Der Neue muss gleich gegen die Ex-Mannschaft ran

Wenn Basketballer von einem Gott sprechen, meinen die meisten den unbestritten größten Spieler ihrer Zunft, Michael „Air“ Jordan. Der ist für André Murillo auch ohne Frage ein Meister. Doch wenn der Deutsch-Amerikaner zu Gott spricht, dann zur Gestalt aus der Bibel. Der 25-Jährige hat Theologie in den USA studiert. „Vor jedem Spiel bete ich“, sagt der Spieler, der seit zwei Wochen die Basketball-Mannschaft der Rostocker Seawolves verstärkt. Für den in Bremerhaven geborenen und dort aufgewachsenen Hünen lassen sich Sport und Theologie gut verbinden. Er schöpfe Kraft aus dem Lesen der Bibel. Gott sei ein sehr wichtiger Teil seines Lebens. „Und außerdem ist es als Basketballer immer gut, etwas gelernt zu haben, um nach der aktiven Zeit von etwas leben zu können“, sagt Murillo, der vonseiten des Vaters spanischer Abstammung ist und mit zwölf in die Staaten zog. Gedanken ans Ende braucht er sich aber derzeit nicht zu machen. Seine Karriere als Profi fängt gerade erst an. Im College-Team in seiner zweiten Heimat Kalifornien hat Murillo gespielt, dann ging es 2014 an die Alster, wo er mit den Hamburg Towers bei null anfing und es bis in die playoffs schaffte — dort spielen zum Saisonende nur die besten acht Mannschaften. „Dort sind viele Freundschaften entstanden, und ich habe so viel gelernt“, sagt Murillo in fast perfektem Deutsch. Vermissen muss der Sportler seinen ehemaligen Verein nicht: Gleich beim ersten Spiel für die Rostocker Seawolves trifft er (im Testspiel) auf die Hamburg Towers. Am Mittwoch in der Rostocker Stadthalle ist es so weit. Um ernsthafte Punkte gehe es zwar noch nicht. „Erst ab Saisonstart im Oktober“, sagt Murillo. Team-Kollege, und ebenfalls Neuzugang, David Rivers ergänzt: „Solche Testspiele sind zur Vorbereitung, man trainiert, um zu sehen, in welcher Form man ist, wo es Verbesserungsbedarf gibt“, sagt der 22-Jährige, der vor 14 Tagen aus Übersee gekommen ist und jetzt statt im Mittleren Westen in Lincoln im US-Bundesstaat Nebraska in einer Dierkower Wohngemeinschaft (WG) lebt. Gerade will er von den ersten Tagen in Rostock erzählen, da hakt André Murillo kurz ein. Noch ein Satz zu seinem ersten Spiel in der neuen Truppe gegen die Ex-Mannschaft: „Auf dem Spielfeld hören Freundschaften auf, da kämpfe ich erst recht, aber danach und davor sind wir Freunde.“ David Rivers schmunzelt. Im breiten Amerikanisch erzählt er, dass Basketballer oft eng miteinander verbandelt seien, sich oft außerhalb des Spielfelds sehen. „Auch hier gibt es diese tolle Gemeinschaft, ich wurde super herzlich empfangen, alle helfen mir“, sagt Rivers, gebürtig aus Little Rock, Arkansas, und mit der deutschen Sprache noch nicht vertraut. Das kommt aber schnell, glaubt Murillo. Bei Team-Fahrten, den zweimal täglichen Trainings oder beim Kochen in den WGs in Dierkow. Seawolves auf Erfolgskurs Seit drei Jahren sind die „Seawolves“, die erste Herrenmannschaft des Ersten Basketballclubs (EBC) Rostock, auf Erfolgskurs, seit über einem Jahr spielen sie in der zweiten Bundesliga Pro B. Die Seewölfe sind das Aushängeschild des EBC, der 1994 in Rostock gegründet wurde, um mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Inzwischen zählt der Verein 600 Mitglieder. Neben 20 Mannschaften aller Altersklassen, beginnend ab dem 6. Lebensjahr, kooperiert der Verein auch mit zwölf Grundschulen. Die „Seawolves“ haben in der letzten Saison in der Ospa-Arena gespielt und bewegen sich ab jetzt auf dem Parkett der Stadthalle. Claudia Tupeit

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