Zingst will für Flüchtlinge Containerdorf errichten

Diesen Anruf aus der Kreisverwaltung hat Andreas Kuhn (CDU) schon erwartet. Gestern Vormittag erreichte den Zingster Bürgermeister die dringenden Anfrage nach Aufnahme von Flüchtlingen in dem Seeheilbad. Angesichts der gut 3000 Einwohner hatte der Verwaltungschef mit etwa zehn Flüchtlingen gerechnet, die in der Touristenhochburg untergebracht werden sollen. Es werden aber deutlich mehr werden — davon geht der Bürgermeister aus. Dem Kreis stehe bei der Verteilung der in diesem Jahr erwarteten 2800 Flüchtlinge das Wasser bis zum Hals. Leben müssen werden die Menschen in einer Gemeinschaftsunterkunft. Ein Markt für Mietwohnungen ist in Zingst de facto nicht vorhanden, wie der Bürgermeister sagt. Erste Überlegungen in den Amtsstuben gehen in Richtung des Baus eines Containerdorfs. Das kann nur auf einer Fläche entstehen, auf die die Kommune Zugriff hat und die an das Ver- und Entsorgungsnetz angeschlossen ist beziehungsweise kostengünstig anzubinden ist. Der geschottertet Parkplatz nahe der Mutter-Kind-Klinik am östlichen Ortsrand ist bei ersten Überlegungen in den Fokus des Bürgermeisters gerückt. Auf einer Teilfläche des Areals könnte das Containerdorf entstehen, glaubt der Bürgermeister. „Wir werden uns der Verantwortung stellen“, sagt Andreas Kuhn selbstbewusst. Der Ort befinde sich nicht außerhalb Deutschlands und mit dem Status als Grundzentrum, sei die Kommune verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen. „Das ist eine gemeinschaftliche Aufgabe“, so Andreas Kuhn. Und er ist überzeugt, dass der Ort diese Aufgabe bewältigen wird. „Andere Gemeinden wuppen das auch, warum sollte das in Zingst nicht gelingen.“ Bislang lebt in dem Seeheilbad nicht ein einziger Asylbewerber, gleichwohl aber einige ausländische Mitbürger, die vor allem in der Hotellerie und Gastronomie arbeiteten. Wenn es auch einige Menschen nicht akzeptieren wollten, „Deutschland ist längst ein Einwanderungsland“, sagt der Bürgermeister. Diese Menschen würden dringend gebraucht, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Aufgrund mangelnder oder nicht ausreichend qualifizierter Bewerber haben Hotels auf dem Fischland-Darß-Zingst in Kooperation mit der Agentur für Arbeit Auszubildende unter anderem in Südeuropa angeworben (die OZ berichtete). Dass Rechtsextremisten die Gemeinschaftsunterkunft angreifen, glaubt Andreas Kuhn nicht. In den vielen Jahren an der Spitze der Verwaltung habe er keine extremistischen Tendenzen in dem Ort ausgemacht. Außerdem würden solche Bilder wie zuletzt in Heidenau in Sachsen nicht zu einem gastfreundlichen Urlauberort passen, sagt der Bürgermeister. „Dann sägen solche Leute den Ast ab, auf dem sie selbst sitzen.“ Und: In den vergangenen Tagen hätten bereits Urlauber gefragt, inwieweit sich Zingst an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligen werde. Eine dezentrale Verteilung der Asylbewerber wünscht sich grundsätzlich auch der Zingster Bürgermeister. Dafür gebe es in dem Seeheilbad aber überhaupt keine Wohnungen. Weil sich für den Bau von Mietwohnungen kein privater Investor fand, ist mittlerweile die Kommune in die Bresche gesprungen. Zwischen Hanshäger Straße und Hägerende entstehen derzeit 56 Mietwohnungen. Bei einem durchschnittlichen Winter sollen die Wohnungen im Frühjahr kommenden Jahres fertig sein. Für die Wohnungen liegen bis dato gut 250 Anträge — viele auch von außerhalb — vor. Dass der Kreis für die Betreuung der Flüchtlinge in einer Gemeinschaftsunterkunft zuständig ist, sieht Andreas Kuhn als einzigen Vorteil. Diese Arbeit könne die Kommune nicht leisten. Zingst werde aber seiner Aufgabe gerecht, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, „wenn‘s sein muss, für 100 Flüchtlinge“. Containerdorf nahe der Klinik 10Flüchtlinge aufzunehmen, waren die ersten Schätzungen des Zingster Bürgermeisters Andreas Kuhn (CDU). Es werden aber wohl viel mehr werden, wie er nach der gestrigen Anfrage seitens der Kreisverwaltung einschätzt. Um die Menschen in dem Seeheilbad überhjaupt unterbringen zu können, wird über eine Gemeinschaftsunterkunft nachgedacht. Das Containerdorf muss auf einer Fläche entstehen, auf die die Kommune Zugriff hat und die ans Ver- und Entsorgungsnetzt angebunden ist. In einer ersten Idee soll die Unterkunft auf einem Parkplatz nahe der Mutter-Kind-Klinik entstehen. Dort sind nach Auffassung des Bürgermeisters die Grundvoraussetzungen gegeben. Timo Richter

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