Schul-Neustart in Grimmen: „Zwei Monate müssen aufgeholt werden“

Mit einer Verzögerung von nur zwei Tagen geht die Schule fast wie gewohnt nach den Winterferien los. Mit 187 Schülern und allen Lehrern konnte der Unterricht beginnen. „Es hat heute Morgen alles super geklappt, alle Kinder waren pünktlich und auch bei den Bussen gab es keine Probleme“, berichtet Birgit Mietzner, Schulleiterin der „Dr. Theodor Neubauer“ Grundschule. Viele Kinder haben sich sehr auf den Morgen gefreut. „Ich hab mich am meisten darauf gefreut, Mascha wiederzusehen. Und die erste Stunde hat Spaß gemacht“, erzählt Johanna Scheitor aus der vierten Klasse. Vorgaben erst einen Tag vor Start: Erst einen Tag vor Schulstart hat die Schulleitung genaue Vorgaben bekommen, wie es nach dem zweiten Lockdown weitergehen soll. Es gab eine Verordnung in der ersten Ferienwoche, doch daraus blieben viele Fragen unbeantwortet – laut Schulleitung. Dürfen Sport- und Musikunterricht stattfinden? Dürfen Gruppen vermischt werden? „Ich habe nicht für jede Klasse eine eigene Toilette und einen separaten Essensraum. Das funktioniert nicht“, betont Mietzner. Lesen Sie auch Schul-Neustart in MV: „Es ist ungewohnt, wieder einen Ranzen zu tragen“ Bad Doberan und Satow: So war der erste Tag Präsenzunterricht Deshalb war ihr die Formulierung eines zusätzlichen Hygieneplans unter Berücksichtigung der internen Bedürfnisse wichtig. So wird beim Gang zur Toilette ein gelber oder blauer Kegel mitgenommen, um zu zeigen, dass das Bad besetzt ist und die Kinder sich auch dort nicht tummeln. An die Maske müssen sich die Kinder noch gewöhnen: Masken werden im Unterricht und in den Räumen generell von Lehrern und Kindern getragen. Nur zu den Mahlzeiten und auf dem Pausenhof dürfen die Masken abgenommen werden. „Die Klassen eins bis vier bilden eine definierte Gruppe und dürfen sich auf dem Pausenhof ohne Maske bewegen“, erklärt Birgit Mietzner. Alle zwei Wochen soll die Schule Masken für Lehrer und Schüler vom Land geliefert bekommen. „In der Verordnung steht, dass wir nur an bedürftige Kinder verteilen sollen. Ich verteile, solange ich habe, ich kann nicht immer nur von den Eltern fordern“, so Mietzner weiter. Deshalb sollen für alle Kinder Masken bereitliegen. Für manche Schüler ist die Situation noch nicht vertraut. „Es ist aber auch ein komischer Zustand für die Kinder, sich mit Maske zu begegnen“, erklärt die Direktorin. Wie geht es nach Homeschooling weiter im Programm? Die Sicherung und Festigung des Gelernten soll erst mal überprüft werden. „Wir wussten nicht, wie viel haben die Kinder selbst geleistet, wo haben die Eltern nachgeholfen. Was können die Kinder sicher? Was müssen wir fördern? Wo können wir anknüpfen?“, sagt die Schulleiterin. Für die erste Klasse wird der Lockdown ins Gewicht fallen, da normalerweise eine Woche für jeden Buchstaben eingeplant ist. „Zwei Monate müssen aufgeholt werden, die lassen sich nicht wegdiskutieren“, betont Mietzner. Defizite durch Corona-Lockdown: Auch Denise Hille, Klassenlehrerin der 3b, hat erst mal eine Bestandsaufnahme gemacht. Auf dem vorgesehenen Wissensstand sind die Schüler nicht, auch wenn sich viele Eltern sehr mustergültig verhalten haben und sich viel um die Aufgaben der Kinder gekümmert haben sollen. „Viele Defizite, die durch den Lockdown entstehen, werden nicht einfach wieder korrigiert werden“, erklärt Denise Hille. Ebenso soll die soziale Kompetenz unter dem Lockdown bei den Kindern gelitten haben. „Die Kinder sind ungeduldiger, gereizter und weniger bereit, Kompromisse zu finden“, erklärt Birgit Mietzner. Eine weitere Auffälligkeit wären ihrer Beobachtung nach Gewichtszunahmen bei einigen Kindern. „Denen fehlt die sportliche Betätigung. Die Kinder haben einen erhöhten Bewegungsdrang und können nicht nur die ganze Zeit still auf ihrem Stuhl sitzen“, so Mietzner weiter. Außerdem sollen Teamgeist, Disziplin und Anstrengungsbereitschaft durch den Sport am besten ausgebildet werden. Nur auf dem Pausenhof können sich die Kinder vorerst austoben. „Erste Hofpause mit allen. So viele Kinder haben wir schon lange nicht mehr auf dem Hof gehabt. Schön! Darüber freue ich mich“, schwärmt die Schulleiterin. Von Christin Assmann