Neujahrsauktion in Wieck mit internationalem Publikum

„Für die Garderobe ist genug Platz, aber drinnen ist es ganz schön voll“, sagte ein Besucher der 14. Neujahrsauktion in der Darßer Arche. In dem langen Überlebensschiff, das ursprünglich die zentrale Nationalpark-Ausstellung beherbergte, versammelten sich am Neujahrstag mehr als 200 Kunstinteressierte aus dem Ausland und ganz Deutschland. Bilder der Künstlerkolonien Ahrenshoop, Hiddensee und Schwaan kamen unter den Hammer. „Es sind aber immer auch ein paar Ausreißer dabei, meine persönlichen Vorlieben wie das Triptychon ‚Gott liebt dich, wenn Du singst von Peter Barthold Schnibbe“, sagte Auktionator Christopher Walther. Dieses Gewirr von geballter Energie mit Jazzmusikern, Lebensfreude, Tanz wie Swing oder Rock‘n Roll gefiel besonders dem Studenten Martin Stein, der bei der Auktion assistierte. „Man kann den ganzen Tag davor sitzen und stellt sich vor, dass gleich die Musik beginnt und man tanzen muss.“ Das dreiteilige Gemälde zum Rufpreis von 30000 Euro fand bei den Kunstkennern jedoch kein Interesse. „Nur die Bilder gefallen mir, wo der göttliche Funke drin ist“, sagte zur Vorbesichtigung ein Hallenser Gestalter, der aus Böhmen stammt. „Das spürt man im Sonnengeflecht.“ Er legte die Hand in die Magengegend. Die Auktion startete mit dem Bild der Malerin Elisabeth Andrae „Winter auf Hiddensee“, das für 2600 Euro den Besitzer wechselte. Unter den Bietern saßen Kenner des Kunstmarktes, alte „Hasen“, die ihre Sammlung vervollständigen wollen, aber auch Neulinge. Das Gemälde „Gänsemagd“ von Walter Moras (1856-1925) kam zum Rufpreis von 2600 Euro unter den Hammer und zieht nach Marlow. Ein ähnliches Motiv findet sich in dem Buch „Walter Moras — Spuren eines Malerlebens“ von Alfried Nehring. Zur Vorbesichtigung kam auch die in Wieck auf dem Darß lebende Malerin Ruth Klatte, die in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag feiert und aus diesem Anlass im Kunstkaten Ahrenshoop im März eine Personalausstellung erhält. Sie entdeckte zwei ihrer frühen Arbeiten, von denen sie nichts mehr wusste: den kleinen Linolschnitt „Am Abend“ und den Stoffdruck „Sonnenblumen“. Sie sagte: „Die Liebe zur Kunst geht quer durch die Gesellschaft. Das Interesse ist groß. Bilder, die andere abgelegt haben, erzielen auf dem Kunstmarkt mitunter hohe Preise. Menschen hängen sich gern gute Bilder an die Wand.“ Ein russisches Paar, das neue Heimat im polnischen Szczecin gefunden hat, ersteigerte sich ein Ölgemälde vom Stettiner Haff „Im Fischereihafen“ von Hans Hartig für 1000 Euro. Nach Österreich wechselte per Handy „Das Portrait einer Dame“ des Jugendstilmeisters Leo Putz für 3000 Euro. Christopher Walther führte bis zum letzten Hammerschlag unterhaltsam und profund durch die Auktion und zeigte sich am Ende der Neujahrsauktion sehr zufrieden. „Ich mache das in erster Linie für die Gäste.“ Kunstfreunde mit Appetit 569Besucher kamen schon zur Vorbesichtigung der 139 Bilder, die am Neujahrstag in der Darßer Arche unter den Hammer kamen. 11 Kilogramm selbstgebackene Kekse nach schottischem Rezept verspeisten die mehr als 200 Kunstfreunde, die zur Auktion kamen. 94Bieternummern wurden vergeben, 91 Bilder wurden versteigert. Elke Erdmann

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