Wendorf: Straßenbau sorgt für Ärger

Beim Straßenbau in Wendorf kochen die Emotionen hoch, und das auch schon, bevor am Montag der erste Bagger anrollte. Die mehr als klamme Gemeinde ist froh, Fördermittel und Kofinanzierung eingesackt zu haben, um die alte Plattenstraße endlich durch eine Asphaltstrecke ersetzen zu können. Insgesamt werden hier 543000 Euro investiert. Die Anwohner haben aber ein Problem mit den Kosten — und mit dem Informationsfluss. Deshalb haben sie am Montagabend im „Privaten Gemeinschaftsgarten“ in Wendorf eine Bürgerinitiative gegründet. „Wir wissen überhaupt nicht, wie die Straße gebaut wird, in welcher Form der Ausbau erfolgt“, sagt Roswitha Tack. Die 63-Jährige wohnt im Voigdehäger Weg in Wendorf und hat in der Gruppe mitgearbeitet, die die Gründung einer Bürgerinitiative vorbereitete. Mitstreiterin Nelly Koschmieder betont, dass man nicht vor Gericht ziehen wolle. „Wir sind bemüht, das Ganze mit der Gemeinde so zu klären“, sagt die 58-Jährige. Und Sigrid Anschütz-Kestler unterstreicht: „Wir sind nicht gegen die Straße, wir wollen auch, dass die Platten verschwinden.“ Knackpunkt sind die Kosten, die auf jene zwölf Wendorfer umgelegt werden, die am Voigdehäger Weg wohnen. Der Großteil spekuliert scheinbar darauf, dass der Landwirtschaftsbetrieb hier alles bezahlt, weil der nach ihrer Meinung die Straße am meisten nutzt. „Die Gemeinde ist verpflichtet, den Straßenausbau auf die Bürger umzulegen, und zwar nach Größe der bebauten Fläche. Die Frage ist nur immer, mit wieviel Prozent das passiert“, erklärt Bauamtsleiterin Manuela Tober gestern auf OZ-Anfrage und unterstreicht: „Wir haben zwei Einwohnerversammlungen — eine davon ging wirklich unter die Gürtellinie — durchgeführt. Auf den Gemeindevertretersitzungen gab es ebenso Gelegenheit, die Fragen loszuwerden, und es gab die entsprechenden Aushänge. Wir sind also unserer Informationspflicht nachgekommen.“ Und man habe als Verwaltung immer gesagt, wer ein Problem habe, könne gern ins Amt nach Niepars kommen, dann werde das geklärt. Nach den ersten Planungen sollten 35 Prozent der Kosten von den Wendorfern bezahlt werden. Das wären etwa 120000 Euro für alle gewesen. Doch Landwirt Aurel Hagen, auch stellvertretender Bürgermeister in der Gemeinde Wendorf, hatte zum Treffen noch eine gute Nachricht im Gepäck: „Dieser Anteil konnte jetzt auf 25 Prozent gesenkt werden. Die Straße, die ja von Stralsund bis Zarrendorf führt und von vielen Nicht-Gemeindemitgliedern genutzt wird, wurde jetzt als überörtliche Verbindungsstraße eingestuft. Das heißt, sie gewinnt an Bedeutung, womit die Belastung der Einwohner des Ortes sinkt.“ Zudem sei die Ausschreibung günstiger gelaufen. Aurel Hagen, der für die CDU im Ortsparlament sitzt, betont auch, dass die Gemeinde von Anfang an die Belastung für den einzelnen Bürger so gering wie möglich halten wollte. „Das, was wir jetzt erreicht haben, ist ein super Ergebnis, so wenig zahlt keiner.“ Der Landwirt erklärt, dass man die Straße schon seit Jahren bauen wollte, Wendorf sei aber immer wieder aus dem Fördertopf geflogen. „Endlich können wir das Straßenproblem lösen, und so günstig wie jetzt bekommen wir die Straße nie wieder. Deshalb müssen wir das jetzt durchziehen“, findet auch Gemeindeoberhaupt Heinz-Werner Jennek (parteilos). Aurel Hagen, der am Montagabend übrigens auch Mitglied der Bürgerinitiative wurde, verspricht den Anwohnern außerdem: „Ich zahle alle zusätzlichen Kosten, auch die Ausbaubeiträge für die von mir gepachteten Ackerflächen. Meine Grundstücke dazugerechnet, habe ich ohnehin den Löwenanteil zu tragen. Und sie zahlen nur den ganz normalen Ausbau als ländlicher Weg, nämlich vier Meter breit und für 40 Tonnen tragfähig.“ Nach seinen Schätzungen müssten normale Grundstückseigentümer nur noch um die 2500 Euro berappen. Über die Brücke wollen die Wendorfer noch nicht gehen. „In Bayern gab es zum Beispiel ein Gerichtsurteil, dass die Kosten für eine überörtliche Straße nicht umgelegt werden dürfen“, so Nelly Koschmieder. Für Roswitha Tack muss auf der neuen Straße außerdem eine Geschwindigkeitsbegrenzung her. Trotz guter Nachrichten und einiger entwirrter Missverständnisse bleibt die Situation also vorerst noch etwas angespannt. Projekt auf einen Blick Die Baumaßnahme hat am Montag begonnen und soll bis Ende Oktober laufen. 543000 Euro kostet die Sanierung des Voigdehäger Weges in Wendorf. Damit ist die Ausschreibung wesentlich günstiger als zuvor angenommen. Deshalb werden auch weniger als 120000 Euro auf die Bürger umgelegt. 329000 Euro bekommt die Gemeinde aus dem Programm für integrierte ländliche Entwicklung. Der Eigenanteil der Gemeinde liegt bei etwa 160000 Euro, dafür hat die Kommune eine Zusage für Kofinanzierung vom Land bekommen. Die Firmen TVS und Asa-Bau aus Langendorf, die ITG Stralsund und Estra-Bau Bergen haben den Zuschuss für die Baumaßnahme bekommen. Ines Sommer

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