Zingst: Abwassermenge auf Rekordniveau

Wenn der Leiter des Zingster Abwasserentsorgungsbetriebs, Lothar Klatetzke, auf die Abwassermengen blickt, die durch die Rohre der Kläranlage des Seeheilbades rauschen, beginnen seine Augen zu leuchten. Abwasser, Belebungsbecken, Vorreinigung und nicht zuletzt eine detaillierte Statistik — das ist die Welt des 63-jährigen Diplom-Ingenieurs. Wenn auch noch nicht jeder Liter Abwasser des Vorjahres erfasst sind, so spricht Lothar Klatetzke doch schon jetzt von Rekordwerten. Insgesamt 451000 Kubikmeter Wasser, inklusive Regenwasser, sind in den Becken der Kläranlage gereinigt und dann in den Bodden geleitet worden. Diese Menge wurde nicht einmal 2011 mit dem völlig verregneten Sommer erreicht. Verantwortlich für das erneute Plus seien vor allem die steigenden Übernachtungszahlen im Seeheilbad. Gleichwohl war jenes Jahr ausschlaggebend für den weiteren Ausbau der Kläranlage in Zingst. In diesem Jahr wird die fünfte Ausbaustufe in Angriff genommen. Zwei zusätzliche Bio-Kompaktbecken sollen entstehen. Klatetzke rechnet mit einer Investition in Höhe von 1,8 Millionen Euro. Erst im vergangenen Jahr war der Abwasserpreis moderat angehoben worden. Ein finanzielles Polster für den Ausbau der aktuell für 21000 Einwohner zugelassenen Anlage ist somit vorhanden. Um die Aufnahme eines Kredits kommt Lothar Klatetzke dennoch nicht herum. Ein grundsätzliches Okay seitens der Genehmigungsbehörde liegt vor. Allein die geplante Gestaltung der Grenze der nach Süden erweiterten Kläranlage mit einer Baumreihe sorgt noch für Gesprächsbedarf. Der Zingster Baubetrieb Siwa, der das Areal derzeit noch als Lagerfläche nutzt, wird das Material bis zum geplanten Baubeginn in der zweiten Jahreshälfte abtransportieren. Viel mehr Freude hat Lothar Klatetzke an dem Abwasser, dessen schwankende Tagesmengen einen Rückschluss auf die Entwicklung des Tourismus zulassen. Kratzten die Tagesmengen im Jahr 2013 hin und wieder die Marke von 2000 bis 2500 Kubikmeter, waren es im Folgejahr bereits annähernd sechs Wochen am Stück, in denen diese Mengen in die Kläranlage flossen — und damit massiv an der Kapazitätsgrenze „anklopften“. Diese Entwicklung geht weiter: Weihnachten 2014 kamen 3200 Kubikmeter Abwasser in der Anlage an, auch am Silvestertag summierten sich die Liter auf fast 2500 Kubikmeter. Derzeit geht die Abwassermenge wieder zurück. Das schafft Kapazitäten, um die vorhandenen Übermengen rasch abbauen zu können, wie Lothar Klatetzke sagt. Wenn es in den Rohren rauscht, freut sich der Diplom-Ingenieur. Wenn aber die Trommeln der mechanischen Vorreinigung in Aktion treten üssen, wird Lothar Klatetzke regelrecht sauer. Fremdkörper im Abwasser, vor allem Putzlappen, „sind unser Hauptleiden“. Pumpen, das Herz einer Kläranlage, könnten durch diese Fremdkörper beschädigt werden. Ein Alptraum für Klatetzke. Auch übertriebenes Sparen beim Wasserverbrauch sieht der Betriebsleiter kritisch. So könnten Rückstände in den Leitungen liegen bleiben — und sich verfestigen, wenn nicht regelmäßig Wasser-Nachschub komme. Und als öffentliches Unternehmen dürfe der Zingster Abwasserbetrieb Havarien am Leitungssystem auf privatem Grund und Boden nicht selbst beheben. Allein für Störungen im öffentlichen Netz ist der Abwasserbetrieb zuständig. Im Jahr 2016 — 20 Jahre nach Dienstbeginn Klatetzkes — sollen die neuen Reinigungsbecken in Betrieb genommen werden. Der Leiter der Anlage geht davon aus, dass das auch gelingt. In der Vergangenheit seien sämtliche Vorhaben des Unternehmens planmäßig „aufgegangen“. Der 63-Jährige sieht sich vielfach bestätigt. Nicht nur, dass die Gemeindevertreter der geplanten Ausrichtung des Abwasserbetriebs regelmäßig einmütig folgen, auch bei der Betriebsprüfung in jedem Jahr würden die vorgelegten Daten nicht angezweifelt. Verlässlichkeit ist für Lothar Klatetzke auch eine besonders wichtige Größe. Davon würden am Ende in erster Linie die Einwohner von Zingst profitieren. Erweiterung um Bio-Becken 7Mitarbeiter sind im Abwasserentsorgungsbetrieb Zingst beschäftigt. Zuletzt wurde auch ein Auszubildender nach dessen Lehrzeit übernommen. 20Jahre besteht der kommunale Eigenbetrieb in der jetzigen Form. Lothar Klatetzke ist seitdem der Leiter des Betriebs. Unter dessen Regie hat sich der Abwasserbetrieb kontinuierlich weiterentwickelt. Nach längerer Zeit erfolgte im vergangenen Jahr eine moderate Gebührenerhöhung, um die fünfte Ausbaustufe stemmen zu können. 1,8Millionen Euro soll die Erweiterung der Kläranlage um zwei Bio-Kompaktbecken kosten. Im kommenden Jahr sollen die Reinigungsstufen in Betrieb genommen werden. 451 000 Kubikmeter Abwasser inklusive Regenwasser landeten 2014 in der Zingster Kläranlage. Selbst im Regensommer 2011 waren es weniger Liter, die in die Anlage gelangten. Verbraucht wurden im vergangenen Jahr 400000 Kubikmeter Trinkwasser. Im Jahr 2014 hatten wir einen Rekord in Sachen Abwassermenge.“Lothar Klatetzke, Leiter des Zingster Abwasserentsorgungsbetriebs Timo Richter

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