Dändorf: Siedlungskern wurde durch Großbrand in Schutt und Asche gelegt

Großbrände sind in der Geschichtsschreibung aller Orte stets ein wichtiges Kapitel, denn sie hinterließen oft tiefgreifende Veränderungen, die die Orte bis heute prägen. Sei es, dass eine Kirche nach dem Brand aus Geldmangel nur noch einen kleinen Turm bekam oder ein Straßenzug, der nach der Verwüstung vollständig darniederlag, beim Neuaufbau seine Straßenführung änderte. Oder wenn statt der alten Lehmkaten nun Backsteingebäude das Ortsbild prägten. Auch Dändorf hatte vor über 100 Jahren „seinen“ Großbrand, dessen Folgen noch heute im Dorfbild sichtbar sind. Es geschah am Pfingstsonntag, den 3. Juni 1900. Der Erbpächter der Hufe III, (See-Ende 2) war unterwegs nach Ribnitz, um seinen Pfingstbesuch abzuholen, als von seinem Gehöft aus ein Feuer ausbrach. Berichten nach soll es sich um einen Schornsteinbrand gehandelt haben. Es ging alles ganz schnell. Der an dem Tag vorherrschende frische östliche Wind sorgte dafür, dass das Feuer in kurzer Zeit auf die im Umfeld stehenden rohrgedeckten Wohnhäuser, Scheunen und Stallungen übergriff. Kaum etwas konnte gerettet werden. Von sechs Bauernstellen brannten fünf ab: Der lodernde Brand war weithin sichtbar. Der Erbpächter wird das Drama aus der Ferne gesehen haben. Als er zurückkam, lag sein Gehöft bereits in Asche. Auch in Ribnitz standen viele Einwohner am Hafen und betrachteten das schreckliche Schauspiel. Da sie nicht unmittelbar betroffen waren, obsiegten bei einigen sogleich praktische Erwägungen. Es ist überliefert, dass sich die Handwerker schnell einig waren und meinten, „da gifft wat to daun.“ Der Brand zerstörte den historischen Siedlungsbereich des Dorfes, der sich vom Dändorfer Hafen bis zur Hufe I, der heutigen Dorfstraße 36, erstreckte. Hier befanden sich die sechs alten Dändorfer Bauernstellen (Hufen), von denen fünf abbrannten. Und auch acht Büdnereien wurden ein Opfer der Flammen. Menschenleben waren nicht zu beklagen, was sicherlich dem Umstand geschuldet war, dass der Brand am Tag stattfand. Lesen Sie auch Eisengießerei in Barth: Das ist auf dem Gelände geplant Wustrow/Ahrenshoop: Käthe Miethe mit filmischem Porträt geehrt Marlow: Fertighausbauer ScanHaus erzielt Rekordumsatz trotz Corona Der Neuaufbau ließ nicht lange auf sich warten. Vormals durch große rohrgedeckte Häuser geprägt, wurden im alten Dorfkern nun dem Baustil der Zeit entsprechende Häuser mit Drempel und flach geneigten Satteldächern gebaut. Einige Büdner und Bauern errichteten ihre neuen Häuser auf ihren Wirtschaftsflächen am Ortsrand, was die Lage der Büdnereien im Schulweg (Schulweg 1 und 2) und die Gebäude der Hufe V (Koppelweg 4) und Hufe VI (Dorfstraße 7) erklärt. Birnbaum soll Übergreifen des Feuers verhindert haben: Einer der Handwerker fand hier beim Wiederaufbau sein Lebensglück. Der Maurer Wilhelm Jenß aus Müritz, der mit seinem Bruder dem Zimmermann Paul Jenß im Dorf tätig war, lernte die Bauerstochter Elise Kölzow kennen und lieben. Kölzows besaßen die letzte vom Brand verschonte Dändorfer Hufe, direkt am Bodden. Wilhelm Jenß errichtete 1902 für sich und seine spätere Familie am See-Ende die Büdnerei 6, die noch heute im Familienbesitz ist. Auf dem Grundstück stand zuvor die Hufe VI. Darüber, warum der Brand nicht den ganzen Ort verschlungen hat, kann nur spekuliert werden. Vielleicht ließ der Ostwind nach oder es konnte von den Einwohnern eine Brandsperre gelegt werden. In der Familie Eggers wurde über Generationen die Information weitergetragen, dass der vor der Büdnerei 17/18 stehende große Birnbaum das Übergreifen des Feuers auf das Haus verhindert habe. Von Guido Keil