit von 8 bis 14 Uhr, am Donnerstag und Freitag von 10 bis 16 Uhr und am Sonnabend von 8 bis 12 Uhr statt. Lesen Sie auch Vor 300 Jahren: Als die Hugenotten nach Altvorpommern kamen Nur noch eine Fraktion: AfD schließt sich im Kreistag Vorpommern-Rügen zusammen Mein Leben nach der Wende: Zehn Menschen aus MV berichten Von Raik Mielke