Angst vor Viren: Kitas verbieten selbst gebackenen Kuchen

Aus Angst vor Krankheitserregern dürfen Kinder in mehreren Kitas des Landkreises Vorpommern-Rügen keinen selbst gebackenen Kuchen mehr von zu Hause mitbringen. Das Institut „Lernen und Leben“ (ILL) hat in allen seinen Einrichtungen ein generelles Verbot für selbst gemachtes Gebäck ausgesprochen. Der Träger betreibt Kitas in Stralsund, Ribnitz-Damgarten, Negast und Steinhagen. Dazu kommen noch etliche Häuser in den anderen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns. Als Grund für die Maßnahme gibt das ILL an, keine Kenntnisse über Inhalte und Zusatzstoffe der Mitbringsel zu haben und daher allergische Reaktionen bei Kindern nicht ausschließen zu können. Auch sei nicht bekannt, wie der Kuchen zubereitet wurde, so dass das Risiko einer Salmonellenvergiftung bestehe. „Schlechte Erfahrungen haben wir noch nicht gemacht, aber muss denn immer erst etwas passieren, bevor man reagiert? Die Sicherheit der Kinder hat für uns oberste Priorität“, sagt Beate Arndt, Regionalleiterin für Kindertagesstätten und Horte. Die Vorgehensweise sei eng mit den Gesundheitsämtern von Land und Landkreis abgestimmt. Der Landkreis verbietet den Kuchen aus dem Backofen zu Hause zwar nicht generell, gibt aber Empfehlungen. „Alles sollte durchgebacken sein. Von Cremefüllungen oder Desserts wie Kalter Hund würden wir abraten“, sagt Kreissprecher Olaf Manzke. Auch das beim Lagerfeuer beliebte Stockbrot sei ein Risiko. „Bevor der Teig über dem Feuer gebacken wird, kneten die Kinder daran herum, nehmen ihn in den Mund. Das Risiko ist groß, dass dabei Viren und Bakterien übertragen werden“, sagt Manzke. Strenge Regeln gelten auch für Kuchenbasare, die von Kitas gern veranstaltet werden, um zum Beispiel etwas Geld für Ausflüge einzunehmen. Jede Person, die einen Kuchen beisteuert und ihn verkauft, muss im Besitz eines Gesundheitspasses sein. Der wird im Gesundheitsamt nach einer Schulung zum richtigen Umgang mit Lebensmitteln ausgestellt. „Wenn bei einem Basar wirklich etwas passieren sollte, spielt es bei der Aufarbeitung eine Rolle, ob alle Beteiligten eine Erlaubnis hatten“, sagt Manzke. Der Internationale Bund, der Kindertagesstätten in Stralsund und auf Rügen betreibt, hat zwar kein generelles Kuchen-Verbot ausgesprochen, in einem Brief an die Eltern wurden aber Grundregeln für alle mitgebrachten Speisen aufgestellt. So soll auf Gerichte, bei denen rohe Eier, rohes Fleisch oder nicht wärmebehandelte Milch verwendet wurden, verzichtet werden. Speisen, die mit in die Kita gebracht werden, sollten am Tag des Verzehrs frisch zubereitet worden sein. Kinder dürfen zudem nur originalverpacktes Eis mitbringen. In den kommunalen Einrichtungen der Stadt Bergen auf Rügen gibt es solche Vorschriften nicht. Im Hort am Rugard wird beispielsweise jeden Monat eine Feier für alle Geburtstagskinder ausgerichtet. Dazu dürfen die Lütten selbst gebackenen Kuchen, Süßigkeiten oder auch Säfte mitbringen. „Negative Erfahrungen mit mitgebrachten Speisen gab es bei uns noch nie“, sagt die stellvertretende Bürgermeisterin Astrid Schlegel. Im Bergener Kindergarten „Stadtknirpse“ sind lediglich Torten nicht erlaubt. Essen in Kindergärten sorgt für Diskussionen: Streit um Vollverpflegung und die Sorge um die Gesundheit Salmonellen sind kleine, stäbchenförmige Bakterien. Ihr natürlicher Lebensraum ist der Magen-Darm-Trakt von Tieren, seltener auch von Menschen. Die Bakterien können auch unter widrigen Bedingungen jahrelang überleben. Selbst bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sterben sie nicht ab. Abtöten kann man Salmonellen, indem man sie für mindestens zehn Minuten bei über 70 Grad Celsius erhitzt. Symptome einer Salmonelleninfektion sind ein plötzlich einsetzender Durchfall mit Unwohlsein, Kältegefühl, Kopf- und Bauchschmerzen, manchmal auch Erbrechen und leichtes Fieber. Die Beschwerden treten in der Regel zwölf bis 36 Stunden nach dem ersten Kontakt mit dem Erreger auf. Normalerweise dauern sie nur wenige Stunden bis wenige Tage an. Vor allem für kleine Kinder oder alte und geschwächte Menschen kann der Flüssigkeitsverlust durch Durchfälle und Erbrechen gefährlich werden. Die wichtigsten Infektionsquellen sind Lebensmittel, die aus Nutztieren wie Rindern, Schweinen und Geflügel erzeugt werden. Salmonellen können zum Beispiel in nicht ausreichend erhitzten Eiern oder eihaltigen Speisen zu finden sein. Montessori kündigt Eltern den Kita-Platz Eskalation im Streit um die Bezahlung des Kita-Essens: Mit dem Montessori-Arbeitskreis hat nun der erste Träger seine Drohung wahr gemacht — einer Stralsunder Familie wurde der Kindergartenplatz zum 30. Juni gekündigt, weil die Eltern einer pauschalen Abrechnung der Ganztagsverpflegung nicht zugestimmt hatten. Die hatte der Träger aber in einem geänderten Betreuungsvertrag ab Januar gefordert. „Uns geht es nicht um die Versorgung an sich, sondern um die Abrechnung. Wir sollen pauschal für 17 Tage im Monat Frühstück, Mittagessen und Vesper zahlen, wissen aber ganz genau, dass unsere Tochter nie in der Kita frühstückt“, erklärt die Stralsunderin Sally Raese und ergänzt: „Der Montessori-Arbeitskreis als Träger des Kindergartens Klabautermann war nicht gewillt, mit uns darüber zu sprechen. Wir hätten ja sogar eine Pauschale für die anderen beiden Mahlzeiten in Kauf genommen, aber eben nicht fürs Frühstück.“ Das sei nämlich Familienzeit. „Wir machen das ganz gemütlich zu Hause und starten so gemeinsam in den Tag“, verteidigt auch Familienvater Stefan Riechert die Forderung nach genauer Abrechnung. „Wir haben ab Februar unsere eigene Spitz-Abrechnung gemacht. Das heißt, wir haben dem Träger nur das überwiesen, was unsere Tochter auch gegessen und getrunken hat. Das war zur Pauschalrechnung ein Unterschied von rund 30 Euro“, so der 38-Jährige, der bei der Marine arbeitet. Zuvor habe die Familie dem Montessori-Verein die Konto-Einzugsermächtigung entzogen. „Der Gesetzgeber überlässt dem Träger, welche Art der Abrechnung er bevorzugt. Und da wir insgesamt 1000 Kinder betreuen, haben wir die Pauschal-Variante gewählt. Das Gros der Eltern sieht mit Abrechnung für 17 Tage pro Monat kein Problem“, sagt Annette Huth vom Vorstand des Montessori-Arbeitskreises auf OZ-Nachfrage. Die Stralsunderin betont, dass es viele Gespräche mit den Eltern gegeben habe. „Wenn man dann trotzdem nicht zusammenkommt, muss in letzter Konsequenz der Betreuungsvertrag gekündigt werden. Und das ist bei uns in zwei, drei Einzelfällen passiert.“ Familie Raese hat bei der Suche nach einem neuen Platz inzwischen Glück gehabt. „Die Kleine — sie ist zwei — hatten wir schon lange vorher in der evangelischen Kita Eden angemeldet. Zum Herbst klappt es nun auch mit unserer Fünfjährigen. Wir sind der Kita-Leiterin dankbar, dass nun beide Mädchen eine Einrichtung besuchen können“, sagt Sally Raese. Ines Sommer Alexander Müller

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