Historisch und modern übers Eis segeln

Eissegler gehören zu den Harten, die sich bei klirrendem Frost, scharfem Wind oder eiskaltem Tauwasser erst so richtig wohlfühlen — diese landläufige Vorstellung wurde auf dem Bodstedter Bodden jetzt von einheimischen und auswärtigen Eissegelfreunden bestätigt. Mit Fischerschlitten, regattatauglichen DN-Schlitten (das sind auf Anregung der „Detroit News“ in den 1930er-Jahren entworfene Schlitten) und noch weitgehend unbekannten „Ice Flyern“ (englisch: Eis-Flieger) gaben sie sich ein rasantes Stelldichein auf dem Eis. Zwar hatten Temperaturen im Plusbereich viele kleine Pfützen entstehen lassen, doch der gute Segelwind vermittelte immer noch das Gefühl kräftiger Minusgrade. Er konnte eine Randberliner Eissegler-Gruppe nicht abschrecken, im Windschatten eines Erdhügels der Hafenbaustelle ein kleines Biwak als Ausgangspunkt für das Vergnügen herzurichten. Den Mittelpunkt bildete ein Holzofen, an dem sie nicht nur die Hände, sondern auch ihr Mittagessen aufwärmen konnten. Die Mitglieder des Wandlitzer SC und gleichzeitig des Schweriner SV hatten über eine Internetseite von den guten Eisbedingungen der Boddengewässer erfahren und sich umgehend auf den Weg gemacht. „Als Eissegler muss man sehr flexibel sein“, erzählte Renate Zank. Wo sie auch auftaucht — das Alleinstellungsmerkmal der Gruppe sind die beiden Eissegler vom Typ „Ice Flyer“, der 1993 in den USA konstruiert wurde. Die Flitzer fallen allein schon durch ihr Erscheinungsbild auf, weil sich das Segel — ein herkömmliches Surfsegel — hinter dem Steuermann befindet. „Ich hatte die Konstruktion auf einer amerikanischen Internetseite gefunden und aus wasserfestem Sperrholz nachgebaut“, berichtete Ralf Zank. Sein Segelfreund Bernd Brechlin behauptete sogar, Ralf Zank wäre höchstwahrscheinlich der erste Besitzer eines IceFlyers in Deutschland gewesen. Der Typ sei hierzulande immer noch sehr selten, aber beispielsweise in Polen und dort besonders an den Masuren weit verbreitet. Ralf Zank, Ehefrau Renate und ihre beiden Söhne segeln im Sommer deutschlandweit Regatten auf Katamaranen der TopCat-Klasse. Während die Eltern amtierende Weltmeister sind, führen Sohn Robert und Bernd Brechlin den Europameistertitel. Zur Erinnerung: Die TopCat-Klasse hatte 1999 auf dem Barther Bodden ihren Europa-Cup ausgesegelt. Durch das Eissegeln könne man seiner Sportart auch im Winter treu bleiben, so ein Motiv von Ralf Zank, sowohl das Segeln auf dem Katamaran als auch auf dem IceFlyer habe etwas für sich. „Sie sind beide schnell und bestimmte Techniken gleichen sich“, fügte Bernd Brechlin hinzu. Die mit viel handwerklichem Geschick gefertigten DN-Schlitten stellten ihr Potenzial mit sehr hoher Geschwindigkeit unter Beweis. So wie bei den IceFlyern hoben auch bei ihnen die seitlichen Kufen immer wieder mal ab. Etwas gemächlicher zogen die traditionellen Fischerschlitten ihre Bahnen. Bodo und Irmhild Schmidt aus Bodstedt hatten den Spaß schon am vorherigen Wochenende genossen. „Ich bin seither jeden Tag auf dem Eis gewesen und mache solange weiter, wie es die Eisstärke zulässt“, versicherte der Rentner. Horst Winter band mit Sohn Johannes (13) ein Reff in das Segel des Fischerschlittens, weil der Junior allein eine Runde drehen wollte. Er sei zu leicht und würde den Schlitten nicht halten können, wenn der sich auf eine Kufe stellt, so die Begründung des Vaters für die Vorsichtsmaßnahme. Unbeeindruckt vom übrigen Geschehen übte der Neu-Bodstedter Jörg Nassler das Surfen auf Kufen. Als gleitfähige Unterlage verwendete er dabei ein Metallgitter mit Kufen. Nach einigen gefährlich aussehenden Manövern wurde er darauf immer sicherer. Ich mache solange weiter, wie es die Eisstärke zulässt.“Bodo Schmidt, Bodstedt Volker Stephan

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