St. Jürgen mit Ehrenamt und Spenden retten

Zwei neue Stelen informieren jetzt Besucher des alten Friedhofs St. Jürgen über dessen Historie und Persönlichkeiten der Stadtgeschichte, die hier bestattet wurden. „1400 Euro kostet eine dieser Informationstafeln“, sagt Heike Benz, Sachgebietsleiterin der Abteilung Straßen und Stadtgrün im Bauamt der Hansestadt. Sie sollen alte Tafeln ersetzen, die in die Jahre gekommen waren und unter den Schmierereien von Spraydosenkünstlern gelitten hatten. „Vandalismus war lange Zeit das Problem dieser grünen Oase“, sagt Heike Benz. Heute sind es die Hundehaufen, die die Besitzer der Vierbeiner großzügig übersehen. Dennoch kämpft die Hansestadt für den Erhalt dieses ruhigen Fleckens mit Naherholungsqualitäten, der zudem unter Denkmalschutz steht. Auch wenn finanzielle Mittel dafür knapp sind. So wurden nach einem Pflege- und Entwicklungskonzept aus dem Jahr 2003 in den zurückliegenden Jahren Wege wieder hergestellt, Wildwuchs beseitigt, Bäume gepflegt und nachgepflanzt sowie Alleen neu hergestellt. Eine große Hilfe waren dabei stets private Initiativen. So pflegten Stralsunder Ärzte das Grab von Franziska Tiburtius, eine der ersten deutschen Ärztinnen und Vorkämpferin für das Frauenstudium. Mitglieder der Internetplattform Alte Profis widmeten sich der Grabstelle der Malerin Elisabeth Büchsel. Vertreter der Stralsunder Akademie für Garten- und Landschaftskultur führen regelmäßig Pflegeeinsätze in den Grünanlagen durch. Und die Jugendgruppe des Schützenvereins hat sich im vergangenen Jahr der Pflege des Schillschen Grabes angenommen. An diese bereits funktionierende Mischung aus öffentlichem und privatem Engagement möchte die Stadtverwaltung jetzt anknüpfen und setzt dabei auf die Stärkung bürgerschaftlichen Handelns. So sollen die beiden neuen Info-Stelen noch um zwei weitere ergänzt werden, die über Spenden finanziert werden. „Auf Wunsch können die Spender namentlich auf den Tafeln genannt werden. „Die Stelen können Bezug nehmen zu historischen Persönlichkeiten die hier ruhen, aber auch zu engen Verwandten, deren Gräber es hier nicht mehr gibt“, versucht Heike Benz eine Anregung zu geben. Um das Vorhaben näher zu erläutern, hat die Stadt auf ihrer Internet-Seite einen eigenen Link zu dem Projekt gesetzt: www.stralsund.de/st.-juergen-friedhof. Hier finden sich auch zwei weitere Spendenaufrufe zu der ehrwürdigen Begräbnisstätte. So wird um Unterstützung gebeten, die Attraktivität der Anlage weiter zu erhöhen. Dies soll durch die Ausstattung mit einheitlichen Bänken und Papierkörben geschehen, die auf ansprechende Standorte konzentriert werden. Spenden, aber auch der persönliche Einsatz sind gefragt, wenn es darum geht, die Pflegearbeiten auf dem Friedhof weiter voranzubringen. „Dazu können sich interessierte Stralsunder sowohl den von Dr. Angela Pfennig organisierten Pflegeeinsätzen der Gartenakademie anschließen oder sich um ein eigenes Friedhofsstück kümmern.“ Bürgermeister und Freiheitskämpfer ruhen hier 1675 wurde die Begräbnisstätte vor den Toren der Stadt angelegt. 1969 hatte sie bei 34 000 Beerdigungen ihre Belegungsgrenze erreicht. Freiheitskämpfer Ferdinand von Schill, Stralsunds Oberbürgermeister Ernst Gronow oder Rudolf Baier, Gründer des Kulturhistorischen Museums, wurden hier neben anderen beerdigt. 1870 begann der Bau zahlreicher Grabkapellen. Sie prägen seither das Bild der Begräbnisstätte, die übrigens als Friedhof nie entwidmet wurde. Westlich der zweiten Hauptallee befinden sich Grabfelder für gefallene deutsche Soldaten des Zweiten Weltkriegs. Alleen bestimmen das Friedhofsbild ebenso wie Solitärbäume, darunter Zeder, Maulbeere, Rotblühende Kastanie. Alle Informationen zu den Spendenobjekten und den Vorhaben auf dem Friedhof finden sich im Internet unter: • www.stralsund.de/st.-juergen-friedhof Jörg Mattern

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