Greifswald — Sonja Steffen (SPD) beim Rosenverteilen, Kerstin Kassner (Linke) bei einer Kundgebung zum Mindestlohn, Gino Leonhard (FDP) zusammen mit Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) bei den Störtebekerfestspielen auf Rügen. Im sozialen Netzwerk Facebook können die Wähler hautnah verfolgen, was ihre Direktkandidaten für die Bundestagswahl so treiben. Immer mehr Politiker nutzen das Onlineportal, um mit den Bürgern in Kontakt zu kommen.
„Für mich ist Facebook ein wichtiger Bestandteil der heutigen Kommunikation mit den Wählern“, betont Gino Leonhard, Direktkandidat der FDP im Wahlkreis 15 (Vorpommern-Rügen, Greifswald und Amt Landhagen). „Ich kann meine Wahlziele und Schwerpunkte sowie meine aktuellen Aktivitäten einem breiten Publikum sofort vermitteln“, erklärt der selbstständige Unternehmer von der Insel Rügen.
2424 Facebook-Freunde hat Leonhard. Wer wissen will, was auf seiner Seite steht, muss ihm eine Freundschaftsanfrage schicken. Erst nach der beiderseitigen Bestätigung ist die virtuelle Freundschaft hergestellt. Jetzt im Wahlkampf kommen täglich neue dazu. Auch bei Sonja Steffen, die für die SPD ins Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis 15 geht. 2464
Freunde hat die Stralsunder Rechtsanwältin. Sie zog 2009 in den Bundestag ein und pflegt ihre Seite seit knapp drei Jahren. „Ich schaue gefühlt 100 Mal am Tag drauf“, sagt Steffen. Ihre Familie würde sich so manches Mal beschweren. Gestern schrieb sie, dass sie Wahlkampfplakate geklebt hat und sich über Hilfe freuen würde. Fotos von Infoständen und Festen in Grimmen, Stralsund, Ribnitz-Damgarten, mal alleine, mal zusammen mit Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD). Ganz selten gibt Steffen auch inhaltliche Statements, positioniert sich beispielsweise zum Mindestlohn.
Deutlich politischer geht es auf der Facebook-Seite von Claudia Müller zu. Die Direktkandidatin der Grünen aus Stralsund schimpft dort über unseriöse Versprechungen der FDP, schießt gegen die rechtsextreme NPD, kritisiert aber auch das ZDF-„Dschungelcamp“ mit C-Promis als Flüchtlingen. Müller hat 668 Freunde. „Ich nutze Facebook seit Anfang 2012, hatte und habe aber viele Bedenken in Bezug auf den schlechten Datenschutz. Es hat sich jedoch gezeigt, dass es mit vielen die Kommunikation vereinfacht“, erklärt Müller. Neuling bei Facebook ist Kerstin Kassner, die ehemalige Landrätin der Insel Rügen. Sie richtete ihre Seite Anfang des Jahres ein, hat mittlerweile 500 Freunde. „Ich finde es gut, so schnell mit Menschen in Kontakt zu kommen.“ Weil sie viel zu tun habe, helfe ihr ein Team, die Seite zu aktualisieren. Diese Beiträge sind mit dem Zusatz „Team“ gekennzeichnet, damit jeder sieht, was von ihr persönlich ist. Die Facebook-Seite von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird ebenso von einer Redaktion betreut, die politische Nachrichten postet. Mit der CDU-Kandidatin kann man jedoch nicht befreundet sein, sondern muss den Button „Gefällt mir“ anklicken, um mit Neuigkeiten von ihr versorgt zu werden. Das haben bisher immerhin 336 226 Personen gemacht.
Auch Susanne Wiest, Direktkandidatin der Piratenpartei, ist bei Facebook aktiv, postet aber ausschließlich Beiträge zum bedingungslosen Grundeinkommen, ihrer Kernforderung.
Katharina Degrassi