Einhorn-Wandmalerei in der Kirche Flemendorf blättert ab

Eine in Vorpommern einzigartige Wandmalerei findet sich in der Flemendorfer Kirche: Ein Einhorn, und das muss dringend saniert werden. Einhörner sind schon echte Raritäten. Ebenso scheu wie begehrt, wissen sie sich ausgezeichnet zu verstecken. Seit dem 15. Jahrhundert bietet das pferdige Fabelwesen dort einer sündigen Schlange die bewaffnete Stirn. „Eigentlich würde an seiner Stelle ein Christus stehen“, erklärt Pastor Kai Völker. „Das Einhorn lässt sich jedenfalls nicht direkt aus der Bibel her leiten.“ Was dem Wunderwesen an der Kirchenwand allerdings viel mehr zu schaffen macht, ist der nagende Zahn der Zeit. Die einzigartige Malerei bedarf der Restaurierung. Völker schätzt die Kosten auf etwa 15 000 Euro. Doch damit nicht genug, Sorgen machen ihm auch die Fenster im Heim des Horns. Rostende Eisenquerstreben sprengen steinerne Längsstreben, Glas bricht. Der größere Teil der Kirchenfenster ist bereits saniert, doch weitere rund 25 000 substanzerhaltende Euro werden noch benötigt. 500 Euro pro Jahr stehen für den Erhalt des Gotteshauses zur Verfügung, lächelt Völker, Förderanträge sind gestellt, und für eine eventuelle Gegenfinanzierung wurde am Sonntag kräftig gefeiert. Das Einhorn wird im Physiologus (2. Jahrhundert nach Christus) beschrieben, einer frühchristlichen Naturlehre, die Pflanzen, Steine und Tiere in griechischer Sprache beschreibt und allegorisch deutet. Es sei ein so wildes Tier, dass es der Jäger nur fangen kann, wenn eine Jungfrau in der Nähe ist, in deren Schoß das Einhorn seinen Kopf legen kann, heißt es dort. Der Physiologus stellte den Bezug zur jungfräulichen Geburt Christi her, und so ist es in der mittelalterlichen Malerei stets Maria, in deren Schoß das Einhorn als Symbol für Christus seinen Kopf legt. Dieses Motiv findet sich auch auf der vermutlich älteste Einhorn-Darstellung in der christlichen Kunst, einer Miniatur im Kloster Einsiedeln mit Verkündigungsszene aus dem 12. Jahrhundert. Die Kirche St. Gotthardt zu Brandenburg beeindruckt mit ihrem Einhornteppich, und im Dom zu Erfurt steht der Einhornaltar aus dem frühen 15. Jahrhundert. Damit sich der Spendentopf schneller füllt, haben auch die Gäste des Frühlingsfestes am Wochenende in Flemendorf für den Erhalt der Kirche Geld gegeben. „Hier ist ja eine Menge los“, staunte mancher Gast über das sechste Frühlingsfest in Flemendorf. Basteln, hämmern, Schiffe schnitzen, Sonnenschein und Pony reiten, Würstchen überm Feuer brutzeln, Zuckerwatte naschen, Honig probieren, Kunsthandwerk bewundern und bei Kaffee und Kuchen klönen. All das lockte nicht nur Groß Kordshäger und Flemendorfer vor und in die Kirche, auch manch Urlaubsgast riskierte einen Blick ins Gotteshaus mit dem ungewöhnlichen Einhorn an der Wand. Das christliche Einhorn Einhörner finden sich in der griechischen, indischen und persischen Mythologie. Das christliche Einhorn geht wahrscheinlich auf ein Übersetzungsproblem und nicht eindeutige Tierdarstellungen zurück, bei denen es sich um Wild- oder Urtiere handeln könnte. 15 000Euro würde die dringend nötige Restaurierung der Flemendorfer Wandmalerei kosten, schätzt Pastor Kai Völker. Eigentlich müsste an der Stelle des Ein- horns Christus stehen. Aus der Bibel lässt sich das Tier nicht eindeutig herleiten.“Kai Völker, Pastor Susanne Retzlaff

Flemendorf - Einhorn-Wandmalerei in der Kirche Flemendorf blättert ab