Opernale-Saison beginnt

Der Schlusschoral sitzt. Komponist Benjamin Saupe ist zufrieden. „Ich hatte ihn bisher auch noch nicht richtig gehört“, sagt Opernale-Macherin Henriette Sehmsdorf und freut sich gemeinsam mit Saupe und den drei Hauptdarstellerinnen. Sie proben seit knapp drei Wochen auf einem Privatgrundstück in Kirchdorf für die Opernale 2017 „Käthe, Alwine, Gudrun. Drei Frauen, drei Zeiten, eine Wurzel – weibliche Erben der Reformation“ von Henriette Sehmsdorf. In einem ehemaligen Stall. „Oper kann man eben überall machen“, sagt Sehmsdorf und bringt damit ganz fix eines der Hauptanliegen des Opernale-Vereins rüber: Oper, Kunst außerhalb großer Konzertsäle auf dem platten Land für Jedermann. Katja Klempt spielt die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin. „Das soll disharmonisch klingen“, versteht sie nach einem weiteren Versuch. Als gelernte Schauspielerin muss sie im Luthercoral mit den Sopranistinnen Barbara Ehwald – sie spielt Luthers Frau und sozusagen die „Erfinderin" des evangelischen Pfarrhauses – und Claudia Roick alias Alwine Wuthenow mithalten. Alwine Wuthenow wurde übrigens im Neuenkirchener Pfarrhaus geboren. Gleich nebenan in der Pfarrkirche startet die Opernale in ihre Saison 2017 am 9.9. mit der Uraufführung. „Bei den Sprechtexten haben dann die Sängerinnen mehr Mühe“, weiß Henriette Sehmsdorf. Bei der gestrigen Probe nicht dabei ist Opernale-Neuling Lisa Henningssohn, eine weitere Besetzung der Katharina von Bora, die in Horst, Prerow und Stralsund zu erleben sein wird. „Die Opernale 2017 ist etwas Besonderes“, sind sich Benjamin Saupe und Henriette Sehmsdorf einig. Die Idee stammt von Sehmsdorf. „Dann habe ich Ulrich Frohriep beauftragt, eine erste Textvorlage zu schreiben“, erzählt sie in der Pause. Die habe sie anschließend bearbeitet und Saupe schrieb schließlich die Musik. „Ein eigenes, völlig neues Stück zu inszenieren, ist enorm spannend“ weiß sie jetzt. Die Distanz zum Werk, auch zeitlich, sei nicht vorhanden – deshalb sei die Gefahr hoch, betriebsblind zu werden. Sehmsdorf: „Man kann eben nicht auf Bewährtes zurückgreifen.“ Dass das so nicht ganz richtig ist, merkt sie schnell: „Bewährt haben sich natürlich die Mitwirkenden. Fast alle sind schon seit Jahren dabei.“ Benjamin Saupe gehört seit 2013 zum Opernale-Team. „In diesem siebten Jahr hat er die Musik geschrieben, die sich anhört wie von Bach“, schwärmt die Chefin und hofft schon allein in dieser Hinsicht auf große Zustimmung. In jeder der 13 Aufführungen wird Platz für ein Improvisationsstück freigehalten. Saupe entscheidet vor Ort spontan, was gespielt wird. „Das ist eine sehr sentimentale Stelle. Ich will die Stimmung im Publikum aufgreifen. Mal sehen, wie es wird“, sagt er. „Er schafft es, den Bogen über drei Jahrhunderte zu spannen bis ins Moderne und hat dabei absolut anhörbare, ja schon ohrwurmverdächtige Melodien geschrieben“, freut sich Henriette Sehmsdorf. Der Lutherchoral beispielsweise ziehe sich durch die gesamte Aufführung, dazu kommen musikalische Intermezzi wie die Ouvertüre oder Klarinettensoli. Sechs plattdeutsche Gedichte von Alwine Wuthenow wurden vertont, eines wird gesprochen. Sehmsdorf: „Die Zuschauer haben die Möglichkeit, sie parallel zu lesen.“ Und damit greift der Opernale-Verein wieder ein bekanntes Thema auf: Die Pflege des Plattdeutschen. Und wie schon bewährt, habe auch diesmal die Wilmshägerin Petra Schwaan-Nandke mitgewirkt und sich mit der Schreibweise der Platt-Gedichte beschäftigt. Die Opernale tourt ab September wie folgt durch Vorpommern: 9. September, 18 Uhr Premiere: Pafrrkirche Neuenkirchen bei Greifswald 10. September, 18 Uhr: Dorfkirche Blankenhagen bei Marlow 14. September, 19 Uhr: Dorfkirche Trantow bei Loitz 15. September, 19 Uhr: Kloster Ribnitz 22. September, 19 Uhr: Kirche St. Thomas, Tribsees 23. September, 18 Uhr: Kirche St. Nicolai, Gützkow 24. September, 18 Uhr: Burg Klempenow 29. September, 19 Uhr: Kirche St. Sophien, Brüssow 30. September, 19 Uhr: Stadtkirche Fürstenberg/Havel 2. Oktober, 19 Uhr: Dorfkirche Horst 3. Oktober, 18 Uhr: Seemannskirche Prerow 6. Oktober, 19 Uhr: Kulturkirche St. Jakobi, Stralsund 7. Oktober, 18 Uhr: Evangelischer Dom St. Nikolai, Greifswald Almut Jaekel

Kirchdorf - Opernale-Saison beginnt