Corona-Lockdown: Einzelhändler in Barth vor unsicherer Zukunft

Leer ist die Barther Innenstadt. In der Langen Straßen bleibt die Tür vieler Geschäfte aufgrund des Corona-Lockdowns geschlossen. Und so zieht es auch wesentlich weniger Menschen in die Einkaufsstraße, wie Andreas Ferl erzählt. Computerspezialist ist in Corona-Zeiten ein gefragter Mann: Der 57-Jährige ist einer der vielen ansässigen Gewerbetreibenden in der Barther Innenstadt – vertreibt unter anderem Computer- und Telekommunikationstechnik. Und er ist einer der wenigen Händler, die ihr Geschäft aktuell öffnen dürfen. Laufkundschaft aber habe er kaum. „Dafür klingelt das Telefon unentwegt“, sagt er. Als Computerspezialist ist er ein gefragter Mann in Zeiten von Homeoffice und Homeschooling. „Aber für viele Einzelhändler dürfte die Verlängerung des Lockdowns ein echtes Problem sein“, meint er. Elke Behrendt: „Es nützt nicht, zu jammern!“: Dem kann Elke Behrendt nicht widersprechen. Seit fast 26 Jahren ist sie mit ihrem Geschäft „Norddeutsche Lebensart“ in der Langen Straße ansässig. Keramik, Tees, Öle, Auftstriche und vieles mehr locken normalerweise zahlreiche Kunden in ihren Laden. „Ich denke schon, dass die Verlängerung des Lockdowns für einige Einzelhändler existenzbedrohend ist“, sagt sie. Aktuell ist ihr Geschäft von 10 bis 13 Uhr geöffnet. „Außerdem bieten wir einen Bestell- und Lieferservice an“, berichtet sie. Auch wenn die aktuelle Situation nicht zum Jubeln sei, „es nützt nicht, zu jammern“, sagt die Geschäftsfrau. Dass sie ihren Laden schließen muss, darüber muss sie sich keine Gedanken machen, versichert sie. „Zum einen haben wir taffe Mitarbeiter in der Stadtverwaltung, die für uns Händler auf der Homepage der Stadt Werbung machen. Und auch unseren treuen Kunden haben wir das zu verdanken“, erzählt sie. Stadt Barth unterstützt Händler mit eigener Kampagne: Die Stadt Barth unterstützt ihre Händler mit der eigenen kleinen Kampagne „Lokal kaufen – Barth hält zusammen“. Auf der Internetseite der Stadt unter www.stadt-barth.de/lokalunterstuetzen ist bereits beim Lockdown im Frühjahr eine Übersicht über das Angebot der Barther Betriebe erstellt worden. Denn so wie Elke Behrendt bieten viele Händler und auch Gastronomen einen Abhol- oder Lieferservice an. Antje Grünwold: „Wir haben uns genug ’Winterspeck’ angefuttert.“: Dazu gehört auch Antje Grünwold, die in Barth und auch in Zingst einen Fruchtgummi-Shop „Bären-Treff“ betreibt. „Wir leben von der Hoffnung auf bessere Zeiten“, sagt sie. Dramatisch sei die Situation auch für sie noch nicht. „Der Januar ist generell ruhiger. Außerdem hatten wir einen fantastischen Sommer mit enorm viel Kundschaft. Gefühlt war die gesamte Republik an der Küste. Wir haben uns also genug ’Winterspeck’ angefuttert, von dem wir bis zum Frühjahr ganz gut zehren können“, berichtet sie. „Und dann hoffen wir, dass der kommende Sommer ebenso gut läuft“, gibt sie sich optimistisch. Beim ersten Lockdown im Frühjahr habe sie die Situation noch etwas anders gesehen. „Da hatte ich tatsächlich Angst um meine Existenz“, erzählt sie. „Da wusste niemand, wie es weitergeht. Meinen Mitarbeiterinnen habe ich damals deshalb gekündigt“, erinnert sich Antje Grünwold. Diesmal habe sie lediglich Kurzarbeit für ihre sieben Angestellten angemeldet. „Von einem Vermieter von Ferienwohnungen habe ich gehört, dass bereits jetzt all seine Ferienwohnungen für den kommenden Sommer ausgebucht sind“, begründet sie Und bis dahin würden ihre beiden Bären-Treffs nicht von einer Schließung bedroht sein. Beatrice Boeck: „Bis Ostern muss sich die Situation normalisiert haben.“: Auch Beatrice Boeck, Inhaberin der Schauwerkstatt „Vineta-Perlen“ in der Barther Altstadt, setzt auf die kommende Tourismussaison. „Noch ist die Situation nicht existenzbedrohend für mich. Kritisch wird es erst, wenn der Lockdown noch ewig ausgedehnt wird“, sagt sie. Sie habe Verständnis für die Maßnahmen von Bund und Ländern. „Aber zu Ostern sollte sich die Lage normalisiert haben, sonst wird es kritisch“, sagt die Kunsthandwerkerin. Wie viele andere Landeninhaber ist auch sie für ihre Kunden vor Ort in ihrer Schauwerkstatt – von montags bis freitags in der Zeit von 10 bis 16 Uhr. Momentan nutze sie die Zeit, um ihre Werkstatt sauber zu machen, für Nacharbeiten aus dem Weihnachtsgeschäft und um ihr Warensortiment zu erweitern. Gerne stehe sie aber auch in Zeiten des Lockdowns für Beratungen zur Verfügung – telefonisch oder per E-Mail. Auf ihrer Internetseite www.vinetaperlen.de kann man sich zudem die Armbänder, Ketten, Ohrringe, Anhänger und Ringe anschauen und dann telefonisch bestellen. Die Ware wird geschickt oder kann nach vorheriger Absprache in der Dammstraße 16 abgeholt werden. „Ich denke, es ist richtig und wichtig, jetzt Einschnitte zu machen. Mit Beginn des Impfens ist diese Zeit ja auch endlich“, meint sie. „Wir Händler können auf die Tourismussaison setzen. Viel wichtiger ist, dass die Kinder zur Schule gehen können. Denn was sie sonst verpassen, lässt sich nicht so leicht aufholen“, meint sie abschließend. Von Anja Krüger