Helfer fühlen sich allein gelassen

Allein gelassen in ihren Bemühungen, die im Wohngebiet Barth-Süd lebenden Asylbewerber in den Alltag zu integrieren, fühlen sich einige der im „Nachbarschaftstreff“ engagierten Einwohner. Zumindest seien Überlegungen über die Aufnahme weiterer Flüchtlinge im Wohngebiet ohne eine spürbare Verbesserung der Unterstützung von offizieller Seite nicht gerechtfertigt, so der Tenor am Dienstagabend während der Einwohnerversammlung mit Bürgermeister Stefan Kerth (SPD). Die Versammlung schien bereits beendet, da löste die Anfrage einer Bewohnerin aus der Brecht-Straße eine Diskussion aus. Die Mieterin machte sich Sorgen wegen des eventuellen Zuzugs weiterer Asylbewerber. Bisher sind diese nur in der Hausnummer 8 untergebracht. „Müssen wir dann ausziehen? Wenn ja, wann und wie viel Zeit bekommen wir dafür?“ Bürgermeister Kerth beantwortete die Frage eher indirekt: „Es wird mehr Asylbewerber geben — in Europa, in Deutschland, in MV, im Landkreis und in Barth. Es bringt doch nichts, die Augen vor der Realität zu verschließen — wir werden mehr aufnehmen müssen.“ „Nicht dass sie müssten — sie wollen mehr Asylbewerber“, korrigierte ihn eine im „Nachbarschaftstreff“ engagierte Einwohnerin hinsichtlich angeblicher Gedankenspiele, eine Obergrenze für Zuweisungen einzuführen. Nach dem Einwurf, aufgrund mangelnder Transparenz würden in Barth Gerüchte kursieren, die von 180 bis 200 Asylbewerbern ausgehen, wurde das Stadtoberhaupt konkret. „Wir haben tatsächlich überlegt, wie man den Landkreis dazu bewegen könnte, eine Obergrenze für unsere Stadt zu garantieren.“ Eine Zahl, die selbst dann gelte, wenn die Flüchtlingsströme noch fünf Jahre andauerten. Sie sollte bei knapp über 300 Flüchtlingen liegen. „Mich interessiert, wie es in diesem Wohngebiet weitergehen soll. Die Probleme fallen nur deshalb nicht auf, weil sich 30 ehrenamtliche Helfer um sie kümmern. Die sind jetzt aber physisch, psychisch und finanziell an ihren Grenzen angelangt.“ Vor weiteren Zuweisungen sollte man überlegen, ob ihnen noch mehr zuzumuten sei, verlangte die Anwohnerin. Der Bürgermeister stimmte zu: „Es kann nicht die Lösung sein, ehrenamtliche Helfer so lange Zeit auf Verschleiß zu fahren, deshalb werden Stadt und Wobau auf sie zugehen“, versprach er. Mitgestalten und steuern ließen sich die Zuweisungen aber nur, wenn die Wobau als Partner der Behörde auftrete. Das sei immer noch besser, als wenn diese private Anbieter anspreche. Im Laufe der Diskussion wurden Beschwerden hinsichtlich des Auftretens von Asylbewerbern vorgebracht. „Sie machen mit ihren Rädern auf den Gehwegen keinen Platz“, beanstandeten mehrere Bürger. „Wenn man in einen anderen Kulturkreis kommt, sollte man sich mit seinem Verhalten auf diesen einstellen. Wir haben nur eine Stadtordnung, die für alle gilt“, erklärte Kerth und riet in solchen Fällen zum Anruf beim Polizeirevier bzw. zum kurzen Weg zur Malteser Hilfsdienst, dessen Mitarbeiter die Zugewiesenen betreuen. Es kann nicht die Lösung sein, ehrenamtliche Helfer so lange Zeit auf Verschleiß zu fahren.“ Stefan Kerth, Barther Bürgermeister Volker Stephan

Barth - Helfer fühlen sich allein gelassen