Gegen den Lagerkoller: Bürgermeister von Löbnitz verpasst der Begegnungsstätte eine Frischekur

Corona bremst die Wirtschaft aus. Zumindest den Getränkegroßhandel in Barth. Mitarbeiter sind in Kurzarbeit geschickt worden. Einer davon ist Manfred Zemke, der Bürgermeister der Gemeinde Löbnitz. Der aber lässt sich nicht ausbremsen. Ganz im Gegenteil: Bevor ihn die Corona-Langeweile einholt, packt er in der Begegnungsstätte in Löbnitz kräftig an. Diese fristet schon seit Jahrzehnten einem tristen Dasein, soll aber, wenn es nach dem Gemeindeoberhaupt geht, in naher Zukunft als Dorfgemeinschaftshaus aufblühen. Mit wenig viel gemacht: Aktuell verpasst der Bürgermeister dem Inneren des Flachbaus erst mal eine kleine Frischekur. Denn umfangreiche Sanierungsarbeiten kann sich die klamme Gemeinde nicht leisten. Also schwingt er den Pinsel, sägt, bohrt, hämmert, stellt Trockenbauwände. Seit zehn Wochen sei er zu Hause. „Wir beliefern Gaststätten und Hotels, da läuft im Moment nichts“, erklärt er. Also habe er sich die Begegnungsstätte vorgenommen. Sanitäranlagen, frische Farbe an Wänden und Fensterrahmen: „Ein wenig mehr hermachen soll sie“, sagt er. Im Haushalt der Gemeinde seien 3000 Euro für die Begegnungsstätte eingeplant gewesen. „Hätten wir Firmen für diese Arbeiten beauftragt, wären wir wohl nicht weit gekommen“, meint das Gemeindeoberhaupt. Und mehr Mittel habe die klamme Gemeinde nun mal nicht übrig. Und trotzdem entsteht in dem Trakt der einstigen Schule ein komplett neues WC. Die Wände der einzelnen beiden Toilettenkabinen stehen bereits. Die Klos sind angeschlossen. „Das haben wir einen Klempner machen lassen. Ansonsten wird hier alles in Eigenleistung gemacht“, erzählt Manfred Zemke. Genau genommen ist er so ziemlich der Einzige, der in der Begegnungsstätte rumwerkelt. „Ein wenig haben aber auch die Jungs vom Bauhof gemacht“, hält er den Ball flach. Einst drückte er selbst in dem Haus die Schulbank: Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1972. So alt seien auch die sanitären Anlagen in dem Gebäudetrakt. „Ich bin hier selbst noch zur Schule gegangen“, erzählt Manfred Zemke und lacht bei dem Gedanken daran. Den Wunsch, aus dem Flachbau ein Dorfgemeinschaftshaus entstehen zu lassen, hegt er schon länger. „Mein Vorgänger war kein Befürworter davon“, erzählt Manfred Zemke, der seit 2018 die Geschicke der Kommune leitet. Zuvor ist er der zweite Mann an der Spitze gewesen. Lesen Sie auch: Wird die Lange Straße in Barth autofrei? Diese Idee wird diskutiert OZ-Umfrage: Soll die Lange Straße in Barth im Sommer für zwei Monate autofrei bleiben? Mehrere Verwarnungen: Rund 3000 Lebensmittelkontrollen in Vorpommern-Rügen Kontinuierlich setzt er, gemeinsam mit dem Gemeinderat, nun alle Hebel in Bewegung, dass der Gebäudeteil nicht dem Verfall preisgegeben wird. Dies sei auch der Wunsch der Einwohner, weiß er. „Wir haben keine Gaststätte mehr im Dorf und brauchen endlich wieder einen Treffpunkt. Das hätte man schon viel früher voranbringen müssen“, sagt der Bürgermeister. Als Standort biete sich die ehemalige Schule, das Gebäude direkt vor der Kindertagesstätte „Stoppelhopser“ des Regionalverbandes Warnow-Trebeltal des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), an. Nach der Frischekur die große Sanierung – aber noch nicht gleich: Derzeit werde die ehemalige Schule nur als Wahlbüro genutzt oder könne für Veranstaltungen gemietet werden. Mit seinen Renovierungsarbeiten, so hofft er, sollen die Räumlichkeiten in Zukunft auch wieder besser angenommen werden. „Irgendwann werden wir ja wohl wieder feiern dürfen“, sagt Zemke. Dafür werkelt er Tag für Tag in dem Gebäude an der Bundesstraße 105. Doch seine Vision vom Dorfgemeinschaftshaus verwirklicht er damit noch nicht. Dafür bedarf es weitaus mehr. „Die Elektrik muss erneuert werden, die Fassade ebenfalls, neue Fenster sind auch vonnöten und an der Raumaufteilung muss auch etwas getan werden“, zählt das Gemeindeoberhaupt auf. „Ich denke, vier, fünf Jahre werden wohl noch ins Land gehen, bis wir hier das Dorfgemeinschaftshaus stehen haben, das wir uns vorstellen“, fügt er hinzu. Froh sei er, dass mit der Investition der Firma HK Solartec GmbH an dem Gebäude das Dach saniert werden konnte. „Die Firma hat auf dem Dach eine Solaranlage installiert und im Gegenzug die Kosten für die Dachsanierung übernommen. Für die Firma und uns eine Win-win-Sache also“, erzählt er. 70 000 bis 80 000 Euro habe die Gemeinde damit gespart. Mit viel ehrenamtlichem Engagement ist zudem der Weg zum Eingang der ehemaligen Schule neu gepflastert worden. Von Anja Krüger