Zarrendorf: Wo Cordula Grün aus dem Vorgarten grüßt

Die Zarrendorfer lieben es geschmückt. Viele Gärten und Hauswände des langgestreckten Ortes sind dekoriert und bemalt. Und die Liebe zur Verzierung geht weit über den Standard-Gartenzwerg und das selbstgebastelte Vogelhäuschen hinaus. In den Vorgärten liegen ganze Holzboote, ausrangierte Ackergeräte, aufwendige Schnitzkunst und Schrottfiguren. Ein Skelettkopf dient als Hausnummer und sogar ein Saatgutspender für exotische Palmen sind als Nachbarschaftsservice an einer Grundstücksgrenze installiert. Zur Weihnachtszeit laufen die Zarrendorfer zur Höchstform auf. Das Dorf ist hell erleuchtet. „Weihnachten ist ein Muss!“, bestätigt Petra Dabel. Sie packt jedes Jahr sechs Bananenkisten mit Winterschmuck und -beleuchtung aus. „Eine Woche brauche ich dafür. Zum Totensonntag ist alles fertig, zur Adventszeit geht alles an“, sagt sie. Und die Nachbarn ziehen nach. „Das ist aber kein Wettbewerb. Vielmehr inspirieren wir uns gegenseitig“, behauptet Michael Rothaupt. „Als wir 2004 hierhergezogen sind, waren wir von der Liebe zur Adventsschmückerei fasziniert. Das haben wir übernommen. Wir denken uns jedes Jahr etwas Neues aus.“ Früher noch mehr Häuserschmuck: Rothaupt holt sich gern bei Spaziergängen durch das Dorf Anregungen für den eigenen Hausschmuck. Beruflich sind die Vorgärten der Nachbarn für den Inhaber des ansässigen Galabaus Mammut-Projekt Deutschland aber weniger Inspirationsquelle. Dennoch bekommt er hin und wieder positives Feedback während der Arbeit. „Leute sagen: Euer Dorf ist immer so toll geschmückt!“, erzählt Rothaupt und ergänzt: „Es ist eben ein schöner Anblick, wenn man durchfährt und alles hell erleuchtet ist.“ Lesen Sie auch: Strelow: Vorteile des Lebens auf dem Dorf Dorfgeschichte: Kirchdorf und Jeeser in Sundhagen Petra Dabel behauptet, dass es früher in Zarrendorf sogar noch bunter war. Sie muss es wissen, schließlich verbringt sie bislang ihr ganzes Leben in der wachsenden Gemeinde (rund 1100 Einwohner) südlich von Stralsund. Dagegen war der Verkehr zu ihren Kindheitstagen deutlich weniger. „Was hier alles durchdonnert – das ist unnormal!“, echauffiert sie sich. Daher vermisst sie die Ruhe. Und einen echten Winter mit Schnee und Eis. „Wir konnten als Kinder ordentlich rodeln und Schlittschuh laufen“, erinnert sie sich. „Cordula Grün“ im Vorgarten: Familie Dabel trägt dazu bei, dass es in dem Dorf nicht nur zu Weihnachten viel zu gucken gibt. Neben unzähligen saisonalen Festtagsfiguren im Garten, vor der Haustür und auf den Fensterbänken zieren alte Landmaschinen und selbstgebastelte Schrottpuppen das Anwesen an der Hauptstraße Richtung Teschenhagen. Ehemann Jörg nagelt, schraubt und schweißt alles zusammen, was ihm in die Finger kommt. „Ich mache mir vorher keinen Plan, löte einfach drauf los. Zur Not mache ich es wieder ab.“ So entstand auch „Cordula Grün“, eine Schrottpuppe, die ihren Namen der Schlagersendung im TV vom Vortag verdankt und die Puppen im Vorgarten gegenüber mit roten Wangen und Lächeln auf einer alten Schaufel grüßt. Zarrendorf hatte „hässlichsten Weihnachtsbaum der Region“: Der Ideenreichtum der Zarrendorfer scheint keine Grenzen zu kennen. Dabei entstehen auch schon mal geschmacklich gewöhnungsbedürftige Dinge. „Wir hatten mal den ‚hässlichsten Weihnachtsbaum der Region‘“, lacht Michael Rothaupt. „Der große Baum am Dorfklub war mit allerhand skurrilen Dingen geschmückt.“ Bürgermeister Christian Röver lässt die Einwohner, sehr zur Freude von Rothaupt, machen. „Wir schätzen den Einbezug der Gemeinschaft zum Dorfleben sehr.“ Das nächste Kunstobjekt hat der Galabau-Chef schon im Visier. Im Frühjahr soll vielleicht ein überdimensionales Osterei vor dem Jugendclub stehen. Von Horst Schreiber