Initiative kämpft gegen Neubau

Das Bild von Zingst als altem Fischerort wird ausradiert. Direkt neben das historische Ensemble rohrgedeckter Häuser in der Klosterstraße ragt künftig ein riesiger Neubau in die Höhe. Die Ursprünglichkeit des Ortes, immer noch ein Grund, dass die Menschen überhaupt nach Zingst kommen, geht verloren. Das fürchten die gut 20 Mitglieder einer Initiativgruppe, die mit Plakaten und einer Unterschriftenliste gegen das Projekt eine Investors aus Nordrhein-Westfalen kämpft. 420 Einwohner des Seeheilbades sowie weitere rund 2800 Gäste hätten sich in die Unterschriftenlisten zur Rettung des Zingster Ortskerns eingetragen, sagt Stefanie Grambauer von „Alles Quark“ in der Strandstraße. Diese Liste soll dem Bürgermeister während der bevorstehenden Sitzung der Gemeindevertreter am Donnerstag überreicht werden. Für das Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohnungen, zwei Geschäften und einer Tiefgarage soll das benachbarte Reetdachhaus abgerissen werden. Die kleinen Gebäude zur Klosterstraße, also im rückwärtigen Bereichs des Neubaus in der Strandstraße, würden geradezu „erdrückt“. „Durch den Bau wird der letzte Rest des alten Fischerdorfs ruiniert“, ist Franziska Grambauer vom „Pizza-Garten“ in der Klosterstraße überzeugt. Immerhin befinden sich in der direkten Nachbarschaft des geplanten Gebäudes zwei denkmalgeschützte Häuser, somit müsse nach Auffassung von Stefanie Grambauer auch deren Umgebung geschützt werden. Der Initiativgruppe gehe es dabei nicht um das Verhindern von Bautätigkeit, nur müssten sich die Neubauten in die Umgebung einfügen — nicht nur von der Frontseite aus betrachtet, sondern auch von der Rückseite aus. 15 Prozent der Wahlberechtigten in Zingst haben sich mit ihrer Unterschrift gegen den geplanten Neubau ausgesprochen, sagt Stefanie Grambauer. Nachbarin Juliane Hübers ergänzt, dass diese Zingster ihren Namen trotz einer „Atmosphäre der Angst“ in dem Seeheilbad ihren Namen öffentlich gemacht hätten. Edith Rakow vom Spielzeugladen „Lisbet“ hatte den Stein zur Bildung der Initiativgruppe ins Rollen gebracht: „Das einzige, was wichtig ist, ist der Erhalt des alten Ortskerns.“ Schon im aufwändig erstellten Rahmenplan sei vor einem Verlust der Authentizität gewarnt worden. Beim Denkmalschutz haben die Betroffenen eine „Handlungsanweisung“ herausgekitzelt, wie der Charakter des Gebäudeensembles erhalten werden könnte: durch die Verabschiedung eines Bebauungsplanes mit einer Veränderungssperre. Den „Trick“ kennt auch Bürgermeister Andreas Kuhn (CDU). Er habe es hier aber mit einer gewünschten Bebauungsstruktur im innerörtlichen Bereich zu tun. Am Donnerstag werde erst einmal über ein Einvernehmen der Kommune zu dem Projekt abgestimmt. Dann erst werde es einen Bebauungplan für das Gebiet geben. Meist würden dann viele Kritiker eines Vorhabens „ihre Argumente noch einmal überdenken, wenn auf einmal Beschränkungen fürs eigene Grundstück herauskommen.“ Bei der „Lückenbebauung in der Strandstraße“, eine gewollte Entwicklung des Ortskerns mit Wohnungen und Geschäftsfläche, seien erst mal keine Fehler gemacht worden, sagt Kuhn. Angesichts der Kritik geht er aber davon aus, dass in Gesprächen mit dem Bauherren, der in Zingst bereits verschiedene Projekte verwirklicht hat, ein Kompromiss erzielt werden kann. Gemeindevertretung: 4. Juni, 19 Uhr, Schulküche Zingst. • www.zingster-ortskern-retten.blog.de Viele Zingster sind gegen die Pläne 420Einwohner des Seeheilbades haben sich bis gestern Nachmittag in eine Unterschriftenliste gegen das geplante Vorhaben eingetragen. Das sind knapp 15 Prozent aller Zingster. Zudem haben an die 2800 Urlauber die Petition gegen den Neubau zwischen Strand- und Klosterstraße unterzeichnet. 20Mitglieder in der Initiativgruppe für die Rettung des Zingster Ortskerns machen mobil gegen den geplanten Neubau. In erster Linie sind es Anlieger und Betroffene. Mit dem geplanten Bau wird der letzte Rest des alten Fischerdorfs Zingst ruiniert.“Franziska Grambauer, Initiativgruppe zur Rettung des Zingster Ortskerns Timo Richter

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