Jens Seidler ist neuer Pfingsttonnenkönig

1889 gründeten verwegene Darßer den Borner Tonnenbund. Dieses Ereignis, 125 Jahre danach, feierten am Pfingstwochenende die Tonnenbrüder und -schwestern stilvoll gemeinsam mit Delegationen aus Wieck, Prerow, Ahrenshoop, Wustrow, Dierhagen und Klockenhagen vier Tage lang. Auf einem Plakat ist Landwirt Viktor Kegel 1965 hoch zu Ross abgebildet. Mit einer Hand die Zügel haltend, schlägt er mit einem Knüppel gegen ein geschmücktes Heringsfass. Dieses Bild zeigt, wie das Tonnenabschlagen gemacht wird, und zog am Pfingstsonntag mehrere Hundert Schaulustige an. Das Banner zwischen den beiden Pferdeköpfen zur Borner Erlebniswiese zeigt den Friseur Helmut Penk als Hauptmann mit Federhut 1962. Das Fest ist zur Tradition gereift. Organisationstalent, Disziplin, Ideenreichtum, handwerkliches Geschick und langjährige Erfahrungen zeichnen die Tonnenbrüder aus. Chronist Holger Becker kommt wie ein lebendiges Archiv daher. Er hat die Zügel in der Hand. Gastlich öffneten Tonnenkönig Christian Weller und Stäbenkönig Christian Kruse ihre Höfe und luden zum großen Festschmaus bei Blasmusik ein. „‘Musik, Musik‘, ein Marsch, den wir seit 35 Jahren in Born gut spielen“, sagt Michael Gabbert, der den gesamten musikalischen Abend spendiert. „Ich bin extra aus Mannheim angereist, um den König hier zu unterstützen“, sagt der Italiener Giuseppe Camilleri und schenkt zur Erdbeere Sekt ein. „Zum ersten Mal erlebe ich so ein Fest.“ „Läuft gut an“, sagt im Festzelt Bernd Kruse, Boddenschiffer und dreifacher Bezirkstonnenkönig aus Wustrow. Zur Ausstellungseröffnung im Borner Hof überreicht Friseurmeisterin Anneliese Penk Holger Becker historische Fotos für seine Sammlung. Beim Festumzug mit 56 Reitern und 16 Wagen durch das vortrefflich geschmückte Dorf halten die Reiter am Hause Saatmann, zum Gedenken an den seligen Günter und um wie immer, für den Wettstreit die Tonnen abzuholen. Die präpariert inzwischen Enkel Henri Weimann. Der schwerkranke Ernst Michaelis freut sich über einen Kurzbesuch. Er begann 1955 seine Reiterlaufbahn und lenkte 40 Jahre die Geschicke des Tonnenbundes. Mit einem Wallach und Pony kutschiert Ulrich Borchert aus Hirschburg Eleonore Scharmberg und Agnes Grolik, beide im selbst geschneiderten eleganten Schwanenkostüm, und Bürgermeister Gerd Scharmberg im Maskenballkostüm durch den Ort. Runde um Runde moderiert er auf dem Borner Festplatz die Schläge gegen die Tonne. „Das ist kein Heringsfass, da waren nur Sprotten drin“, ruft er, als nach 16 Uhr die Stäben rasch zu Boden fallen und schon bald Philipp Schubert (26) Glück hat. Der Gastronom reitet bereits zehn Jahre und erhält den ersten Orden als Stäbenkönig. Der älteste Borner Reiter, Manfred Seidler (70), hatte gesagt: „1964 wurde ich König. Ich hoffe, dass es mir nach 50 Jahren wieder gelingt!“ Doch der Wunsch erfüllte sich für seinen Sohn Jens (46), Hauptmann der Tonnenbrüder, und für Enkel Max (6). Beide wurden Tonnenkönige. Zum ersten Mal erlebe ich so ein Fest.“Giuseppe Camilleri, Besucher aus Mannheim Elke Erdmann

Born - Jens Seidler ist neuer Pfingsttonnenkönig