Kritiker ziehen gegen geplanten Lidl-Neubau in Prerow zu Felde

Die Darß-Passage, eine mittlerweile etwas schmuddelig anmutende Einkaufsmeile in Prerow, soll wiederbelebt werden. Das jedenfalls sind die Vorstellungen der Eigentümer. Vehement werben sie im Vorfeld der morgen stattfindenden Sitzung der Gemeindevertreter für eine Aufhebung der einst beschlossenen Beschränkungen. In dem Komplex müssen laut Bebauungsplan unterschiedliche Sortimente angeboten werden. Schlecker und Edeka waren bislang die Hauptmieter, inzwischen sind in dem Komplex nur noch kleine Anbieter vertreten. Geht es nach den Vorstellungen der Eigentümer, soll dort Rewe einen neuen Markt aufmachen — und zwar in der gesamten Immobilie. Dem stehen aber die Regelungen des gültigen Bebauungsplanes entgegen, denn Rewe will das gesamte Gebäude nutzen. Auch der Discounter Netto hat zwischenzeitlich mehrfach sein Interesse bekundet, die Immobilie in der Strandstraße nutzen zu wollen. In der Gemeindevertretung hat aber der Neubau eines Lidl-Marktes im Wiecker Weg Vorrang. Auf zwei Grundstücken soll der Discounter entstehen. So sehr viele Prerower eine zweite Einkaufsmöglichkeit im Ostseebad herbei sehnen, so sehr regt sich mittlerweile Kritik gegen das Vorhaben am Ortsrand. Die Fraktion „Rettet Prerow“ moniert zudem eine mangelnde Informationspolitik von Bürgermeister Andreas Meller (58, fraktionslos). Erst Anfang dieses Monats sei ihnen die Idee des Neubaus präsentiert worden, sagt René Roloff. Gut drei Wochen später solle bereits über eine Änderung des Flächennutzungsplanes abgestimmt werden. Ähnliche Themen etwa die Darß-Passage betreffend würden auf die zeitraubenden Wege durch die Ausschüsse geschickt. Gerade der Standort am Wiecker Weg soll dem Bürgermeister einen finanziellen Vorteil verschaffen, wird in dem Ort kolportiert. Ein Grundstückseigner, ein insolventer Immobilienhändler, soll bei dem Baubetrieb Mellers in der Kreide stehen. Durch den Verkauf des Grundstücks für das Lidl-Projekt habe der wieder Geld, um die Schulden beim Baubetrieb Mellers zu begleichen. Das soll Hauptgrund für das große Interesse Mellers an einem Neubau am Ortsrand sein. Alle Prerower, heißt es gerüchteweise, seien darum gegen das Vorhaben. Der Bürgermeister selbst erwartet, dass eine „Riesenwelle“ gegen Lidl initiiert werde. Bereits während der jüngsten Sitzung des Bauausschusses der Gemeindevertretung habe es deutliche Kritik an dem Vorhaben gegeben, sogar mit anwaltlichem Gegenwind sei zu rechnen. Meller sieht mit dem Neubau im Wiecker Weg die Chance, den Standort ebenso niveauvoll wie langfristig wirtschaftlich zu entwickeln. In der Darß-Passage sei das nicht möglich. Anders als bei Lidl würde es die Kommune dort mit drei Partnern, nämlich Immobilienbesitzer, Franchise-Geber und Betreiber, zu tun haben. Das sei für die Kommune die schlechteste Variante, wie es das Beispiel des Borner Einzelhandelszentrums zeige, wo durch diese Konstellation eine Weiterentwicklung blockiert sei. Zu den Vorwürfen persönlicher Vorteilsnahme sagt Meller: „Dazu fällt mir nichts mehr ein“. Wer solche Dinge in die Welt setze, solle seine Zurechnungsfähigkeit überprüfen lassen. Er sei zutiefst erschrocken, mit welchem Hass für die Kommune sinnvolle Vorhaben torpediert würden. Der betreffende Grundstückseigner habe bei seinem Betrieb jedenfalls keine offenen Beträge. Und: Mangelnde Information der Gemeindevertreter lasse er sich nicht vorwerfen, sagt Meller. Viele der vorbereitenden Gespräche habe er nicht allein geführt, sondern im Beisein weiterer Gemeindevertreter. Wenn eine Fraktion aber meine, „Gülle und Jauche über sämtliche Vorhaben zu schütten“, würden deren Mitglieder lediglich in von der Kommunalverfassung vorgegebener Weise zur Beschlussfassung informiert. Timo Richter

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