Barth feilt an seiner Marke „Vinetastadt“

will seine Marke als „Vinetastadt“ weiter ausbauen und formen. Mit der Auszeichnung der Stadt zum „staatlich anerkannten Erholungsort“ erhalte dieses Ziel nun einen besonderen Stellenwert, hebt Bürgermeister Stefan Kerth (SPD) hervor. Bereits 1999 schlugen die Wellen innerhalb der Vineta-Forschung hoch, als die Historiker Klaus Goldmann und Günter Wermusch Vineta, das berühmte „Atlantis des Nordens“, im Bodden bei Barth verorteten. Damit avancierte die Stadt — neben den wissenschaftlich gesetzten Standorten Usedom, Wollin und Ruden — zum Schauplatz eines der schillerndsten frühmittelalterlichen Handelszentren des Ostseeraumes — Vineta. In Barth wurden diese beeindruckenden Darstellungen damals interessiert aufgenommen. Die Stadtvertreter entschieden sich beherzt für eine Etablierung von Barth als „Vinetastadt“. Mit der Patentierung der Bezeichnung entstand eine einprägsame Marke zur städtischen Identifikation und touristischen Profilierung. Die Stadt will nun weiter an dieser Marke arbeiten. So erhalten beispielsweise kulturhistorisch wertvolle Bauten in Barth neuen Glanz. Ein aktuelles Beispiel ist die Reaktivierung des historischen Papenhofes als Ausstellungszentrum. Weiterhin bestehen interessante Ideen zur Gestaltung des Hafenbereiches, darunter der Gedanke, einen Informations- und Aussichtspunkt anzulegen. „Ebenso existieren Vorschläge für themenbezogene Stadtführungen“, informiert Kerth. Wenn Barth sich als Vinetastadt präsentiere, dann bedeute das nicht Identifikation einer Stadt des 21. Jahrhunderts mit dem mystischen Vineta des Frühmittelalters. „Der Bezug zum historischen Vineta wird in moderner Weise erfolgen“, stellt der Bürgermeister klar. Einwohner und Gäste sollen Gelegenheit erhalten, sich eine eigene Meinung zur Theorie vom historischen Vineta im Barther Bodden zu bilden. Die Auseinandersetzung mit den von Goldmann und Wermusch genannten Quellen sei dabei wichtig. Das sind beispielweise Aufzeichnungen von Chronisten wie Ibrahim ibn Jaqub, Adam von Bremen, Helmold von Bosau, Saxo Grammaticus und Abraham Gresces. Auch geografische Besonderheiten wie die als Salzhaken bekannte Landmarke unterstützen nach Klaus Goldmann und Günter Wermusch die Vineta-Theorie. Als Verweise auf eine florierende Salzgewinnung bieten sie eine Erklärung für den einstigen Reichtum Vinetas. Aufsehen erregende archäologische Funde stützen die Theorie ebenfalls. Im Saaler Bodden gefundene Wrackteile eines Wikingerbootes stammen nach dendrochronologischen Befunden des Landesamtes für Bodendenkmalpflege aus dem frühen 12. Jahrhundert, der Zeit des historischen Vinetas. Für einen wichtigen regionalen Handelsplatz sprechen nach Goldmann und Wermusch auch die Wehrburgen am Prerowstrom; ebenso der dort entdeckte Schatz von Münzen aus Nordafrika, dem Nahen Osten und Westeuropa aus dem 7. bis 9. Jahrhundert. Auch das Barth im 21. Jahrhundert hat Potenzial. „Hier fühlt man sich dem humanistischen Gedanken, der Lehre der Vineta-Sage, verpflichtet“, betont Kerth. Nicht nur die kulturhistorisch wertvolle Altstadt mit gotischer Marienkirche und ehemaligem Residenzschloss der pommerschen Herzöge im Adligen Fräuleinstift seien eine Reminiszenz an Vineta. Unter den Expositionen des Vineta-Museums befindet sich auch eine sehenswerte Ausstellung zum „Atlantis des Nordens“. Zudem lebten einst bedeutende Persönlichkeiten wie der Forscher Friedrich Adolph Nobert, der Maler Louis Douzette und die Schöpferin des Ostseewellenliedes Martha Müller-Grählert in Barth. Die erste gedruckte Bibel Pommerns entstand in der Boddenstadt. Und es findet hier das älteste Kinderfest des Landes statt. Gerade habe die Kreativarbeit zu einem einprägsamen Logo für die „Vinetastadt“ Barth begonnen, aber es sei noch viel zu tun, unterstreicht Stefan Kerth. Daher werde diese Aufgabe in kompetente Hände einer Assistenz für das Marketing der Stadt gelegt. Eine maritime Legende Das geheimnisvolle Vineta ist Schauplatz einer der bezauberndsten maritimen Legenden. Die Poesie des „Atlantis des Nordens“ war nicht nur Inspirationsquelle von Künstlern und Faszinosum für Literaten. Mancher wissenschaftliche Disput über Vineta entbrannte, seit der arabische Gelehrte Ibrahim ibn Jaqub im Jahre 965 über die sagenumwitterte Stadt berichtete. Der Kleriker Adam von Bremen beschrieb das reiche Vineta im 11. Jahrhundert als Seehandelsplatz an der Ostsee. Helmold von Bosau und Saxo Grammaticus („Der lange Seeländer“) berichteten im 12. Jahrhundert über die Zerstörung Vinetas durch die Dänen. Der Historiker David Chyträus siedelte Vineta im 16. Jahrhundert auf Usedom an. Im 17. Jahrhundert verortete der Theologe Bernhard Walther Marperger die untergegangene Stadt Vineta nahe der Insel Ruden. Dass sich Vineta bei Wollin befände, meinten der Historiker Adolf Hofmeister sowie der Mediziner Rudolf Virchow im 19. Jahrhundert. Irene Blechle

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