Schriftsteller aus Holthof: Steinmüller wollte Trost spenden

Paul Hermann Steinmüller wurde am 2. Oktober 1870 als Sohn eines Postbeamten in Berlin geboren. Später lebte er im Herrenhaus in Holthof und machte sich als Schriftsteller einen Namen. Der geschichtsinteressierte Leyerhofer Wolfgang Marder stellte der OSTSEE-ZEITUNG Bilder und Textdokumente des bekannten Schriftstellers zur Verfügung. Nach beendeter Schulzeit erlernte Steinmüller zunächst den Lehrerberuf. Anschließend studierte er Philosophie und Geschichte und widmete sich schließlich ganz der Literatur. Steinmüllers Weg nach Holthof: Als im Jahre 1907 seine Frau das Rittergut Holthof erbte, zog die Familie in das Dorf nahe Grimmen, um es zu bewirtschaften. Doch schon zu dieser Zeit widmete sich Steinmüller in erster Linie der Dichtung und dem Suchen nach geeigneten Stoffen. Aus der Literatur geht hervor, dass er gerne in alten Archiven blätterte und die dort gefundenen Materialien analysierte. Ein Beispiel dafür sind seine zu dieser Zeit erschienenen „Erzählungen eines Archivschranks“. Auf der Suche nach dem eigenen Stil: Zu dieser Zeit ist es Paul Hermann Steinmüller nicht leicht gefallen, seinen eigenen Stil zu finden. Zu seinen Vorbildern zählten zunächst Theodor Sturm, Gottfried Keller und Clemens Brentano. Nach ihren Mustern schrieb er unter anderem die Chroniknovelle „Untrüborn“ – eine Mischung von Ernst und Humor unter Verwendung von Gedichten. Zudem versuchte er sich auch mit dem Schreiben von Dramen. Jedoch sagte er darüber selber: „Dies war eine Zufalls-, Notwendigkeits- und Gelegenheitsfrucht.“ Steinmüller wollte kein „Modeschriftsteller“ sein und bemühte sich, die allgemeine Vereinfachung von Kultur und Literatur seiner Zeit zu überwinden. Darum kämpfte er gegen materielle Übertonung und Geldgier und wollte bei seinen Lesern vielmehr ethische Werte aufbauen. Der Durchbruch gelang ihm mit seinen literarischen Rhapsodien. Er wanderte sprachlich durch die heimatliche Landschaft, durch Feld und Wald seines Gutes in Holthof. Sah hierbei das Nahe, aber auch das Entfernte, spielte wortgewandt mit Erinnerungen und stellte philosophische Betrachtungen an. Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass er durch diese Werke zum Schöpfer eines neuen Genres wurde. Heimatdichter mit großer Reichweite: Seine Warn- und Mahnrufe „Sendschriften an das deutsche Volk“ entstanden, als in Deutschland vieles nicht in Ordnung war und viele Menschen an Leib und Seele krank waren. Hatten sie doch die Aufrüstung um die Jahrhundertwende, den Ersten Weltkrieg, die Inflation, die Weimarer Republik und schließlich die Machtausübung Hitlers miterlebt. Seine Schriften, die in diesen Zeiten zu Hunderttausenden erschienen, sollten Trost, Befreiung und Genesung in die Herzen der Leser tragen. Sie war allesamt durch eine tiefe Religiosität geprägt. Guten Wissens kann man Paul Hermann Steinmüller als Heimatdichter bezeichnen. Denn Vorpommern war für ihn zu einer zweiten Heimat geworden. Dies wird nicht zuletzt durch das Werk „In Allmutters Garten“ deutlich. Steinmüller wurde in Holthof beigesetzt: Als Steinmüller 1930 seinen 60. Geburtstag auf dem Gut Holthof verbrachte, war er bereits ein kranker Mann, der in seinem Leiden bis zu seinem Lebensende Unsagbares erdulden musste. Er verstarb am 2. Februar 1940 im Alter von 69 Jahren in Greifswald. Beigesetzt wurde er auf seinen Besitzungen in Holthof. Von Raik Mielke