Erstmals drei Tage Metal in Barth

Da geht ja doch noch was! Während sich in den vergangenen Jahren das Teilnehmerfeld des Barther Metall Open Air (BMOA) auf 20 bis 24 Bands einzupendeln schien, die der Vinetastadt einen Freitag und Samstag im August mächtig einheizten, hatten sich in diesem Jahr 27 Formationen aus elf Ländern angekündigt, darunter Bands aus Russland, Kuba und den USA. Erstmals startete das Festivalprogramm bereits am Donnerstagnachmittag und zwar mit Black- und Death Metal. Den Freitag und Samstag bereicherten folkig-mystische Elemente der Pagan- und Vikingszene, unter die sich auch schon mal Grind Trash und Punk mischen konnte. Breitgefächert wie das metallmusikalische Angebot zwischen Bands wie „Selbstentleibung“ und „Waldschrat“ neigte auch das Publikum zu irritierender Lust am Tabubruch. Schwarz dominierte die Kleiderordnung, gedacht wird aber durchaus bunt. So herrschte im Park um die Freilichtbühne eher entspannte Camping-Atmosphäre, Händler boten Met und Marmelade, Schmuck, T-Shirts und Trinkhörner, Likör, Pizza und vegetarische Gerichte feil. Herbert aus Sömmerda dürfte das Rentenalter bereits erreicht haben. Er erfreut sich nach eigenen Angaben einer fantastischen Lebensgeschichte, die bereits 1740 Jahre währt. Aber er fühlt sich wie 20 und erlebte in Barth sein erstes Metall-Festival. Vor einigen Tagen wollte aus seinem Heimatort nach Anklam paddeln. In Demmin hatte er das „Vogelgepiepse“ satt. Dort gab man ihm den Tipp für ein Kontrastprogramm in Barth. „Das ist das Größte“, strahlte er. „Metaller verkleiden sich nicht mit Anzug und Krawatte, wenn sie ins Büro gehen, sie sind immer ehrlich. Und sie sind tolerant!“ Karl aus Berlin findet Barth „jedes Mal super“ und auch Erik „der Rötere“ aus Rostock war zum 7. Mal hier. In diesem Jahr gefiel ihm der Sound besser. Das Angebot von Viking und Black fand Erik „in Ordnung“, musikalisch war ihm die Band „Obscurity“ (Pagan Metal aus Westfalen) aufgefallen: „Geiler Sound, den hätte ich mir auf größeren Festivals gewünscht.“ Diana (27) aus Dresden hatten es in diesem Jahr die sehr freundlichen Jungs von der Security angetan. Das Festival ist „immer wieder wunderschön unter den Bäumen, eine gute Mischung vieler, auch unbekannter Bands“, stellte sie fest. Für den Metall-Nachwuchs ist bereits gesorgt. Mit 23 Monaten sicher der Jüngste auf dem Festivalgelände war Constantin, ohrengeschützter Sohn von Anja und Bastian, dem Gitarristen der nicht unbekannten thüringischen Pagan-Formation „Gernotshagen“. „Was ich sehe ist sehr schön, der Park zum Beispiel. Ich bin zum ersten Mal da, aber die Band fand es hier schon immer gut“, erzählte Anja. Die weiteste Anreise hatten Paula und Kev. Sie waren bereits zum vierten Mal extra aus London zum BMOA gekommen. „Die deutschen Metall-Festivals sind die besten“, bestätigten sie, „das Bier ist günstig und die Bands sind viel besser als in England. Nur Wacken ist einfach zu groß geworden.“ Veranstalter Heiko Fritz, der am Sonntagmittag bei den Aufräumarbeiten in Barth selbst mit anpackte, war glücklich: „Ich bin total zufrieden, keine Vorfälle und die Fans haben ihre Hinterlassenschaften ganz überwiegend, wie erbeten, in blaue Säcke entsorgt.“ Er freut sich schon auf das nächste BMOA, „wenn ich wieder darf“. Und weil die wilden Vibes aus den Boxen der Metaller auch die Freilichtbühne nach 17 Jahren nicht ganz kalt gelassen haben dürften, hat er entschieden, dass in diesem Jahr von jeder verkauften Eintrittskarte ein Euro für die Renovierung des Daches bestimmt ist. Susanne Retzlaff

Barth - Erstmals drei Tage Metal in Barth