Wald bietet alternatives Freizeitangebot in Corona-Krise

Schulen und Kitas dicht, Spiel- und Sportplätze gesperrt, Einrichtungen wie das SOS-Familienzentrum und der Tierpark geschlossen – Freizeitangebote gibt es in Zeiten der Corona-Krise nicht. Gerade Familien, die beispielsweise in den Wohnblöcken der Grimmener Stadtteile Südwest oder Tribseeser Vorstadt wohnen, droht die sprichwörtliche Decke auf den Kopf zu fallen. Eine Alternative bieten die hiesigen Wälder. Sie eignen sich als Spielplatz, für eine Entdeckungstour, eine Joggingrunde, eine Radtour oder, oder, oder. Was zu beachten ist, und wo es sich lohnt, genauer hinzuschauen, verraten Förster Hendric Wojtek und der Leiter des Forstamtes Poggendorf, Robert-Marc Berger, bei einem Spaziergang durch den Kammerforst – einem Waldstück an der Landesstraße 30 zwischen Grimmen und Bartmannshagen. Farbenpracht für die Seele: „Am schönsten ist der Wald im Frühling und im Herbst“, meint Hendric Wojtek. „Der Frühling, weil dann die Natur erwacht“, erklärt er. Gerade in den nächsten Tagen und auch noch Wochen seien die Wälder viel farbenfroher als in den bevorstehenden Monaten. Wald-Gelbsterne recken ihre Blüten gen Sonne ebenso wie das Bingel- und Lungenkraut, weiße Buschwindröschen präsentieren wahre Blütenteppiche auf dem Waldboden. „Und es gibt hier sogar die wesentlich selteneren gelben Buschwindröschen“, erzählt Wojtek und zeigt auf einige Exemplare. Bald würden auch wieder die Waldveilchen für hellviolette Farbtupfer im Wald sorgen. Für die Farbenpracht im Frühling in den hiesigen Wäldern gibt es eine einfache Erklärung. Wojtek: „Jetzt sind die Bäume noch nicht belaubt. So kommt die Sonne noch auf dem Boden an“, erklärt er. Frühjahrsaspekt nenne man das. Mit den Goldnesseln und den prächtig blühenden Weißdornsträuchern endet dieser dann allmählich. „Beinahe jeder Quadratmeter Wald kann betreten werden.“: Insgesamt rund 22 000 Hektar Wald gehören zum Gebiet des Forstamtes Poggendorf. Sehr unterschiedlich seien die einzelnen Waldstücke, weiß Forstamtsleiter Robert-Marc Berger. „Beinahe jeder Quadratmeter Wald kann betreten werden“, sagt er. Einschränkungen gebe es nur für Flächen, auf denen derzeit der Holzeinschlag erfolge, wo junge Bäume angepflanzt worden seien und in Naturschutzgebieten natürlich. „Gerade für Kinder sind unsere Wälder somit auch tolle Spielplätze“, meint er. Gern wirbt er in Zeiten von Corona für „seine“ Wälder als Ausflugsziel für Familien. „Bitte aber unter Beachtung der Verhaltensregeln, die derzeit gelten“, sagt er. Bedeutet: Keinesfalls solle der Wald zum Treffpunkt von ganzen Gruppen werden. Durchatmen bei „Dr. Wald“: Und er bittet um gegenseitige Rücksichtnahmen und Fairness. „Waldbesucher treibt es aus verschiedenen Interessen in die Wälder. Die Jogger, Spaziergänger, Hundehalter, Kräutersammler, Naturschützer, Radfahrer, Erholungssuchende – uns liegt viel an einem fairen Auskommen und gegenseitigem Verständnis“, sagt er. Denn nicht zuletzt sollen alle ihren Waldaufenthalt genießen können. Dieser sei sogar gesundheitsfördernd, berichtet Hendric Wojtek. „Nachweislich“, betont er. Dr. Wald verabreiche nämlich Terpene, erklärt der Förster. Diese Duftstoffe würden das Immunsystem stärken. „Vor allem die Terpene in den Kiefernwäldern sind gut für die Atemwege“, weiß er. Bereits seit einigen Jahren gebe es eine Zusatzausbildung zum Waldtherapeuten für Ärzte, Psychologen, Ergo-, Psycho- oder Physiotherapeuten, Krankenpfleger sowie Heilpraktiker auch in Deutschland, berichtet er. Immer öfter würden waldtherapeutische Therapien Anwendung finden. Waldbaden ist so eine Therapie, die sich jeder für sich selbst verschreiben kann. Einfach die Natur auf sich wirken lassen, nicht denken und die Ruhe und Unaufgeregtheit der Natur genießen. Entdeckungstour gegen die Langeweile: Und weil ein gewisses Maß an Neugierde nicht ungesund ist und auch die Langeweile vertreibt, hat Forstamtsleiter Robert-Marc Berger noch einen Tipp: „Schauen Sie ruhig auch mal genauer hin – unter die Rinde eines umgekippten Baumes beispielsweise.“ Viele Kleinstlebewesen gebe es dort zu entdecken. Springschwänze, kleine Krabbeltierchen, beispielsweise oder derzeit auch Raupen, die sich in den nächsten Wochen zu Schmetterlingen weiterentwickeln. Es gebe noch so viel mehr zu entdecken in den Wäldern. Das aber überlässt er gern den Waldbesuchern selbst. Das Forstamt Poggendorf betreut und verwaltet rund 22 000 Hektar Wald. Es erstreckt sich von Poggendorf aus nördlich bis Steinhagen, östlich bis zum Strelasund und nahe Greifswald, südlich bis nahe Demmin und westlich bis Tribsees. Es besteht aus neun Revieren. Bewirtschaftet und bejagt werden rund 7000 Hektar Landeswald und zusätzlich zum Teil Kommunal- und Privatwälder. Der Holzeinschlag pro Jahr liegt bei circa 35 000 m³. Rund 1000 Stück Wild werden jährlich geschossen. Das Forstamt ist bekannt für seine naturnahen und urigen Wälder und befindet sich im Gebiet der flachwelligen Grundmoräne in einer von Landwirtschaft und Niederungen dominierten Region. Die Anfänge einer Forstverwaltung im Gebiet des heutigen Forstamtes Poggendorf reichen bis in die Schwedenzeit (1648–1815) zurück. Mit der Zuordnung Schwedisch-Pommerns an Preußen 1815 wurde eine geregelte Forstwirtschaft eingeführt. 1835 wurde die preußische Oberförsterei (später Forstamt) Poggendorf eingerichtet, die bis 1945 Bestand hatte. Die Besonderheiten des Forstamtes: – Es ist eines der flächenmäßig größten und vielfältigsten Forstämter im Land. – Es ist eins von zwei Forstämtern im Land mit Rückepferden. – Es ist Technikstützpunkt. 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