Handwerker mischen in Prerows Politik mit

In die Prerower Gemeindevertretung ziehen nun die Handwerker ein. Vier Gemeindevertreter haben die neue Fraktion gebildet. Mit Heiko Barthel, Roman Grzonka und Roland Maschke stammen drei Mitglieder der neuen Fraktion aus Reihen des Gewerbevereins. Thomas Lieball, bislang in der Fraktion Prerows Zukunft gelistet, vervollständigt das Quartett. Damit verschieben sich die Mehrheitsverhältnisse. Bislang hatte der Gewerbeverein mit sieben Sitzen die Mehrheit. Die Fraktion Prerows Zukunft von Bürgermeister René Roloff kam auf sechs Sitze. Künftig ist die Wählergemeinschaft Prerows Zukunft mit fünf Vertretern stärkste Fraktion in dem 13-köpfigen Gremium. Gewerbeverein und Handwerker stellen jeweils vier Abgeordnete. „In Prerow hat keinerlei Kommunikation mehr stattgefunden“, sagt Roman Grzonka. „Alles war auf Null gestellt“, beklagt er und verweist auf große Themen wie dem geplanten Bau eines Hafens. Mit der neuen Fraktion in der Gemeindevertretung soll das anders werden. Mit Ausnahme Maschkes handelt es sich bei den Handwerkern um neue Mitglieder der Gemeindevertretung, die sich möglicherweise erst einmal finden mussten. Mit Blick auf die anstehenden Themen ist Roman Grzonka überzeugt, „wir liegen gar nicht so weit auseinander“. Dennoch habe es in der Vergangenheit keine Kommunikation über die Grenzen der beiden Fraktionen hinweg gegeben. Das wollen die Handwerker ändern, indem sie sich als Bindeglied zwischen Gewerbeverein und Prerows Zukunft sehen. „Die Karten in der Gemeindevertretung sind damit neu gemischt“, glaubt Roman Grzonka. Erste Auswirkungen wird die Bildung der neuen Fraktion bereits während der Sitzung der Gemeindevertreter am 19. März haben. Dann nämlich wird über die Besetzung der Ausschüsse der Gemeindevertretung neu abgestimmt. Mit Bürgermeister René Roloff seien bereits erste Gespräche geführt worden, sagt Roman Grzonka. Mit der Veränderung im Gremium hofft Roloff auf neue Bewegung innerhalb der Gemeindevertretung. Seine eigene Position sieht er gestärkt. „Ich glaube, es wird einfacher, eigene Vorstellungen zu verwirklichen.“ Bislang wurde jeglicher Vorstoß aus Reihen der Fraktion Prerows Zukunft von der Mehrheit des Gewerbevereins abgeblockt. Roloff hofft künftig auf eine Arbeit innerhalb der Gemeindevertretung, in der „Streit in den Hintergrund tritt“. Schließlich solle die Kommunalpolitik das Beste für den Ort erreichen. „Ich bin selbst Handwerker“, sagt Kunsttischler René Roloff und sieht schon jetzt gewisse Gemeinsamkeiten mit den Absichten der neuen Fraktion in der Gemeindevertretung des Ostseebades. Der Fraktionsvorsitzende des Gewerbevereins und stellvertretende Bürgermeister Andreas Meller verweigert mit Hinweis auf die Landesverfassung jegliche Stellungnahme. Für Auskünfte zu kommunalen Angelegenheiten sei allein der Bürgermeister zuständig. Unbeantwortet bleibt somit unter anderem die Frage, ob sich der Gewerbeverein durch die neue Situation geschwächt sieht. Seit der Bildung der Handwerker-Fraktion vor wenigen Tagen, hat es bereits Gespräche über die drängendsten Themen gegeben, bestätigt René Roloff. Die Themen seien so vielzählig, dass ein Abend für einen Gedankenaustausch nicht ausreiche. Dass sich in erster Linie Neulinge in der Prerower Kommunalpolitik zusammengefunden haben, sieht der Bürgermeister nicht als ungewöhnlich an. Thomas Lieball fühle sich in der Fraktion Handwerker „besser aufgehoben“, weiß Roloff. Das bisherige Mitglied der Fraktion Prerows Zukunft „schlägt eine Brücke“ — möglicherweise hin zu mehr Austausch und Kompromissbereitschaft in der Prerower Kommunalpolitik. Die Bildung der Fraktion zeige ihm, dass auf dem Darß kein Stillstand herrsche, sagt René Roloff. Er sieht mit den Handwerkern eine Weiterentwicklung in der Kommunalpolitik. Das ist auch das Ziel, wie Roman Grzonka bestätigt. Die Mehrheitsverteilung bei zwei Fraktionen sei aufgelöst. Niemand könne seine Vorstellungen einfach „durchdrücken“, betont Grzonka. Neu ist, dass für künftige, vielleicht auch wechselnde Mehrheiten innerhalb der Prerower Gemeindevertretung mit Argumenten gerungen werden muss. Mutiger Schritt Da muss niemand lange zuschauen, um zu sehen, dass es in der Kommunalpolitik in Prerow klemmt. Statt sachlicher Auseinandersetzungen gab es in der Vergangenheit eher Grabenkämpfe zu sehen. Über Fraktionsgrenzen hinweg wurde schon gar nicht gesprochen, ein gemeinsames Ziel geriet da schon mal aus den Augen. Dass gerade „Neulinge“ in dem Gremium diesen Kurs nicht länger mitsteuern wollen, ist ein Ausdruck tiefen Misstrauens gegenüber der bislang zu erfahrenen Ortspolitik. Die Bildung der neuen Fraktion kann eine Handreichung sowohl an den Gewerbeverein als auch an die Fraktion Prerows Zukunft sein — die Handwerker als Bindeglied zwischen den unversöhnlichen Positionen der beiden Fraktionen. Wenn die auch beide „Federn“ lassen mussten, ist es insgesamt betrachtet erst einmal ein Gewinn für die Gemeindepolitik. Starre Haltungen werden nun in den Hintergrund rücken. Timo Richter

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