Weiter mit Privatinitiative

Wenn er auf die Stadtsanierung in Richtenberg zu sprechen kommt, dann schlagen zwei Herzen in der Brust des Bürgermeisters Karldiether Wegner (SPD). Immerhin sind unter Federführung des Sanierungsträgers BIG Städtebau GmbH in zehn Jahren fast 7,6 Millionen Euro im Sanierungsgebiet rund um den Richtenberger Markt verbaut worden. Doch Stadt und Sanierungsträger haben vor gut zwei Jahren ihre Zusammenarbeit beendet. „Etwa 1,4 Millionen Euro und damit gut zwei Drittel der städtischen Schulden liefen durch die Bedienung der Städtebauförderung auf“, hat Wegner nachgerechnet. Dies vor allem, weil die Stadt Kredite aufgenommen hat, um die Eigenbeiträge für die Förderung aufzubringen. „Kredite, die aus unseren Haushalt zurückgezahlt werden, weil wir ja aus der Förderung keine Erlöse erzielen“, sagt der Bürgermeister. Eine Schwierigkeit mit dieser Art Förderung umzugehen, bestand für Wegner und Richtenbergs Stadtvertreter stets auch darin, dass die meisten Mittel für die Stadtsanierung so im Zentrum gebunden waren und außen herum wenig passierte. Das ist nun Geschichte. „Die BIG hat einen Abschlussbericht vorgelegt, der nun beim Landesförderinstitut geprüft wird“, sagt Wegner und will sich nicht weiter dazu äußern. Auf dem Weg bis zu diesem Arbeitsstand hat sich der Bürgermeister nicht nur Freunde gemacht. Jedoch bleibt damit die Frage: Wie geht es nun in Sachen Stadtsanierung in Richtenberg weiter? Trotz des Millionenaufwandes in zehn Jahren Stadtsanierung fallen um den Richtenberger Markt immer noch verfallene Häuser mit leeren Fenstern auf. „Nicht alles, was verbaut wurde, ist heute auch sichtbar“, sagt der Bürgermeister, der seit 16 Jahre die Geschicke der Stadt leitet. „Viel Geld steckt auch in Sanierungsarbeiten unter der Erde.“ Jedoch stellt sich der 71-Jährige auch immer wieder die Frage, ob es nicht auch etwas billiger gegangen wäre. Preiswerter etwa, wenn man auf private Initiative setzt. Das ist die neue Richtung die die Stadt jetzt bei der Sanierung verfolgt. „Die Häuser Nr. 3 und 6 am Markt sind an private Investoren verkauft“, hofft Wegner auf bald sichtbare Zeichen. Dazu kommt: Nachdem nicht mehr nur im einstigen Sanierungsgebiet gebaut wird, kann die Stadt über das Geld frei verfügen, was nun nicht mehr in die Eigenmittel für die Fördermillionen gesteckt werden muss. „Wir haben da in letzter Zeit verstärkt auf den innerstädtischen Straßenbau gesetzt“, sagt der Bürgermeister. So entstand zwischen der einstigen Post und dem Ortsausgang beidseitig ein sanierter Geh- und Radweg. „Immerhin etwa vier Kilometer lang“, betont Wegner. Dazu kommen etwa 1000 Meter sanierte Straßen in der Siedlung hinter der Bahnhofstraße. „Dies alles ohne Kredite aufzunehmen“, sagt Wegner nicht ohne Stolz. Allerdings mit der Kraft der Anwohner, die dafür Straßenausbaubeiträge zahlen müssen. Doch das ist laut Wegner von der Stadt so detailliert vorbereitet, dass kein betroffener Bürger dabei alleine gelassen wird. Jörg Mattern

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