„Bei der Hymne können mir schon mal die Tränen kommen“

Barth — Thomas Ulrich kennt das Gefühl, sportlichen Erfolg zu haben. Er ist vierfacher Weltmeister und vierfacher Vizeweltmeister im Drachenboot (2011 in Florida/USA, 2013 in Ungarn). Zum dritten Mal wird der 45-Jährige vom Barther „Pommernexpress“ nun an einer Weltmeisterschaft teilnehmen. Diese beginnt am 19. August in Welland-Ontario (Kanada). Die OZ sprach mit dem Sportler, der von Freunden „Ulle“ genannt wird, über seine Motivation, die WM-Ziele und das harte Training. Ostsee-Zeitung: Herr Ulrich, Sie haben in ihrem Sport eigentlich alles erreicht. Was macht Ihre Motivation aus, noch einmal zu einer WM fahren zu wollen? Thomas Ulrich: Es ist einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl, in einer Mannschaft sportlichen Erfolg zu haben. Wenn nach einem anstrengenden Wettkampf auch noch unsere Fahne gehisst wird und die deutsche Hymne erklingt, können mir schon mal die Tränen kommen. Dann erntet man den Lohn für die harte Arbeit. OZ: Sie sprechen die harte Arbeit an. Wie sieht denn ihr Trainingsalltag in Vorbereitung auf so ein Großereignis aus? Ulrich: Dafür habe ich bereits das komplette letzte Jahr genutzt. Tägliches Training steht auf dem Programm. Hinzu kommen nach der Bewerbung für die Mannschaft mehrere Tests und Sichtungen an den Stützpunkten in Berlin und Brandenburg. Nach der Nominierung hat sich die Nationalmannschaft dann ab Februar einmal monatlich zu Leistungsüberprüfungen getroffen und an der Feinabstimmung gefeilt. OZ: Wie setzt sich das Team zusammen? Ulrich: In unserer Mannschaft sind Paddler aus ganz Deutschland, vom Schwarzwald bis an die Ostseeküste, dabei. Wir haben eine Superstimmung untereinander, kennen uns durch den Sport schon über mehrere Jahre. Es haben sich viele Freundschaften entwickelt. Das macht uns stark. OZ: Mit welchen Ambitionen fliegen Sie nach Kanada? Ulrich: Unsere Ziele sehen ähnlich aus wie bei den letzten Weltmeisterschaften in Ungarn, als wir dreimal Gold geholt haben. Wir wollen auf das Treppchen, am liebsten ganz nach oben. Aber das wird sehr schwer. Gerade Kanada ist ein verrücktes Land in Bezug auf den Drachenbootsport. Und als Gastgeber werden sie ganz sicher ein Wörtchen bei der Medaillenvergabe mitsprechen wollen. Aber auch wir sind hochmotiviert. Es wird wieder viel Spaß machen und wir werden kämpfen. OZ: Trainingslager, Flug nach Kanada, Aufenthalt vor Ort: Da entstehen nicht unerhebliche Kosten. Wer trägt diese? Ulrich: Die müssen von den Sportlern selbst übernommen werden. Das ist nicht ganz einfach. Deshalb bin ich dankbar für jede Hilfe, die ich durch meine Sponsoren erhalte. Darüber hinaus ist auch der Rückhalt in der Familie ganz wichtig. Und die Unterstützung von meinen Vereinskameraden beim Barther Pommernexpress ist natürlich überragend. Leider kann ich meinem Heimatteam, das auf dem Schweriner Pfaffenteich (eine der größten Drachenboot-Veranstaltungen in Deutschland, Anm. d. Red.) am 15. August einen Titel zu verteidigen hat, diesmal nicht helfen. Aber ich drücke natürlich aus Kanada die Daumen. OZ: Was macht für Sie den Reiz aus, im Drachenboot zu paddeln? Ulrich: Ich übe den Sport bereits seit 1996 aus. Vor allem reizt mich, dass dabei der gesamte Körper beansprucht wird. Kraft, Technik, Ausdauer sind ganz wichtige Komponenten. Da bleibt man fit. Auch in meinem hohen Alter (lacht). Außerdem liebe ich es, auf dem Wasser zu sein. Ich bin an der Küste aufgewachsen. Das ist mein Domizil. Hinzu kommt, dass ein einzelner nichts erreichen kann. Teamarbeit ist entscheidend. Das mag ich ganz besonders. WM im Drachenboot Zeit und Ort: vom 19. bis 23. August in Welland/Ontario (Kanada, Region Niagara) Nationalteam: Der Barther Thomas Ulrich wird in der Altersklasse Senior A (Ü40) in der Mixed-Mannschaft des Deutschen Drachenboot Verbandes (DVV) zum Einsatz kommen. Strecken: Zu absolvieren gilt es für diese Mannschaft insgesamt vier Strecken. Den Auftakt bildet das Rennen über 2000 Meter am 19. August. Es folgen die Wettbewerbe über 1000, 500 und 200 Meter. WM-Ausrichter ist die International Dragon Boat Federation (IDBF). • Internet: www.drachenboot.de oder www.idbf.org Marco Schwarz

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