Für Umsonst-Bus greifen Orte tief in die Tasche

Die für das kommende Jahr geplante Testphase für die kostenlose Nutzung von Bussen der Linie 210 für Inhaber von Kurkarten findet nicht statt. Das bestätigte gestern die Pressereferentin des Tourismusverbandes Fischland-Darß-Zingst, Nicole Höra, auf Nachfrage. Vom Tisch ist das Projekt damit nicht, der Test zur Entlastung der während der Saison völlig überlasteten L 21 solle im Jahr 2017 über die Bühne gehen. Grund für die Verschiebung sollen die Kosten sein. Umsonst fährt die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen (VVR) die Urlauber jedenfalls nicht über die Halbinsel. Und: Die Linie 210 ist eine der einnahmestärksten Strecken in der Verkehrsgesellschaft, wie deren Pressesprecher Michael Lang bestätigt. Welche Kosten auf die Kommunen auf dem Fischland-Darß-Zingst tatsächlich zukommen könnten, will Lang mit Verweis auf das noch nicht abgeschlossene Verfahren nicht sagen. Während eines Treffens mit Vertretern der betroffenen Kommunen in dieser Woche wurde aber schon mal die Rechnung aufgemacht. Allein auf Zingst würden demnach gut 300000 Euro zukommen. Bemessungsgrundlage ist die Zahl der Übernachtungen. Davon ausgehend könnte die Kalkulation der Verkehrsgesellschaft knapp eine Million Euro betragen, die von den Kommunen aufgebracht werden müssten. Bestätigt wird diese Zahl aber nicht. Roland Völcker, Ahrenshooper Kurdirektor und Vorstandsmitglied des Tourismusverbandes, hält von aktuellen Zahlenspielereien nichts. Basierend auf der Kalkulation der VVR solle nun in Kooperation mit dem Schweriner Wirtschaftsministerium eine Studie gemacht werden, mit der unter anderem geklärt werde, inwieweit der Tourismus Auswirkungen auf den öffentlichen Personennahverkehr hat, wie das Thema überhaupt technisch zu lösen ist. Die kostenfreie Nutzung von Bussen der Linie 210 für Inhaber von Kurkarten müsse klar geregelt werden. Alle Kommunen müssten mitmachen, dazu gebe es Gedanken zu einer elektronischen Gästekarte. Die kostenlose Busnutzung sei darin nur ein Baustein, so Völcker. Bezahlen würden die kostenfreie Nutzung der Busse letztendlich die Urlauber über die Kurtaxe. Den Kommunen und gemeindeeigenen Kurbetrieben würden dieser Rechenart zufolge keine Kosten entstehen. Das Wirtschaftsministerium stuft die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst als Modellregion für das Vorhaben ein. Auf Rügen existiert von Binz bis Thiessow bereits die kostenlose Fahrt für Urlauber. Großes Vorbild ist der Schwarzwald, wie der Vorstandschef des Tourismusverbandes, Thomas Sievert, sagt. Bei einem weiteren Rückzug des Landes aus der Region — aktuelles Beispiel ist die bislang nicht ausgeschriebene Bahnstrecke von Velgast nach Barth (die OZ berichtete) — muss für die ganze Region über ein vollkommen neues Mobilitätskonzept nachgedacht werden, hatte der Geschäftsführer der Zingster Kur- und Tourismusgesellschaft, Peter Krüger, gesagt. Hier dürfte dann der neugegründete Zweckverband Maritimer Lückenschluss ins Spiel kommen. Die Mobilität in der Region, speziell auf der Halbinsel, muss einen hohen Stellenwert in der Arbeit des Verbandes erhalten. Günstigeres Angebot 31Cent zahlen die Schwarzwaldkommunen pro Übernachtung für die kostenlose Nutzung der Busse für Inhaber von Kurkarten in der Region. Für die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst hat die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen auf Basis einer Vorkalkulation ein günstigeres Angebot unterbreitet. Es soll sich um gut 20 Cent je Übernachtung handeln. Timo Richter

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