Immer mehr Schüler im Kreis schwänzen

Immer mehr Schüler im Landkreis Vorpommern-Rügen bleiben dem Unterricht fern. 340 Kinder und Jugendliche in der Region haben 2013/2014 die Schule geschwänzt, das zeigt die Statistik des Bildungsministeriums in Schwerin, die der OSTSEE-ZEITUNG vorliegt. Zwei Jahre zuvor waren es noch 185. Eine auffällige Entwicklung: Mehr Schulschwänzer gab es im Vergleich der Landkreise in MV der letzten Jahre sonst nur in Rostock. Gero Schwedhelm ist das Problem nicht fremd. „Das sind bei uns aber zum Glück nur Einzelfälle“, sagt der Schulleiter der Regionalen Schule „Adolph Diesterweg“ in Stralsund. Wenn man aber mit einem Schulschwänzer zu tun hat, dann liegt die besondere Schwierigkeit darin, eine Lösung zu finden. Denn das Fernbleiben sei ja nicht der Grund, sondern nur die Spitze des Eisberges anderer Probleme, die häufig im familiären Umfeld beginnen, so der Schulleiter. Wenn also kreisweit die Anzahl der Schulschwänzer zunehme, verrate das etwas über die Probleme insgesamt, die für Kinder und Jugendliche in dem Alter zunehmen, so seine Einschätzung. Ignoranz des Problems ist dabei keine Alternative: Denn in Deutschland besteht Schulpflicht. Wenn Gespräche mit Erziehungsberechtigten und Schulsozialarbeitern keine Erfolge bringen, dann müssen Behörden aktiv werden. Im schlimmsten Fall drohen Schülern Geldbußen oder gar eine Freiheitsstrafe. Das ist allerdings in den letzen Jahren im Kreis Vorpommern-Rügen nie notwendig gewesen, so ein Sprecher des Bildungsministeriums. In Stralsund funktioniert die Zusammenarbeit mit anderen Stellen, wie etwa dem Schulpsychologen oder dem Schulamt, so Schwedhelm. Trotzdem ist die Anzahl der Schüler, die dort unentschuldigt fehlen, seit 2011 besonders stark angestiegen. Waren es vor drei Jahren noch 49 Schüler, wurden im vergangenen Schuljahr 2013/2014 insgesamt 137 Schulschwänzer gezählt. Welche Schulen besonders betroffen sind, gibt das Bildungsministerium nicht an. Auch im Altkreis Nordvorpommern von Barth über den Darß, Ribnitz-Damgarten bis Grimmen bleiben laut der Statistik auffällig viele Kinder und Jugendliche der Schule fern: 2011/2012 waren es noch 104. Im letzten Schuljahr fehlten 165 Schüler unentschuldigt. Sigrid Schermuk ist froh, dass die Fälle am Richard-Wossidlo-Gymnasium in Damgarten die Ausnahme bleiben. „In der Regel sind es höchstens ein bis zwei Schüler pro Jahr.“ Ihrer Meinung nach lohne es sich, schnell zu intervenieren. Auch in Grundschulen wird generell seltener geschwänzt: „Das ist die Zeit, in der die Schüler noch besonders gerne zur Schule gehen“, so die Einschätzung von Birgit Mietzner, Schulleiterin der Dr. Theodor Neubauer Grundschule in Grimmen. „Bei uns gibt es das Problem nicht.“ Auf Rügen ist die Zahl der Schulschwänzer generell auf einem niedrigen Niveau: Im Schuljahr 2011/2012 waren es 32, im Jahr darauf 46 und zuletzt 38. So auch die Wahrnehmung von Christoph Racky, Schulleiter des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in Bergen. Bei fast 950 Schülern ist die Zahl derjenigen, die unentschuldigt fehlen, sehr, sehr überschaubar. Trotzdem kenne er natürlich solche Fälle. „Die Gründe für das Fehlen sind vielfältig, aber in der Regel wiederholen sich die Muster“, so der Schulleiter. Manchmal wollten die Schüler einfach gegen ihre Erziehungsberechtigen rebellieren, manchmal gebe es Kinder und Jugendliche, die einfach die ganze Nacht Computer spielen und dann deswegen morgens nicht aus dem Bett kommen. Und manchmal hilft auch einfach ein Wechsel: So bei dem einen Schulschwänzer-Fall, an den sich Birgit Appelbohm von der Regionalen Schule in Sassnitz, erinnert. Der Schüler war einfach nicht bei der richtigen Schulform, so die Schulleiterin. Das konnte im Gespräch mit der Mutter und dem Schulsozialarbeiter geklärt werden. Die meisten Schüler fehlen in Nordvorpommern 340 Schüler haben im Schuljahr 2013/2014 an Schulen im Landkreis Vorpommern-Rügen unentschuldigt gefehlt. Im Schuljahr 2011/2012 waren es noch 185. Die meisten Schüler (165) haben im letzten Schuljahr im alten Kreis Nordvorpommern gefehlt. 137 waren es in Stralsund, 38 auf Rügen. In Deutschland besteht Schulpflicht: Wenn Schüler häufiger fehlen und das Problem nicht durch Gespräche und andere Angebote gelöst werden kann, sieht das Schulgesetz Interventionsmaßnahmen vor — bis hin zur Verhängung eines Bußgeldes in Höhe von 2500 Euro oder gar einer Freiheitsstrafe. Dazu ist es in den letzten drei Jahren in der Region aber nicht gekommen. Elisabeth Woldt

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