Tierische Darsteller: Glücksmöhrchen für die Pferde

Im Gleichklang traben die beiden Friesen Titia und Eyche über den Asphalt und hinterlassen eine deutliche Spur: dampfende Pferdeäpfel. Sie führen zum traditionellen Forsthof in Born, wo auf der Freilichtbühne die Heiden von Kummerow im zweiten Stück „Der Müller muss weg!“ agieren. Aber ohne den bösen Müller Düker, den Gert Klotzek hervorragend spielt, gäbe es dieses Theater nicht. Produktionsleiterin Sylvia Karow verwöhnt die Friesen vor jeder Aufführung mit einem Glücksmöhrchen, während der Pause mit einem Durchhaltemöhrchen und nach dem letzten Abgang mit einem Feierabendapfel. Gutes Futter bekommen die Tiere auch auf dem Reiterhof Kafka. Der Hafer ist in einigen Pferdeäpfeln noch sichtbar. Mancher Borner holt sie sich als Dünger in den Garten. So auch Johannes Bärensprung, der Armenhäusler (Vincent Fiedler, 12). Nachdem der Müller rasant die extra angelegte Dorfstraße auf der Freilichtbühne durchfahren hat, ruft Johannes freudig: „Dor! De giezige Müller hett uns jo doch wat dor loten.“ Er blickt sich um, sucht ein Gefäß und findet einen alten Metalleimer. „Wat mokst du dor?“, fragt die Pastorentochter Ulrike. „Ick sammle Pieräppel von Dükers Gäule in un bring se miene Mudder.“ Und die fein angezogene Komtesse Charlotte mischt sich nichtsahnend ein: „Deiner Mutter? Was macht sie denn damit?“ Daraus entwickelt sich ein humoriger Dialog, den das Publikum herzhaft belacht. Anna, die Tochter der Auguste Grambauer (Petra Schwaan- Nandke), antwortet: „De streugen wi up de Erdbeeren.“ Darauf die Komtesse: „Auf die Erdbeeren? Komisch. Wir nehmen dafür immer Zucker.“ Den Müller Düker kutschiert der Knecht (John Kafka). Im wirklichen Leben ist er der Besitzer des gleichnamigen Reiterhofes in Born. Neben ihm auf dem Kutschbock sitzt die Magd (Julia Pilz, 25), studierte Landwirtin. Am 30. April vergangenen Jahres übergaben die Eltern Ingrid (64) und Wolfgang Kafka (66) ihrem jüngsten Sohn John (36) das Geschäft. Er wuchs mit den Pferden auf, lernte Dachdecker, arbeitete in seinem Beruf, danach zehn Jahre als Hafenarbeiter in Hamburg und pendelte täglich von Rostock hin und her. Die Eltern wollten schon den Reiterhof verkaufen, doch in John war der Wunsch gereift, ihn zu übernehmen. „Wir freuen uns, dass der Hof nun in der Familie bleibt“, sagt Ingrid Kafka. „Und helfen gern noch mit, wenn Not am Mann ist.“ Vor einer Woche saß John Kafka erstmalig im Publikum. An diesem Abend übernahm sein Vater die Rolle des Knechtes und legte sich mit Müller Düker an, weil er die Pferde hetzen lassen will. Eine zweite Magd, die Berliner Gymnasiastin Wiebke Liebold (18), wirkt mit, wenn der Müller beim Pastor Breithaupt (Heribert Gietz) die Mehlsäcke abwerfen lässt. „Ein bisschen Anspannung ist da schon noch vor der Aufführung, doch inzwischen habe ich Routine“, sagt John Kafka. „Wenn man das drei- oder viermal in der Woche macht, spielt sich das so ein.“ Spielplan Noch bis zum 29. August wird „Die Heiden von Kummerow 2“ auf der Freilichtbühne Born gezeigt. Termine: 4. August 17 Uhr (Familienvorstellung) 6. August 20 Uhr (hochdeutsch) 8. August 20 Uhr (hochdeutsch) 11. August 17 Uhr (Familienvorstellung) 13. August 20 Uhr (hochdeutsch) 15. August 20 Uhr (hochdeutsch) 16. August 15 Uhr (hochdeutsch) 18. August 17 Uhr (Familienvorstellung) 20. August 20 Uhr (hochdeutsch) 22. August 20 Uhr (up platt) 25. August 17 Uhr (Familienvorstellung) 27. August 20 Uhr (hochdeutsch) 29. August 20 Uhr (hochdeutsch) Weitere Informationen im Internet unter www.darssfestspiele.de Elke Erdmann

Born - Tierische Darsteller: Glücksmöhrchen für die Pferde