Einzelhandel in Prerow gut aufgestellt

Das Einzelhandelsangebot im Ostseebad Prerow stimmt, mit Edeka und jetzt Penny ist die Nahversorgung gesichert, Urlauber sorgen mit ihrer Kaufkraft für ausreichend Umsatz — das sind Kernaussagen eines Einzelhandelsgutachtens. Die Ansiedlung eines weiteren Einkaufsmarktes am Ortsrand — geplant ist der Neubau eines Lidl-Marktes im Wiecker Weg — birgt Florian Komossa von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung zufolge die Gefahr einer Überversorgung. Während einer Einwohnerversammlung präsentierte der Diplom-Ingenieur die Ergebnisse einer Erhebung zum Einzelhandel in Prerow. Insgesamt zeichnete Komossa ein positives Bild von der aktuellen Situation. 19 Geschäfte, darunter der Supermarkt und der neue Discounter in der Darß-Passage, deckten die Nachfrage für Waren des täglichen Bedarfs ab. Dazu kommen 32 Betriebe mit einem Sortiment des aperiodischen Bedarfs, zum Beispiel Schmuck oder Bekleidung. Die für Prerow vergleichsweise hohe Zahl lasse sich mit den vielen Touristen erklären. Die Urlauber bringen den meisten Umsatz. Allein die Übernachtungsgäste, wenn auch laut Komossa in sinkender Zahl, bringen eine Kaufkraft von 14,4 Millionen Euro in das Ostseebad. Dazu kommen fast eine Million Tagesgäste. Zusammen machten die Urlauber rund zehn Millionen Euro Kaufkraft allein für den Lebensmittel- und Drogerie-Sektor aus. Weitere Fachgeschäfte in der Strand- beziehungsweise Waldstraße sind nach Auffassung Komossas wünschenswert. Auch hielt er eine künftige Erweiterung der Darß-Passage zumindest für möglich. Wichtig bei allen politischen Entscheidungen sei die Stärkung und Sicherung der Ortsmitte als Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum. Eine klare Absage erteilte der Gutachter dem Neubau eines Lidl-Marktes im Wiecker Weg. Den hatte der frühere Bürgermeister und die Mehrheit der Gemeindevertreter präferiert. Die Pläne sind bis dato nicht zu den Akten gelegt worden. Ein weiterer Markt sei bei einer anhaltend sinkenden Zahl der Bevölkerung sowie rückläufigen Urlauberzahlen „nicht zu betreiben“. Ein solcher Markt am Ortsrand würde zudem zu weiterem Autoverkehr innerhalb des Ortes führen, weil die Kunden nicht bis dahin laufen würden. Aufgrund fehlender „Koppelungskäufe“ drohe innerörtlicher Leerstand. Dann komme es schnell zu einem sogenannten „trading down“ mit Ein-Euro-Läden, sagte Florian Komossa. Die Portfolio-Managerin der Lidl Vertriebs-GmbH, Martina Peters, wollte sich direkt im Anschluss an die Ausführungen Komossas nicht äußern. Auch eine Anfrage gestern blieb unbeantwortet. Erst im Sommer hatte der Leiter für Immobilien und Vertriebsprokurist Reinhard T. Bauer bestätigt, dass Lidl an dem Neubau festhalten werde, auch wenn in der Darß-Passage ein Penny-Markt eröffne (die OZ berichtete). Entgegen der Einschätzung des Gutachters ging Bauer seinerzeit davon aus, dass die Verkehrsbelastung des Ostseebades durch einen Lidl-Markt am Ortsrand sinken werde. Der Neuansiedlung eines Marktes mit mehr als 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche — wie für den Lidl-Neubau geplant — widerspricht das Landesraumentwicklungsprogramm, weil Prerow nicht den Status als zentraler Ort innehat. Zusätzliche Gutachten wären erforderlich. Der mit rund 700 Quadratmetern Verkaufsfläche deutlich kleinere Discounter in der Darß-Passage war dagegen genehmigungsfrei. Urlauber mit Kaufkraft 10Millionen Euro Umsatz im Bereich Lebensmittel werden allein durch die Urlauber in den Geschäften in Prerow erzielt. Noch höher ist die Summe, die Tages- und Übernachtungsgäste für den sogenannten aperiodischen Bedarf, dazu zählt beispielsweise der Kauf von Bekleidung oder Schmuck, ausgeben. 3,7Millionen Euro beträgt die Kaufkraft der Prerower für Lebensmittel und Drogerieartikel, dem sogenannten periodischen Bedarf. Die Ansied- lung eines nah- versorgungsrele- vanten Sorti- ments ist gefähr- lich für den Einzelhandel.“Florian Komossa, GMA Timo Richter

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