Grades versorgen sich selbst

Es ist wieder Mittwoch, und wieder herrscht große Aufregung in der Kindertagessstätte „Zwergenland“. Kein Wunder, die Lütten erwarten Besuch von Sybille Grade (63) und ihrem Sohn Christoph (24). Doch die beiden Fäsekower kommen nicht allein. Sie bringen „Poppy“ und „Daniza“ mit, ihre Pferde. Dann heißt es für die Kinder aufsitzen, und es werden einige Runden auf dem Hof der Kindereinrichtung gedreht. Seit 2008 wohnt Familie Grade im Ort. „Wir wollten etwas für unseren Sohn Christoph aufbauen, damit er als Behinderter nicht in einer Werkstatt arbeiten muss“, erzählt Sybille Grade, die sechs Kinder großgezogen hat und heute 14-fache Großmutter ist. Aus Greifswald zog die Familie nach Fäsekow, eröffnete den „Kinderbauernhof Grade“. „Wir sind ein Selbstversorgerbetrieb, leben also auch von Produkten unserer Tiere“, sagt Sybille Grade. Heimkinder aus Franzburg, Tribsees oder Richtenberg kommen auf den Hof, Grades nehmen auch Einladungen zu Geburtstagen an oder gehen in die Kindertagesstätte. Fünf Pferde gibt es auf dem Hof, dazu Schafe und Ziegen, unter anderem zum Beispiel das Rauhwollige Pommersche Landschaf oder Kerry- Hill-Schafe aus Irland. „Ich habe einst im VEG Tierzucht Greifswald Pferdezucht gelernt. Alle meine Kinder waren auch im Pferdesport aktiv“, erzählt Sybille Grade. In Greifswald bot sie in der Kinderklinik therapeutisches Reiten für Patienten an. In Fäsekow nimmt Sybille Grade ausgediente Sportpferde auf, die bekommen hier ihren Alterssitz. Auf dem Hof werden auch Hunde einer Rasse aus Griechenland gezüchtet. „Es sind Hütehunde, die sehr lieb zu Kindern sind. ,Nanuk‘, der Rüde, ist schon 16 Jahre alt und praktisch der Senior“, erzählt Sybille Grade. Einige Jahre arbeitete sie in Griechenland. „Dort habe ich mit drogenabhängigen deutschen Jugendlichen gearbeitet“, berichtet Sybille Grade. Das Leben auf dem Hof richtet sich natürlich auch nach Christoph, der große Aufmerksamkeit erhält. Arbeit gibt es vom Morgengrauen bis zum späten Abend. „Bisher habe ich es immer gepackt. Als ich kürzlich krank wurde, haben auch Eltern geholfen“, erzählt Sybille Grade. Besuch ist auf dem „Kinderbauernhof Grade“ stets willkommen. Wer möchte denn nicht mal eine Runde mit dem Pferde drehen, hoch zu Ross? Wir wollten etwas für unseren Sohn Christoph aufbauen.“Sybille Grade Walter Scholz

Uns Dörp: Die OZ unterwegs in Fäsekow - Grades versorgen sich selbst