Plastiken sind beliebte Fotomotive

Ihre 81 Lebensjahre sieht man Gisela Krüger nicht an. Die schlanke Frau, in schwarzem Rolli und bequemer Hose, mit Brille und sorgfältig gekämmtem weißen Haar, wirkt jünger, agiler, neugierig. Es muss daran liegen, dass die Hobby-Keramikerin noch immer für alles Interesse und viele Ideen im Kopf hat, die sie auch in die Praxis umsetzt. Gisela Krüger hat in Greifswald Gebrauchswerberin gelernt. „Ich war dort auch am Theater bei den Bühnenbildnern. Das hat Spaß gemacht“, erzählt sie. „Ich war ganz gut im figürlichen Malen.“ Bleiben wollte sie dort dennoch nicht, sie zog mit ihrem Mann nach Grimmen, wo sie bei der damaligen HO arbeitete, und bekam zwei Kinder. Lust darauf, ihre Kreativität auszuleben, hatte sie weiterhin. Mit einem aus einem Eimer, Gartenschlauch und Zement selbstgemachten Kübel für den Garten fing es an. Heute lebt sie mit ihrem Mann Manfred (85) auf einem Grundstück, das im wahrsten Sinn des Wortes kunstvoll gestaltet ist. Eine aus Holz geschnitzte Madonna von ihm steht, zwischen Hecken und Bäumen drapiert, neben den Keramiken von ihr. In den Zimmern des Hauses, auf Fensterbänken, in Schränken und Regalen sowie im Kellerraum sieht man die verschiedensten Figuren aus Keramik. Von Miss Piggy und Frosch Kermit über den Bauer und Bäcker bis hin zu herrschaftlichen Damen, Klatschweibern und Zwergen. Außerdem diverse Schalen, Krüge und Vasen. Auch ein Anubis (Mensch mit Hundekopf) steht auf einer Anrichte. Diese Skulptur hat Manfred Krüger nach einer Vorlage seiner Frau aus einem Holzstamm geschnitzt. Gut zwei Jahre ist es her, dass Gisela Krüger in Grimmen alle Aufmerksamkeit auf sich zog — als am 1. Juni 2012 innerhalb der Festwoche zum 725. Jubiläum der Stadt auf einem Findling vor dem Kulturhaus ihre Bronzeskulptur „Erdölkumpel“ eingeweiht wurde. Ein Mitarbeiter des Bauhof Grimmen habe dafür Modell gestanden, erinnert sie sich. Nach einem Foto fertigte sie die Figur dann innerhalb von sechs bis sieben Monaten an. Die Einweihungsfeier sei rührend gewesen, sagt sie, „doch die vielen Komplimente, die ich für die Arbeit bekam, waren mir eher peinlich. Ich habe mich schnell verdrückt.“ Der Erdölkumpel war die letzte Skulptur, die Gisela Krüger auf Initiative des Grimmener Bürgermeisters erschaffen hat. Die erste war im Jahr 2006 die Waschfrau Hermine, die ihren Platz schließlich an der Poggendorfer Trebel fand. Gisela Krüger freut sich, dass die Wäscherin — die, wie sie erzählt, im ersten Entwurf noch um einiges vollbusiger war — inzwischen auch bei Touristen ein beliebtes Fotomotiv ist. An die Figur des Straßenkehrers Otto Pingel, der seit 2009 vor dem Wasserturm steht, wollte sie erst gar nicht ran, gesteht sie. Dennoch ist sie gut gelungen. Fast ihr liebstes Projekt sei jedoch das dreiteilige Relief der Bürgermeisterentführung 1806 durch französische Truppen am Mühlentor, sagt sie. Sie habe sich dafür auch intensiv mit der Geschichte beschäftigt. „Schon wegen der Kostüme und der Art, wie damals die Haare getragen wurden“, erklärt die Frau, die eigentlich nicht lange in der Trebelstadt bleiben wollen. „Nun leben mein Mann und ich schon 61 Jahre hier“, stellt sie fest. Und viel mehr als das. Sie hat dort ihre Handschrift hinterlassen. Das freut Bürgermeister Benno Rüster. „Ich habe wunderbare Tonfiguren von ihr gesehen und wollte so etwas auch für die Stadt“, erinnert er sich. Zuerst entstand dann Hermine, dann das Relief und weitere. „Alles ist sehr gut angenommen worden. Vorher gab es ja Thomas Reich mit den Brunnenfiguren, der inzwischen auch akzeptiert sind“ , sagt Rüster. Die Keramiken von Gisela Krüger seien Kunst zum Anfassen. „Und wenn eine Grimmenerin etwas für Grimmen macht, ist das auch immer etwas mit Herz und anders, als wenn jemand von außen kommt.“ Die Kompli- mente für meine Arbeit waren mir eher peinlich.“Gisela Krüger Christine Drabsch

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