Abpfiff nach 50 Jahren: Trainer hört auf

Energisch steht Dietmar Roßdeutscher an der Seitenlinie und fordert seine Jungs auf schnell nach vorne zu spielen. „Seine Jungs“, die C-Junioren der SG Einheit Bad Sülze, versuchen auch alles, doch am Ende steht eine 0:1-Pleite an der Anzeigetafel. Wütend stampft ein Sülzer Spieler in die Kabine. Dietmar Roßdeutscher grinst: „Er kann schlecht verlieren, beruhigt sich aber schnell wieder.“ Roßdeutscher ist sichtlich stolz auf sein Team und gerät ins Schwärmen: „Die Jungs sind alle technisch gut drauf und können Tempo machen.“ Dietmar Roßdeutscher ist mit der Zeit gegangen, weiß, worauf es heutzutage im Fußball ankommt: „Bei der Frauen-WM hat man gerade wieder gesehen, dass andere Nationen mit viel mehr Tempo agieren und dadurch für den Unterschied sorgen.“ Der 76-jährige ist ein Fußballnarr, der seit 1965 an der Seitenlinie steht. 50 Jahre! Doch am vergangenen Samstag gab Roßdeutscher seinen Abschied. Nicht ganz freiwillig, wie der rüstige Rentner erklärt: „Wir bekommen leider nicht genug Spieler für das Großfeld zusammen. Sonst hätte ich gerne noch weiter gemacht.“ Doch Roßdeutscher blickt auf stolze Jahre als Trainer zurück: „Es hat mir immer großen Spaß gemacht, mit Kindern und Jugendlichen zusammen zu arbeiten.“ 1965 war er als Lehrer in die Salzstadt gekommen und hatte sich gleich in den Sportverein „SG Vorwärts“ als Trainer mit eingebracht. „In den Zeiten der DDR hatten wir immer genügend Kinder im Verein“, blickt Roßdeutscher zurück, der den Bad Sülzern, die sich in den 1970-er Jahren in „SG Einheit“ umbenannten, immer treu blieb. „Sicher gab es Anfragen anderer Vereine, aber das ist für mich nie infrage gekommen“, so Roßdeutscher, der viel lieber über seine aktuellen und ehemaligen Spieler spricht als über sich selbst. Mit dem Nachwuchs der Bad Sülzer holte das Urgestein zahlreiche Meisterschaften. So spricht der Trainer von den 1980er Jahren, als eine legendäre Mannschaft um Dennis Gregorie und Steffen Beckmann die Kreismeisterschaften beinahe jedes Jahr nach Bad Sülze holte. Nach der Wende sei dann laut Roßdeutscher vieles nicht mehr selbstverständlich gewesen. „Oftmals standen wenige Spieler oder auch Trainer zur Verfügung“, sagt er und weist darauf hin, dass es seit Jahren keine Bad Sülzer Männermannschaft mehr gibt. Seinen Abschied veredelten die C-Junioren am vergangenen Samstag gebührend. Beim Hanse-Tour-Sonnenschein-Cup im heimischen Bad Sülze holten sie den Sieg und widmeten diesen ihrem scheidenden Coach. Rainer Müller

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