Prolupin-Sturmschaden: Windhose verantwortlich

Wenn alles klappt, ist das vom Sturm stark beschädigte Dach auf dem Prolupin-Werk in Grimmen am nächsten Montag wieder repariert und die Produktion der Lebensmittelzutaten aus der heimischen Süßlupine kann weitergehen. Außerdem konnte die Prolupin-Geschäftsführung jetzt eine Investition ins Unternehmen in zweistelliger Millionenhöhe festmachen. Am vergangenen Donnerstag sorgte heftiger Sturm dafür, dass die Dachkonstruktion samt Solartechnik auf einer Länge von etwa 100 Metern weggerissen wurde. Das Einsatzgebiet war noch während des Sturms von den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Grimmen und der Polizei evakuiert worden. „Etwa Zweidrittel der 1900 Quadratmeter großen Dachfläche hat der Wind einfach so heruntergefegt“, sagt Martin Scheitor, Eigentümer des gesamten Prolupin-Komplexes in der Tribseeser Vorstadt. Wie sich anhand eines Fotos, das von der Feuerwehr gleich bei ihrem Eintreffen vor Ort gemacht wurde, nachvollziehen lässt, war eine Windhose, die über Grimmen hinwegfegte, für den gewaltigen Schaden verantwortlich. Aufräumarbeiten abgeschlossen: „Die Aufräumungsarbeiten sind jetzt abgeschlossen“, informiert Scheitor. Und wir alle hatten riesiges Glück im Unglück“ fügt er an. Denn die Produktion im Werk sollte in dieser Woche aufgrund von Wartungsarbeiten sowieso ruhen, weiß er. Deshalb gab es so gut wie keinen Ausfall. Laut Plan kann ab nächsten Montag wieder produziert werden. Zwischendecke sicherte Produktionsanlagen: Bereits am Sonnabend sei geplant, das Dach wieder vollständig zu installieren. Weggerissen worden sei es im gesamten Mittelteil des Gebäudes, erzählt Martin Scheitor – inklusive der Photovoltaikanlagen, die zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls wieder installiert werden sollen. An den Rändern blieb das alte Dach erhalten. Scheitor: „Auch das spricht für einen solchen Wirbelsturm.“ Ein Glücksumstand sei außerdem gewesen, dass sich unter dem eigentlichen Dach, das eben zum Großteil abgehoben wurde, eine Zwischendecke befand. „Die ist unbeschädigt drin geblieben“, beschreibt der Eigentümer. Und deshalb seien auch die Innenräume und die Produktionsanlagen unbeschädigt. Das Grimmener Unternehmen mit heute 30 Mitarbeitern in Grimmen und Bremen wurde 2010 gegründet, nachdem das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) im bayerischen Freising ein Verfahren entwickelt hatte, um das Eiweiß aus den Lupinensamen zu extrahieren. Eine solche Anlage wurde in Grimmen errichtet. Prolupin kauft Lupinensamen bei einem Agrarhandelsunternehmen in Deutschland. Lieferverträge mit Bauern in MV gibt es aber nicht. Prolupin ist einer der wenigen Verarbeiter von Süßlupinen für die menschliche Ernährung. Aus den Süßlupinen können Eis, Desserts, Milch- oder Joghurtersatz hergestellt werden. Dank an die Einsatzkräfte: Trotzdem wäre ohne die schnelle Hilfe von Polizei und Feuerwehr ein weit größerer Schaden –im schlimmsten Fall auch an Menschen – entstanden, vermutet Martin Scheitor, der sich deshalb bei den Einsatzkräften bedanken möchte. Denn von herumfliegenden Teilen wurden auch zahlreiche Fahrzeuge und andere Gebäude wie beispielsweise die Volkshochschule, beschädigt. Mit Hilfe der Drehleiter, die die Feuerwehrleute trotz des anhaltenden Sturms benutzten, wurden weitere Dachteile gesichert, bevor noch mehr Schaden entstehen konnte. Millioneninvestition für Prolupin: Unabhängig von der schnellen Reparatur vermeldet Prolupin-Geschäftsführer Malte Stampe eine weitere sehr gute Nachricht: Prolupin gab am Dienstag den sogenannten ersten Zeichnungsabschluss (First Closing) einer Wachstumsfinanzierungsrunde in zweistelliger Millionenhöhe bekannt. Damit könne das Unternehmen seine Angebote für Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmern und Konsumenten und zu anderen Unternehmen erweitern, heißt es in einer Pressemitteilung. Mit der neuen Finanzierung will das Unternehmen nun den Massenmarkt erschließen. Malte Stampe: „Die Verstärkung unseres Teams durch Capricorn und Novax wird es uns ermöglichen, das Wachstum von Prolupin zu beschleunigen. Die Marketing- und Vertriebsressourcen, die wir jetzt in den kommenden Jahren einsetzen können, werden unser einzigartiges Lupinenprotein-Isolats (LPI) als Rohstoff sowie die vegane Marke „Made with LUVE“ für Kunden und Verbraucher, die einen gesunden, nachhaltigen Ernährungs- und Lebensstil anstreben, in den Fokus rücken." Unter der Marke werden unter anderem Molkereiprodukten wie Joghurts, Milch, Frischkäse, sowie Eis im Becher und am Stiel produziert. Capricorn Partners ist ein Manager privater und börsennotierter Aktienfonds, der in Minderheitsbeteiligungen innovativer Unternehmen mit Technologie als Wettbewerbsvorteil investiert, Novax, ein in Stockholm ansässiger Wachstumsinvestor, der von der schwedischen Familie Axel Johnson betrieben wird und sich durch langfristiges Engagement im Lebensmittelbereich auszeichnet. Lesen Sie auch: Sturm Hanna verwüstet Grimmener Prolupin-Werk Sturm: Mehr als 120 Einsätze in Vorpommern-Rügen Historiker: In der Katastrophe halten Menschen zusammen Von Almut Jaekel