Kampf um die Königswürden in Klockenhagen

Hannes Pulow steht im Tonnenbundhaus Klockenhagen vor der Ehrentafel. Da sind die Namen sämtlicher Tonnenkönige verzeichnet. Ob der Zehnjährige auch mal seinen Namen dort verewigt finden wird? Vielleicht, noch muss er aber warten bis er 16 Jahre alt ist. Erst ab diesem Alter darf er beim Tonnenabschlagen mitmachen. Bis dahin sammelt er seine Erfahrungen auf dem Pferderücken bei den Bernsteinreitern in Hirschburg. Oma Brigitte Pulow freut es, dass mit Hannes die nächste Tonnenbundgeneration heranwächst. Beim Tonnenabschlagen dabei zu sein, das hat Tradition in der Familie. Das ist schon daran zu sehen, dass gleich drei Pulows am 29. Juli auf dem Festplatz des Reit- und Tonnenbundes Klockenhagen beim Tonnenabschlagen an den Start gehen werden: Vater Hans Joachim sowie die Söhne Renè und Andreas. „Bei Familie Volkmer waren es sogar noch mehr, da gingen schon mal sechs Familienangehörige bei einem Tonnenabschlagen an den Start“, weiß Wolfgang Smartza zu berichten. Seit über 20 Jahren ist er Mitglied des Tonnenbundes und so etwas wie das Gedächtnis des Vereins. Gegründet wurde dieser übrigens 1921, im vorigen Jahr konnte also 95-jähriges Bestehen gefeiert werden. Die Tradition des Tonnenabschlagens reicht allerdings viel weiter zurück, erläutert Wolfgang Smartza. Ältere Einwohner von Klockenhagen hätten immer erzählt, dass das Tonnenabschlagen im Ort schon sehr lange betrieben wurde. Ein genaues Datum und Nachweise gab es allerdings nicht. Fündig wurde man dann in einem Artikel einer Zeitung vom 23. Juni 1881 über das Tonnenabschlagen in Wustrow. In diesem Artikel wird Klockenhagen erwähnt. In dem Artikel heißt es wörtlich: „Gäste aus Ribnitz waren nur spärlich (in Wustrow) erschienen. Mancher dürfte von dort nach Klockenhagen gewandert sein, wo auch gestern die gleiche Volksbelustigung begangen ward.“ Mehr als 50 Mitglieder hat der Klockenhäger Reit- und Tonnenbund. Am eigentlichen Tonnenabschlagen nehmen um die 20 Reiter teil. Das sind die aktiven Mitglieder. Dann gebe es noch die passiven Mitglieder. Aber was heiße hier schon passiv, so Thoralf Hoth. Viele der so genannten Passiven seien sehr aktiv, so bei der Vorbereitung und der Durchführung des Tonnenabschlagens. „Da ist eine Unmenge an Arbeit zu leisten. “ Einige der so genannten passiven Mitglieder kümmern sich zum Beispiel auch um die wichtige Sponsorenarbeit. Großes Augenmerk wird bei dem alljährlichen Tonnenabschlagen auch auf die Unterhaltung von den kleinen Besuchern gelegt. Sie können sich, je nach Alter, an zwei Tonne versuchen und ermitteln ebenfalls Stäben- und Tonnenkönige. Sie treten allerdings zu Fuß an. Auch bei den Kindern winken den Tonnenkönigen Preise. Wolfgang Smartza weiß von Familien zu berichten, so unter anderem aus der Schweiz, die ihren Urlaub so legen, dass deren Nachwuchs beim Kindertonnenabschlagen in Klockenhagen dabei sein kann. Brigitte Pulow, Wolgang Smartza und Thoralf Hoth betonen: Zwar sei das Tonnenabschlagen im Jahr ohne Frage der Höhepunkt im Vereinsleben, die Aktivitäten des Reit- und Tonnenbundes gingen aber weit über das Tonnenabschlagen hinaus. So engagiert sich der Verein bei vielen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Kinderfest in Ribnitz, dem Erntedankfest im Freilichtmuseum Klockenhagen oder dem Fastnachtstonnenabschlagen in Born. Immer gehe es dabei um die Bewahrung von Traditionen, so Thoralf Hoth. Das Tonnenfest in Klockenhagen beginnt am 29. Juli um 14 Uhr auf dem Festplatz des Reit- und Tonnenbundes. Zuvor wird die amtierende Tonnenkönigin, Annemarie Schreiber, im Festzug abgeholt. Auch um die Tonne herum wird ab 11 Uhr einiges geboten: Kindertonnenabschlagen, Ponyreiten, Hüpfburg, die Feuerwehr veranstaltet für die Kinder Zielspritzen, Torwandschießen und Stelzenlaufen. Um 10 Uhr beginnt das Programm auf dem Hof des Freilichtmuseums. Die Besucher können zwischen Freilichtmuseum und Festplatz nach Belieben hin- und herwandern. Das Museum öffnet mit Gastronomie, Schauwerkstätten, Handwerk, Tante-Emma- Laden, historische Landmaschinen. Ab 11 Uhr Familienprogramm mit Basteln, Tierschau und Fütterungen, Melkübungen an der Kuh Luise, Traktorpräsentation und Mitfahrgelegenheiten, Handwerk wie früher, Auftritt Folkloretanzgruppen vor der Museumsgaststätte. Ab 20 Uhr „Großer Tonnenball“ im Festzelt. Preise: Tagesveranstaltung 8 Euro, erm. für Bewohner Ribnitz-Damgartens mit Ortsteilen 7 Euro, Abendveranstaltung 5 Euro; Vorverkauf: Freilichtmuseum, Firma Unitek, Bäderstraße , ☎ 03821/895215, Heike Prohn Achterberg 41, ☎ 03821/8116 88 Edwin Sternkiker

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