Barth: Ticketverkauf am Bahnhof wieder möglich

Wenn es um die Bahn in Barth geht, werden auch kleine Fortschritte zelebriert. Landtagsabgeordnete, Landrat, Minister, Staatssekretär, Bürgermeister und viele mehr waren am Mittwoch am Bahnhofsgebäude zusammengekommen, um das Reisebüro der Usedomer Bäderbahn zu eröffnen. Angesichts des schwierigen Corona-Jahres sei es jedoch wichtig, auch kleine Schritte zu würdigen. „Wir wollen in der Pandemie ein Signal senden“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Infrastrukturminister Christian Pegel (SPD). Landesweit erster Regionalzug mit W-Lan: Ab Donnerstag, 3. Dezember, können im Barther Bahnhof nun unter anderem wieder Fahrkarten für den Fernverkehr der Deutschen Bahn gekauft werden. Empfangen werden die Kunden dann von Antje Segebarth. „Ich bin begeistert, dass wir wieder aufgemacht haben“, sagte die Bartherin am Dienstag. Auch Tickets zu aktuellen Angeboten der Deutschen-Bahn sind bei ihr erhältlich. Die Fahrkarten für den Nahverkehr können weiterhin in der Regionalbahn (RB) 25 gekauft werden, nach Angaben der DB Regio Nordost, die auf der Strecke Velgast-Barth fährt, übrigens der erste Regionalzug in Mecklenburg-Vorpommern mit W-Lan. Um das Reisebüro der UBB im Barther Bahnhof hatte es leichte Irritationen gegeben. Die UBB hatte in den bisherigen Fahrkartenschalter in den vergangenen Monaten zum Reisebüro umgebaut. Zunächst hieß es, dass im Barther Bahnhof nach Fertigstellung keine Fahrkarten mehr verkauft werden sollten. Doch das ist nun doch möglich. „Darüber freuen wir uns sehr“, sagte Christa Schibilski von der Bahninitiative „Keine Bahn ist keine Lösung“. Gerade für die ältere Bevölkerung sei es wichtig, einen Anlaufpunkt vor Ort zu haben. Unter anderem hatte die Initiative mit Mahnwachen am Barther Bahnhof für den Erhalt der Strecke Velgast-Barth gekämpft. Diese Mahnwachen finden als Erinnerungswache nach wie vor statt. Im Frühjahr soll es damit wieder losgehen. Die Erinnerungswache am 7. Dezember findet nicht statt. Urlauber, Tagesgäste und Arbeiter: Die Eröffnung des Reisebüros sei laut Jörgen Boße, Geschäftsführer der UBB, „ein Zeichen in finsteren Zeiten, dass es auch kleine Lichtblicke gibt“. Boße sei überzeugt, dass spätestens mit der Rückkehr zu einer gewissen Normalität Touristen wie Einheimische gleichermaßen von dem Angebot profitieren werden. Die Hochsaison sei in diesem Jahr anders gelaufen als in den vergangenen Jahren. „Wir hatten eine extreme Nachfrage im Tourismus“, sagte Christian Pegel. Darunter auch zahlreiche neue Gäste. Die Hoffnung ist, dass diese wiederkommen. Mit der steigenden Nachfrage werde auch die Schiene wichtiger. Doch nicht nur für Urlauber, auch für Tagesgäste, die aus dem Küstenvorland an den Strand wollen, oder für Arbeitskräfte, die in den Urlaubsorten tätig sind, sei die Bahn eine Alternative zum Auto. „Wir werden jeden, der willig ist, abholen“, so Pegel. Die Eröffnung des Reisebüros sei dabei ein kleiner Baustein, aber auch ein weiteres Bekenntnis zu dem Projekt, für das es im August von Bund und Land grünes Licht gegeben hatte: die Darßbahn. Im Sommer war der Entschluss gefallen, dass die Darßbahn, also die Verlängerung der Bahnstrecke Velgast-Barth über Zingst bis nach Prerow, gebaut wird. 115 Millionen Euro soll der Wiederaufbau der Darßbahn kosten. 25,5 Millionen kommen dafür vom Bund. Den Rest teilen sich das Land und die UBB. Neben dem Reisebüro der UBB sind übrigens außerdem Büros eingerichtet worden, die als Projekt- bzw. Baubüro für die Darßbahn genutzt werden sollen. Spatenstich im Sommer 2021? UBB-Geschäftsführer Jörgen Boße zeigte sich am Mittwoch zuversichtlich, dass bereits im kommenden Jahr die Bagger anrollen. „Ziel ist der erste Spatenstich im kommenden Jahr, möglichst im Sommer“, sagte Jörgen Boße. Die Darßbahn soll in drei Abschnitten realisiert werden. Für den ersten Abschnitt von Barth bis zur Meiningenbrücke wurde ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren bereits abgeschlossen. Derzeit bemühe sich die UBB um weitere finanzielle Unterstützung beim Bund. „Wir sind in Gesprächen. Es sieht gut aus“, so Boße. Seine Hoffnung ist, dass gleichzeitig auch das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt nach Zingst abgeschlossen wird. Die entsprechenden Unterlagen liegen laut Boße zur Prüfung beim Eisenbahnbundesamt, das schließlich den Planfeststellungsbeschluss fassen soll. Für den Abschnitt von Zingst nach Prerow werde das Planfeststellungsverfahren derzeit vorbereitet. Unter anderem wurden verschiedene Trassenvarianten untersucht. Mit Land, Bund und den betroffenen Gemeinden habe es dazu bereits Gespräche gegeben. Im kommenden Jahr, so der Wunsch, soll das Planfeststellungsverfahren für diesen Abschnitt begonnen werden. Ein weiteres Projekt ist der Neubau der Meiningenbrücke. Hier ist das Straßenbauamt federführend. Lesen Sie auch: Bresewitz: Gemeindevertreter stimmen für Haltepunkt für Darßbahn Landesregierung in Schwerin: Die Darßbahn wird definitiv gebaut Fischland-Darß-Zingst: Urlauber können ab 2021 kostenlos Bus fahren Von Robert Niemeyer