Recknitz-Trebeltal kämpft um seine Schulen

Die drei Grundschulen im Recknitz-Trebeltal können erhalten bleiben, das soll heute Abend im Amtsausschuss noch einmal bekräftigt werden. Es gibt gegenüber dem bisherigen Beschluss vom Mai 2014 nur eine Änderung: Die Schulen sollen nicht zwei-, sondern einzügig Bestand haben. Unstrittig ist, dass die Regionale Schule in Tribsees und die Grundschule in Bad Sülze wegen stabiler Kinderzahlen dauerhaft Bestand haben. Für die Abc-Schützen in Grammendorf und Tribsees sind zumindest die nächsten fünf Jahre gesichert — das sieht auch der Entwurf der Schulentwicklungsplanung des Kreises so vor. Doch was passiert danach? Das Land hatte bisher immer gefordert, im gesamten Amtsbereich langfristig nur noch einen Grundschulstandort vorzuhalten. Und diese Vorgabe hat der Kreis in seine Planung eingearbeitet. Doch reduziert das Amt Recknitz-Trebeltal mittelfristig die drei Standorte in Amtsträgerschaft auf einen, verstößt es gegen Vorgaben des Schulgesetzes. Zwei Punkte wiegen da schwer: Erstens ist pro Schüler eine Unterrichtsfläche von mindestens 1,9 Quadratmetern erforderlich. Schon jetzt sind die Klassenräume ausgereizt. Würde man sich hier auf einen Ort konzentrieren, wären erhebliche Investitionen nötig, um die Raumkapazität auch den Schülerzahlen anzupassen. Zweitens darf der einfache Schulweg eines Kindes nicht länger als 40 Minuten Zeit in Anspruch nehmen. Müssten zum Beispiel die Glewitzer nach Tribsees fahren, würde dies bis zu 61 Minuten dauern. Knirpse aus der Gemeinde Lindholz hätten mit einer Zentralvariante in Grammendorf bis zu 65 Minuten im Bus zu sitzen. Wählt man den Standort Bad Sülze, müssten die Gransebiether mit bis zu 71 Minuten am längsten fahren. „Kurze Beine — kurze Wege heißt das Motto. Schon deshalb müssen alle drei Grundschulen erhalten bleiben“, hat der Leiter der Tribseeser Einrichtung, Frank Telzerow, immer wieder betont. „Natürlich ist es unser Ziel, dass die Schulen in kleinen Gemeinden erhalten bleiben“, erklärt auch die Bad Sülzer Bürgermeisterin, Doris Schmutzer (parteilos), gestern gegenüber der OZ. „Für die Infrastruktur ist das sehr wichtig.“ Für Familien sei die Schule ein wichtiger Grund, um nach Bad Sülze zu ziehen. Derzeit besuchen 116 Schüler die Grundschule. Momentan in der dritten und vierten Klasse zweizügig. Dass es in Zukunft hier nur einzügig weiter gehen soll, sei in Ordnung. „Für eine Zweizügigkeit ist die Schülerzahl einfach nicht da“, sagte Doris Schmutzer. Sowohl gesetzliche Raumgröße als auch die geforderte Höchst-Fahrzeit spielen den Recknitz-Trebeltalern also in die Karten. Dreh- und Angelpunkt in der Auseinandersetzung mit Kreis und Land bleiben also „nur noch“ die Schülerzahlen. 20 Kinder werden für eine Klasse gebraucht. Ausnahme ist die kleine Grundschule auf dem Lande in Grammendorf mit zwölf Mädchen und Jungen. Ein Blick auf die tatsächlichen Geburtenzahlen von Bad Sülze bis Tribsees oder Grammendorf zeigt, dass im letzten Jahr 66 Babys geboren wurden — der Landkreis hatte nur 59,1 vorausgerechnet. Schaut man auf die geplanten Schülerzahlen in Bad Sülze, wird schnell klar, dass hier mit 28, 27, 26 und 25 Kindern pro Klasse in den nächsten vier Jahren keine Not besteht. In Grammendorf sind 15, 14 und 13 Kinder zu erwarten. In Tribsees liegt man bis 2017 im Schnitt von mindestens 20, danach könnte man darunter rutschen. Doch die Tribseeser setzen darauf, dass sich bisher die Prognosen immer als zu negativ erwiesen haben. Fazit im Recknitz-Trebeltal: Wenn alle drei Grundschulen einzügig fortgeführt werden, wird man dem Schulgesetz gerecht. Die Eltern sind erleichtert, weil ihre Kinder nicht noch länger im Bus sitzen, und auch die Gemeinden sind froh, denn ihnen bleiben überdimensionale Investitionen erspart. In diesem Sinne werden die Abgeordneten heute Abend entscheiden wollen. Der Beschluss wird dann als Stellungnahme zur Schulnetzplanung an den Kreis geschickt — in der Hoffnung, der kann den Argumenten folgen. Sanierungsbedarf 1,33 Millionen Euro Sanierungsbedarf haben alle drei Schulen (Tribsees 120000 Euro, Bad Sülze 601000 Euro) Die Summe wäre wesentlich höher, wenn Bad Sülze die Kinder aus Tribsees aufnehmen müsste oder umgekehrt. 613000 Euro sind zum Beispiel in der Grammendorfer „Hummelschule“ für Arbeiten am Dach und in der Turnhalle veranschlagt worden. „Die Kinder können den Dachboden als Übergang von der Schule zur Turnhalle nutzen, darüber sind wir sehr froh“, erklärt Schulleiterin Anette Buck. Ansonsten müssten die Schüler außen um die Schule herumgehen. Aber: „Auf dem Dachboden sind keine Sparren aus Holz, sondern aus Beton. Der ist 50 Jahre alt und bröckelt.“ Das Dach sei auch nicht isoliert und zudem undicht: „Im Winter haben wir da schon manchmal Glatteis.“ Die alte Turnhalle sei zwar nutzbar, entspreche aber nicht mehr den heutigen Anforderungen. Das Parkett ist abgenutzt. Die Wände sind kahl und haben keinen Aufprallschutz. 69 Mädchen und Jungen besuchen derzeit die Grammendorfer Bildungseinrichtung, die seit 2004 den Titel Umweltschule trägt, und in die auch eine Kindertagesstätte integriert worden ist. Die Schule in Tribsees zählt zurzeit 105 Schüler. 116 Erst- bis Viertklässler lernen in der Grundschule Bad Sülze. Anika Hoepken, Ines Sommer und Peter Franke

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