Uniform, Rohrstock und ein paar Bücher

Obwohl er noch gezeichnet ist von einem Sturz, bei dem er sich mehrere Rippen brach, ließ es sich Karl Sonnenfeld nicht nehmen, den Stand der OZ am Schwimmbad zu besuchen. Bekannt ist Sonnenfeld vor allem durch den Dorfschullehrer Köster Klickermann, in dessen Rolle er von 1999 bis 2012 für die Besucher des Kirch Baggendorfer Schulmuseums schlüpfte. „Hartmut Bitter vom Strukturförderverein hatte mir damals die Lehreruniform verpasst, einen Rohrstock und ein paar Bücher“, erinnert sich Sonnenfeld an die „Geburt“ Klickermanns. Karl Sonnenfeld, heute 87 Jahre alt, war im Krieg Matrose. „Ich wollte schon als Kind Lehrer werden. Die Leute haben den Kopf geschüttelt und gefragt: Wie ist so was möglich?“, erzählt Sonnenfeld. Nach dem Weltkrieg wurde der junge Sonnenfeld Neulehrer, wie das damals hieß. Bis 1960 lehrte er „alles, was es gab, außer Russisch und Chemie.“ Später kamen noch Geschichte, Geographie und Staatsbürgerkunde hinzu. „Und Astronomie, das wollte sonst keiner.“ Bis 1991 war Sonnenfeld als Lehrer in Kirch Baggendorf tätig. „In ideologischen Fragen haben wir überzogen. Aber ich lasse auf unsere Schule nichts kommen. Wir haben gute Arbeit gemacht. Wir hatten als Lehrer damals was zu sagen, und die Eltern haben uns unterstützt“, resümiert Karl Sonnenfeld heute. Die um 1770 erbaute Volksschule in Kirch Baggendorf sei bis 1945 einklassig gewesen, weiß Karl Sonnenfeld. Der Klassenraum der Volksschule war mit im Wohnhaus. Ab dem Jahre 1970/71 habe es im ehemaligen Gutshaus, das dann als Schule genutzt wurde, die erste neunte Klasse gegeben. Seit dieser Zeit war dort die zehnklassige Polytechnische Oberschule (POS) zu Hause, zuletzt als reine Grundschule. Die einklassige Volksschule wurde in den 70er Jahren zur Kita umgebaut. Ab 1998 hat die Gemeinde keine Schule und auch keine Kita. pf

Kirch Baggendorf - Uniform, Rohrstock und ein paar Bücher