Pflanzsaison ist jetzt beendet

Frische ist für seine Kunden ein enorm wichtiges Kriterium, weiß Toralf Schütte. „Zum Glück“, fügt er hinzu. Denn Schütte besitzt den größten Blumenladen der Stadt. Mit angrenzender großer Gärtnerei. Und das nun schon seit 25 Jahren. Am 1. Juli 1990 hatte sein Vater Herbert Schütte den damaligen Betrieb Wolff in der ehemaligen Kreisstadt übernommen. Zuzüglich der LPG-Gärtnereien Bremerhagen und Holthof. „2004 wurde mein Vater Rentner und hat aufgehört“, erklärt der 48-Jährige. Seither führt er selber das Geschäft. Die wichtigste Herausforderung der letzten Jahre war für ihn der Abriss des alten Ladens und der Neubau in der Bahnhofstraße. 2007 bis 2008 geschah das. Wenn Schütte am Mittwoch das 25. Betriebsjubiläum begeht und zur großen Orchideenschau einlädt, hat er bereits seine Hauptsaison 2015 hinter sich. Das ist die „Beet- und Balkonzeit“, klärt er auf. Die beginnt alljährlich im März mit Stiefmütterchen und Primeln und endet mit Sommerblumen wie Petunien, Geranien und Studentenblumen. Je nach Wetterlage ist das Ende Juni oder auch früher. Dieses Jahr dauerte alles etwas länger, weil es nicht so warm war. Darüber ist der Unternehmer nicht traurig, wie er sagt. Denn vor drei Jahren, als auf den langen Winter im Mai gleich der Hochsommer folgte, landeten viele Primeln im Abfalleimer, weil sie niemand mehr haben wollte. Wenn jetzt der Sommer kommt, kehrt im Blumenhaus Schütte auch wieder etwas Ruhe ein. Dann schneiden die Leute ihre Blumen im eigenen Garten, meint der Chef. „In Grimmen hat ja fast jeder einen“, fügt er schmunzelnd hinzu. Im Juli und August verkauft er vor allem Rosen, die übrigens in Holthof wachsen. Im Herbst gibt es dann noch einmal eine kurze Chrysanthemen-Saison, bevor die Zeit der Weihnachtsgestecke beginnt. Die endet abrupt nach dem 1. Advent, erklärt Schütte. Danach kann man eigentlich den Laden schließen, weil dann niemand mehr Blumen haben will. Auf solche Kundengewohnheiten muss der Unternehmer reagieren. Und nicht nur darauf. „Wir haben unsere komplette Produktion von Weihnachtssternen, Alpenveilchen und Azaleen einstellen müssen, weil sie einfach zu energieintensiv ist.“ 17 Grad brauchen die Pflanzen beständig. „Wenn draußen minus zehn Grad sind, ist das schon eine enorme Heizleistung“, weiß Schütte. „Und dann gibt es Weihnachtssterne im Supermarkt bereits ab 1,99 Euro“, fügt er hinzu. Der Unternehmer fragt sich, wie das gehe, weil neben Energie- auch Transport- und Personalkosten sowie Verpackung und Mehrwertsteuer zu Buche schlagen. „Das kann kein Händler leisten“, sagt er. Anders ist das mit den Beet- und Balkonpflanzen. Denn die werden im Supermarkt nicht wesentlich preiswerter angeboten, weshalb die Leute lieber ins Fachgeschäft, wie das von Toralf Schütte, kommen. Hier gelangen die Blumen schließlich direkt aus der Gärtnerei auf den Verkaufstisch. Ein wichtiges Standbein für den Grimmener Unternehmer sind Beerdigungen und Grabpflege. Das wundert nicht, befindet sich sein Blumenladen doch direkt gegenüber des Alten Friedhofs. Daraus resultieren auch die Öffnungszeiten jeden Sonnabend und Sonntag. „Da haben wir uns den Besuchern angepasst“, sagt Schütte. Grundsätzlich, betont er, sei der Handel mit Blumen in Grimmen schwieriger geworden. Schmerzlich getroffen habe ihn der Wegzug der benachbarten Kreisverwaltung. Nicht nur die Mitarbeiter fehlen ihm als Kunden, sondern auch deren Besucher. Und die Zahl der Mitbewerber in der Branche wächst stetig. „Früher gab es drei Blumenläden in Grimmen“, betont Schütte. „Heute hat sich die Zahl verfünffacht, rechnet man Tankstellen, Supermärkte und schließlich das Internet dazu.“ Auch immer wieder neue Regeln aus Brüssel machen dem Profigärtner und Blumenhändler das Leben nicht einfacher. So darf er demnächst keine Fleuropschecks mehr verkaufen, sondern nur noch mit Guthaben aufgeladene Plastikkarten. „Damit haben viele ältere Menschen ein Problem“, sagt Schütte. Reinhard Amler

Grimmen - Pflanzsaison ist jetzt beendet