Bebauungsplan für Dierhagen-Ost geändert: Das sind die Gründe

Zu groß, zu hoch, nicht eingefügt – diese Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Bauen in Dierhagen-Ost hat in der Gemeindevertretung des Ostseebades zu einem einmütigen Beschluss geführt: Der für das Gebiet geltende Bebauungsplan wird geändert. Ziel ist es, das Maß der baulichen Nutzung der Grundstücke festzulegen. Damit keine klobigen Kästen entstehen, haben die Mitglieder des Gremiums die Festsetzungen des Bebauungsplans ins Visier genommen. Welchen Festsetzungen sich Bauherren künftig unterwerfen müssen, ist noch nicht definiert, wie Bürgermeisterin Christiane Müller (Wählergemeinschaft Bündnis für Dierhagen) auf Nachfrage sagte. In der Vergangenheit habe es sich in Einzelfällen gezeigt, dass die Festsetzungen zum Maß der baulichen Nutzung unzureichend sind und nicht den Planungswillen der Gemeinde korrekt widerspiegeln, heißt es in der Beschlussvorlage. Darum seien ergänzende Vorschriften zum Maß der baulichen Nutzung, etwa der Ausweisung von Vollgeschossen, sowie zu den örtlichen Vorschriften zur baulichen Gestaltung – dabei geht es beispielsweise um Dachform oder -neigung – erforderlich. Spielplatz wird verlegt: Außerdem wird mit der Änderung eine Neuordnung der öffentlichen Grund- und Bauflächen in einem Teilbereich des Plangebiets angestrebt. Verändern möchte die Kommune auch den Standort des Spielplatzes. Dass sich neue Gebäude künftig besser in das Umfeld einfügten, bezeichnet Christiane Müller als Hauptbeweggrund für die Änderung des rechtskräftigen Bebauungsplans. Aber es gibt noch ein weiteres Ziel, das das Ostseebad erreichen möchte, nämlich die Erschließung von fünf bis sechs zusätzlichen Grundstücken, die dann in Erbbaupacht vergeben werden sollen. Die Bürgermeisterin betont, dass bereits genehmigte Bauprojekte noch vollendet werden können. Die auf den Weg gebrachte Änderung betrifft lediglich künftige Bauvorhaben in dem Bereich. Pachtzins schnell hoch: Das Thema Erbbaupacht hat jüngst vor allen in Dierhagen Pächterinnen und Pächter aufgeschreckt. Grund sind enorme Steigerungen des Pachtzinses bei einer Verlängerung oder eines Neuabschlusses solcher Verträge. Angelika Richter aus Bad Pyrmont beispielsweise rechnet bei einer Verlängerung ihres Vertrages für ein rund 500 Quadratmeter großes Grundstück in Dierhagen-Ost mit einer Explosion der Pacht von derzeit rund 600 Euro auf rund 18 000 Euro im Jahr ( die OZ berichtete ). Grund ist der Anstieg des Bodenrichtwertes. Der wird alle zwei Jahre anhand der erzielten Preise bei Grundstücksverkäufen ermittelt und ist zugleich Basis für die Berechnung des Pachtzinses für Erbbaugrundstücke. Betroffen von exorbitanten Steigerungen sind Grundstücke in allen Gemeinden. Mithilfe eines Juristen erfolgt derzeit die Gründung einer Pächterschutzgemeinschaft. Christiane Müller hatte entgegnet, dass Kommunen verpflichtet seien, ihre Grundstücke angemessen zu vermarkten. In Prerow wurde beispielsweise eine beschlossene Absenkung der Berechnungsgrundlage des Pachtzinses beanstandet. In Schwerin wird derzeit über eine Reform der aktuell geltenden Regeln nachgedacht. Platz für Eigenheime: Beschlossen haben die Gemeindevertreter auch eine weitere Änderung des Bebauungsplans „Neue Straße“. Hintergrund ist die Schaffung von zwei Grundstücken. Entstehen sollen darauf jeweils ein Einfamilienhaus, wie Christiane Müller informierte. Es handele sich dabei um Eigenheime für Einheimische. Auch diese Änderung wurde ohne Gegenstimme beschlossen. Es habe keine Diskussion gegeben, lediglich Nachfragen zu Details, so die Bürgermeisterin. Lesen Sie auch Dierhagen: Traditionslokal "Kehrwieder" wird neu belebt Neuer Leiter für Dierhäger Dorfgemeinschaftshaus Neubau in Dändorf eröffnet Kindern und Jugendlichen eine neue Welt Der Vorsitzende des Bauausschusses der Gemeindevertretung, Guido Keil (Bündnis für Dierhagen), berichtete aus „seinem“ Gremium, dass in der nächsten Zeit alle asphaltierten Straßen und Wege auf Schäden infolge der zurückliegenden Frostphase untersucht würden. Summe aus Vergleich überwiesen: Die Bürgermeisterin informierte eingangs der Zusammenkunft der Gemeindevertreter über den Vergleich im Zusammenhang mit dem sogenannten Swap-Geschäft. Die hochriskante Finanzwette, die das Amt Darß/Fischland auf den Namen Ahrenshoop abgeschlossen hatte, endete mit einem hohen Verlust. Erst kürzlich stimmten die Mitglieder des Amtsausschusses einem Vergleich zu. Demnach sollte das Amt 450 000 Euro plus Prozesskosten der Gegenseite bezahlen. Laut Christiane Müller wurde der festgelegte Kostenposten bereits überwiesen. Das Geld stammt aus einer eigens im Amtshaushalt gebildeten Rücklage. Welchen Anteil Dierhagen eingezahlt hat, konnte die Bürgermeisterin auf Nachfrage nicht beziffern. Verschiedene amtsangehörige Kommunen wollen die Verantwortlichkeiten geprüft wissen und fordern möglicherweise Rückzahlungen. Mehr zum Autor Von Timo Richter